PR TB 030 Der Schlüssel Zur Anderen Welt
danach ein schwaches Zischen.
Guy trat aus der Schalterhalle auf den schmalen Bahnsteig. Ein
tropfenförmiges Fahrzeug wartete auf einem der Schienenstränge.
Das dickere Ende mit der Verglasung wies auf einen Tunneleingang. Guy
Nelson schob sein Ticket in den Prüfautomaten an der Tür.
Eine grüne Lampe leuchtete auf, summend öffnete sich die
Tür.
Guy stieg ein und nahm in dem bequemen Polstersessel Platz. Hinter
ihm schloß sich die Tür wieder. Der Einschienenwagen fuhr
lautlos an und beschleunigte mit hohen Werten. Guy wurde tief in die
nachgebenden Polster gepreßt. Im nächsten Augenblick
tauchte das Fahrzeug in den Tunnel ein. Die Leuchtplatten an den
Wänden und der Decke verschmolzen zu huschenden Streifen. Guy
versuchte die Geschwindigkeit zu schätzen. Er kam auf einen Wert
von etwa hundertfünfzig Stundenkilometern.
Als das Fahrzeug bremste, waren knapp vier Minuten vergangen.
Demnach konnte Troto kaum weiter als zehn Kilometer vom Raumhafen
entfernt sein.
Sekunden später weiterte sich der Tunnel zu einer
Bahnhofshalle. Außer den automatischen Abfertigungsanlagen war
sie so leer wie ihr Gegenstück am Landefeld. Guy Nelson stieg
aus, als sein Wagen hielt. Die Tür öffnete und schloß
sich automatisch.
Ohne sich länger in der leeren Halle aufzuhalten, schritt der
Kapitän auf eine nach oben führende Rolltreppe zu. Er ließ
sich durch eine Art Schleuse hindurchtragen - und gelangte in eine
völlig andere Welt.
Die Kunstsonne am künstlichen Himmel einer gigantischen Höhle
beschien Tausende und aber Tausende breiter Straßen und
mehrstöckiger Gebäude. Gleiter summten über
weitgeschwungene Brücken, und das Brausen einer
vieltausendköpfigen Menschenmenge zeugte anscheinend davon, daß
Troto alles andere als eine Kulisse war.
Wie betäubt von dieser Erkenntnis ging Guy auf ein wartendes
Gleitertaxi zu.
4.
Die Straße des Reichlichen Wassers lag am anderen Ende der
Stadt und verdiente ihren Namen in Guys Augen nicht. Sie war so
schmutzig, als müßten ihre Bewohner mit jedem Tropfen
Wasser geizen. Mit anderen Flüssigkeiten allerdings gingen sie
offensichtlich weniger sparsam um. Die zahllosen Betrunkenen in der
engen Gasse sprachen eine eindeutige Sprache.
Die Straße des Reichlichen Wassers gehörte zu eine der
verworfensten Vergnügungsviertel der Galaxis. Guy Nelson hatte
auf seinen Reisen schon viele Heimstätten der Sittenlosigkeit
und des Lasters kennengelernt, nachträglich erschienen sie ihm
im Vergleich zu dieser Örtlichkeit wie biedere Stammtischlokale.
Guy schob angewidert den Arm einer auffällig gekleideten und
geschminkten Halbweltdame beiseite und beschleunigte seinen Schritt.
Hinter ihm ertönten unflätige Schimpfworte. Ein Morgoter im
gestreiften Umhang rempelte ihn an und versuchte, einen Streit zu
provozieren. Der Kapitän kannte die Bräuche in solchen
Vierteln jedoch zu gut, um sich darauf einzulassen.
Als er vor dem Gasthaus „Zum Roten Felsen” stand,
zerschmolzen seine letzten Hoffnungen. Wüster Lärm schallte
aus dem achtstöckigen, hell erleuchteten Gebäude, und aus
den drei offenen Türen quoll Rauch und säuerlicher
Alkoholdunst.
Wenn dieser Maril Obotok tatsächlich hier verkehrte, dann
vermittelte er ganz bestimmt keine sauberen Frachtgeschäfte!
Guy zuckte zusammen, als ein Mann in hohem Bogen durch eine der
Türen schoß und dicht vor ihm auf dem Plastikbelag der
Gasse aufschlug. Gelächter dröhnte hinterher.
Er bückte sich und half dem Morgoter auf. Der Betrunkene
lehnte sich schwankend an ihn und lallte unverständliche Worte.
Beinahe hätte Guy die tastende Hand unter seiner Uniformjacke
nicht bemerkt. Als er Zugriff, hielt der andere bereits seine
Brieftasche in den Fingern.
Wütend riß Guy die Brieftasche wieder an sich. Der
Morgoter schien seine Niederlage jedoch nicht hinnehmen zu wollen. Er
zog mit einer Behendigkeit, die ihm der Kapitän nicht zugetraut
hätte, ein Schnappmesser und ließ die Klinge
herausschnellen.
Guy Nelson wich dem Stoß aus und schlug dem andern den Arm
zur Seite. Seine Faust krachte gegen das wuchtige Kinn. Der Morgoter
ließ das Messer fallen und sprang Guy mit einem wahren
Panthersatz an. Der Kapitän wurde überrascht; er hatte der
Wirkung seines Schlages vertraut und geglaubt, der andere wäre
für einige Minuten kampfunfähig. Als er am Boden lag,
revidierte er seine Meinung. Der Morgoter brachte einige harte
Schläge an, bevor Guy seine Überraschung überwunden
hatte. Dann jedoch rollte sich Nelson zur
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