PR TB 029 Die Fremden Aus Dem Mikronebel
unterbrach ihn
Julian. "Es half nichts. Er hatte eine vorgefaßte Meinung
und hörte mir nicht einmal zu. Vielleicht könnte ich ihn im
Laufe eines Monats dazu bringen, daß er mir gaubt. Aber wir
haben keinen Monat Zeit.
Das ist unser Problem."
Lorran nickte zögernd.
"Ja, ich verstehe", murmelte er.
Sie schwiegen, bis sie Lorrans Haus erreichten. Als er die Tür
öffnete, sagte der Arzt:
"Jetzt bin ich wirklich gespannt, was wir unter dem Mikroskop
zu sehen bekommen. Ich meine, bei wirksameren Vergrößerungen,
wenn nötig unter dem Elektronen-Mikroskop."
Julian spürte, daß er es nur sagte, um überhaupt
etwas zu sagen. Er war froh, daß sich eine Gelegenheit zum
Wechseln des Themas ergab.
Sie betraten die Ordination. Lorran schritt hinüber zum
Mikroskoptisch. Etwa zwei Meter davor blieb er stehen, als wäre
er gegen eine unsichtbare Wand gerannt. Julian hörte ihn ein
überraschtes Brummen ausstoßen. Er schob Lorran beiseite
und trat auf den Tisch zu.
Etwas knirschte unter seiner Sohle. Vorsichtig wich er einen
Schritt zurück. Der Boden war mit Glassplittern übersät.
Irritiert warf er einen Blick auf das Mikroskop. Der Behälter,
in dem sich die merkwürdige Kugel befunden hatte, war
verschwunden. Nur noch Splitter lagen umher. Die meisten davon waren
auf den Boden gefallen.
Julian wandte sich um. Sein Gesicht war bitter ernst.
"Ich möchte gerne allen, die an der Existenz einer
Gefahr zweifeln, diesen Anblick hier vorführen können"
sagte er, und seine Worte fielen schwer und hart wie Hammerschläge.
Lorran war aschfahl. Aus großen Augen, aus denen Panik und
Unglaube schimmerten, starrte er Julian an.
"Das fremde Objekt muß sich mit der Wucht einer
Explosion befreit haben", stellte Julian sachlich fest.
"Der Behälter war so groß, daß
hunderttausend seiner Art hineingepaßt hätten. Trotzdem
hat es die Wände gesprengt, als
wären sie aus Seidenpapier. Sehen Sie...", er bückte
sich und hob einen Splitter auf, der wenigstens sechs Meter vom
Mikroskoptisch entfernt lag, "... bis hierher wurde das Zeug
geschleudert."
Lorran rührte sich noch immer nicht. Julian nützte die
Zeit, um sich in der Ordination umzusehen. Nichts schien sich
verändert zu haben, seit er den Raum vor zwanzig Minuten
verlassen hatte. Die kleine, fremde Kugel hatte außer den
Splittern des Behälters keine, Spur zurückgelassen.
Der Arek lag immer noch reglos auf dem Operationstisch. Julian
packte Lorran an der Schulter und schüttelte ihn.
"Kommen Sie zu sich", herrschte er ihn an "Ich
brauche Ihre Hilfe."
Lorran starrte ihn an, als wäre er eben vor ihm aus dem
Nichts entstanden.
"Bevor wir etwas unternehmen", erklärte ihm Julian,
"muß ich wissen, was mit dem Arek los ist. Sie können
ihn vorzeitig aus der Narkose befreien, nicht wahr?"
Lorran nickte hastig.
"Ja - ja, natürlich", stieß er hervor.
Im nächsten Augenblick lief er zu einem der
Medikamentenschränke, die in der Nähe der Tür
aufgestellt waren.
"Bedeutet die Prozedur ein Risiko für den Kranken?"
erkundigte sich Julian.
Lorran entnahm dem Schrank eine fertig aufgezogene Spritze.
"Nein, nein - natürlich nicht", murmelte er.
Er gab dem Bewußtlosen eine Injektion
"Wie lange?" fragte Julian knapp.
"Eine Minute."
Der Arek begann sich zu regen. Er drehte den Kopf von einer Seite
zur ändern, und die Hände zuckten unruhig. Schließlich
öffnete er die Augen. Eine Zeitlang wußte er offenbar
nicht, wo er sich befand. Dann sah er die beiden Fremden sich über
ihn beugen und wollte in die Höhe fahren. Die Anschnallgurte
hielten ihn fest.
"Wer bist du?" fragte Julian in dem Dialekt, den
Loggallans Leute sprachen.
Der Arek kniff die Augen zu schmalen Schlitzen zusammen. Er sah
aus wie einer, der sich krampfhaft bemüht, seine Erinnerung
wiederzugewinnen
"Nicht verstehen gut... Sprache", antwortete er in
demselben Idiom, unbeholfen und mit schwer verständlicher
Aussprache.
Offensichtlich kannte er nur ein paar Worte von Loggallans
Dialekt.
Julian wandte sich um.
"Laufen Sie und holen Sie Kalep oder Sifter", befahl er
Lorran.
Lorran stürmte davon. Zehn Minuten später war er mit
Sifter zurück. Der Lange beugte sich über den
Operationstisch und sprach ruhig und freundlich auf den Arek ein. Der
Arek entspannte sich und begann zu antworten. Er sprach fließend
und zusammenhängend.
Sifter richtete sich schließlich auf. Er wirkte ratlos.
"Er behauptet, er wüßte nicht, wie er hierherkäme.
Er weiß nicht, wer wir sind, und
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