PR TB 030 Der Schlüssel Zur Anderen Welt
Triebwerksstrahlen
gegen den Belag des Landefelds. Ein Orkan flimmernder, hocherhitzter
Luftmassen raste nach allen Seiten davon. Die Außenmikrophone
des Schiffes übermittelten das chaotische Röhren, Krachen
und Brüllen, das durch den Talkessel tobte.
Zehn Kilometer über dem Boden schaltete Guy die
Antigravprojektoren dazu. Um den optischen Effekt zu erhöhen,
drosselte er für den Zeitraum von fünf Sekunden die
Triebwerksleistung auf Minimalwerte. Die HER BRITANNIC MAJESTY fiel
erneut schneller. Dann setzten die Triebwerke wieder mit Vollschub
ein.
Mabel fuhr die Landestützen aus. Zehn Sekunden später
betrug die Geschwindigkeit gleich Null. In zwei Meter Höhe
schwebte das Schiff reglos über dem glutübergossenen Boden,
dann sank es zentimeterweise tiefer.
Guy Nelson wartete auf das grüne Kontrollicht, das die
gelungene Landung anzeigte. Als er die Triebwerke abschaltete, begann
sich der Glutorkan langsam zu legen.
„So!” sagte Guy befriedigt. „Ich bin gespannt, ob
man jetzt immer noch die Naiven und Harmlosen spielt.”
Es zeigte sich, daß er die Geduld der Morgoter
unterschätzte. Fünf Minuten lang geschah nichts. Danach
fragte die Bodenleitstelle an, ob der Kapitän einen Gleiter
wünsche, der ihn zur Hafenabfertigung bringen könnte.
„In einer halben Stunde etwa”, gab der Kapitän
Auskunft. „Meine Schwester hat während des Landemanövers
Kaffee gekocht. Den möchten wir erst noch trinken.”
Daraufhin erlebte er die Genugtuung, einen völlig
fassungslosen Morgoter auf dem Telekomschirm zu sehen.
*
Sie gaben sich sehr großzügig und jovial. „Sie”,
das waren zwei Beamte der Hafenpolizei vom Landefeld Troto, die Guys
Papiere prüften und sich nach dem Zweck seines Besuchs
erkundigten.
Ein ferngesteuerter Gleiter hatte den Kapitän zum
Abfertigungsgebäude gebracht. Dabei war ihm zum erstenmal
aufgefallen, wie wenig Betrieb auf dem gesamten Areal herrschte.
Außer der HER BRITANNIC MAJESTY befand sich nur ein zur Hälfte
demontiertes Walzenschiff im Tal. Die Werftanlagen schienen seit
Jahren nicht benutzt worden zu sein
und rosteten. Und außer den beiden Polizisten war kein
lebendes Wesen zu entdecken.
Guy Nelson ertrug das verkappte Verhör mit Humor und
Gelassenheit.
,,Sie sind also Raumtransportunternehmer”, sagte der eine
Beamte und reichte ihm die Papiere zurück. „Haben Sie
bereits eine Vorstellung davon, mit wem auf Morgot Sie sich über
einen Auftrag unterhalten wollen?”
Der Kapitän zog an seiner Pfeife und musterte die beiden
Polizisten mit unverhohlenem Interesse. Schon als er mit dem Mann von
der Raumkontrolle sprach, hatte er überlegt, wo und wann er
etwas über diese Rasse gehört hatte. Das Ergebnis war
negativ gewesen.
Die Bewohner von Morgot wurden in keinem terranischen Katalog
geführt - es sei denn, in einem, der der Öffentlichkeit
nicht zugänglich war. Die beiden Beamten erhärteten den
Eindruck, den Guy bereits am Telekomschirm gewonnen hatte. Sie waren
etwa 1,90 Meter groß, breitschultrig und muskulös. Dennoch
wirkten sie nicht unsympathisch. Guy störte sich lediglich
daran, daß ihre Augen infolge der stark vorgewölbten
Wülste stets im Schatten lagen.
„Nein”, beantwortete er die Frage, „ich kenne
niemanden auf diesem Planeten. Vielleicht können Sie mir einen
guten Rat geben, mit wem ich Verbindung aufnehmen müßte,
um Aufträge zu bekommen.”
Der Polizist nickte freundlich.
„Gern, Kapitän. Fahren Sie mit der Einschienenbahn in
die Stadt Troto und suchen Sie das Gasthaus ,Zum Roten Felsen’ auf.
Dort werden Sie Maril Obotok finden. Er kann Ihnen helfen.”
„Die Stadt Troto?” fragte Guy.
„Ja, sie liegt im Innern des Gebirges. Darum konnten Sie sie
von oben nicht sehen.”
„Aha! Und wie finde ich das Gasthaus ,Zum Roten Felsen’?”
„In der Straße des Reichlichen Wassers, Kapitän.
Aber jeder Stadtbewohner wird Ihnen den Weg zum Gasthaus gern
erklären.”
„Hm!” brummte Guy Nelson skeptisch. Wenn das stimmte,
was der Beamte da erzählt hatte, wurde die Angelegenheit immer
verworrener. Nicht genug, daß man ihn wegen seiner
Gewaltlandung nicht verwarnte, sondern im Gegenteil ausgesucht
höflich behandelte, man schien auch nicht das geringste dagegen
einzuwenden, daß er sich auf Morgot umsehen wollte. Die Polizei
selbst wies ihm noch den Weg in eine unterirdische Stadt. Entweder,
so schloß er, hatten die Morgoter tatsächlich nichts mit
der Raumschiffsfalle zu tun - oder aber sie waren völlig
Weitere Kostenlose Bücher