PR TB 030 Der Schlüssel Zur Anderen Welt
sicher,
daß er den Planeten niemals würde wieder verlassen können.
Guy Nelson war geneigt, der letzteren Möglichkeit den höheren
Wahrscheinlichkeitsgrad zuzusprechen. Er hoffte allerdings, die
Absichten dieser Leute durchkreuzen zu können.
Scheinbar hocherfreut bedankte er sich bei den Polizisten und
versprach, am Abend in die Stadt zu fahren und sich nach Maril Obotok
umzusehen. Inzwischen, sagte er, wollte er etwas schlafen, da er von
dem langen Flug ermüdet sei.
Er erwartete, man würde ihm ein Startverbot auferlegen. Als
nichts dergleichen geschah, fuhr er ein wenig enttäuscht zur HER
BRITANNIC MAJESTY zurück.
Mabel empfing ihn bereits in der Mannschleuse.
„Punch ist verschwunden”, sagte sie aufgeregt.
Guy nahm die Mütze ab und wischte sich den Schweiß von
der Stirn. Er lächelte herablassend.
„Was du nicht sagst! Das mußte ich bereits
feststellen, bevor wir in die Schiffsfalle gerieten.”
Mabel blickte ihn daraufhin so verständnislos an, daß
Guy Nelson ihr die Episode mit dem Video-Schachspiel erzählte.
„Ich weiß auch nicht, wo im Schiff er sich versteckt
hält”, schloß er. „Allerdings konnte ich mich
in den letzten Stunden nicht darum kümmern. Vielleicht sollten
wir ihn jetzt suchen, es ist noch Zeit genug bis zum Abend, vier
Stunden, wenn ich mich nicht irre.”
Mabel schüttelte den Kopf.
„Du wirst keinen Erfolg haben, Guy -es sei denn, du suchtest
hier im Tal. Punch hat
nämlich das Schiff verlassen. Zufällig kam ich dazu, wie
er die Lastenschleuse öffnete und über das Landefeld
davonlief.”
Guy Nelson stand wie erstarrt.
„Über das Landefeld davongelaufen ist er? Du meine
Güte, wie sollen wir ihn da wiederfinden? Wir können doch
schlecht mit dem Gleiter das ganze Areal abfahren. Ganz abgesehen
davon, daß ein so kleines Tier … ähem … Wesen, meine
ich, immer ein Versteck finden wird.”
„Hoffentlich wird er nicht überfahren”, meinte
Mabel besorgt.
Der Kapitän lachte trocken.
„Du vergißt, daß Punch ein intelligentes Wesen
ist. Dieser Gedanke geht selbst mir noch schwer ein, aber wir müssen
uns damit abfinden. Wenn ich nur wüßte, was Tami… äh
…”
„Aha!” schnaubte Mabel. „Schon wieder dieses
Weibsbild! Hat sie uns etwa den Blaupelz an Bord geschickt?”
Guy seufzte resigniert.
„Na schön, Schwesterlein! Ich verrate mich doch immer
wieder. Also möchte ich lieber gestehen. Ja, Tami ist eine Frau
- und was für eine …!” Er stöhnte unterdrückt.
„Ich lernte sie in Hondro kennen. Aber mehr, das schwöre
ich dir, darf ich nicht darüber sagen.” Er hob die Hand zum
Schwur. „Sowohl Tami als auch die Begleitumstände unserer
Bekanntschaft gehören zu dem ungeheuer verwickelten Komplex
eines Staatsgeheimnisses. Und ein Nelson kann bekanntlich schweigen!”
„Ja, ja”, murmelte Mabel, „schon der selige
Horatio war mundfaul.”
Guy räusperte sich verlegen und wechselte das Thema.
„Heute nacht habe ich etwas vor, Mabel. Darum möchte
ich jetzt etwas essen und danach schlafen. Würdest du bitte das
Abendessen …?”
Mabel sah ihn eine Weile prüfend an.
„So, du hast etwas vor, Bruderherz!” Ihre Stimme
schwoll an. „Aber das sage ich dir: Falls du auf Morgot ein
neues amouröses Abenteuer beginnst, trete ich aus dem
Unternehmen aus.”
„Keine Sorge”, entgegnete Guy Nelson ernst. „Nach
diesem Abenteuer werde ich entweder als dein braver Bruder
zurückkehren - oder überhaupt nie mehr!”
Er stülpte sich die Mütze auf den Kopf und sprang in den
Antigravschacht.
Kapitän Nelson legte sich nach dem Essen nicht hin, wie er es
ursprünglich beabsichtigt hatte. Statt dessen suchte er George
im Polgeschützstand auf.
Der Roboter erhob sich bei Guys Eintritt aus dem Schwenksessel und
salutierte militärisch. „Keine besonderen Vorkommnisse,
Sir!” Guy Nelson nahm die Pfeife aus dem Mund und spuckte auf
den Boden. Dann musterte er den Roboter mit strengem Blick.
,,Ich habe einen schlechten Geschmack im Mund, George. Weißt
du warum?”
„Mein Logiksektor sagt mir, daß Sie vermutlich Ihre
Zähne längere Zeit nicht geputzt haben, Sir.”
„Unsinn, du Hochstapler!” Guys Gesicht rötete sich
vor Zorn. „Ich habe einen schlechten Geschmack im Mund, weil du
zu einem Verräter geworden bist, George. Nicht genug, daß
du damals Punch in Schutz nahmst: nun hast du ihn auch noch entkommen
lassen, ohne Alarm zu schlagen. Was ist eigentlich in dich gefahren,
deine Pflichten gegenüber mir als Kapitän
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