PR TB 034 Die Festung Der Raumfahrer
zwischen verschachtelten Schrunden.
Dort, wo die Vegetation aufhörte, hielt Omar das Fahrzeug ein
letztes Mal an. Er schaltete die Außenmikrophone ab, um das
Heulen des Sturmes übertönen zu können und sagte:
„Vielleicht sollten wir die Kombinationen schließen
und die Helmkapuzen aufsetzen.“ Er lachte unsicher. „Ich
glaube zwar nicht an eine imaginäre Todeszone, aber inzwischen
bin ich zu der Einsicht gekommen, daß wir nicht vorsichtig
genug sein können.“
Niemand widersprach. Stumm verschlossen sie Kombinationen und
Helme, überprüften deren Dichtigkeit und den
Lufterneuerungskreislauf.
Mit verkniffenem Gesicht beobachtete Omar einige Kugelpflanzen,
die den geröllbedeckten Hang hinaufgetrieben wurden. Die meisten
rollten wieder zurück und sammelten sich am Fuße des
Schuttkegels wie vor einer unsichtbaren Mauer. Mehrere der stachligen
Gewächse jedoch hakten sich zwischen den Steinen fest. Deutlich
war zu erkennen, wie die roten Wurzeln aus den Kugelkörpern
zuckten und in den Schotter eindrangen. Der Vorgang erschien dem
Tierpsychologen rätselhaft; er stand in
krassem Widerspruch zur Vegetationslosigkeit des Gebirges. Aber
zugleich flößte er ihm neue Hoffnung ein. Wo Pflanzen
Wurzel schlagen konnten, gab es keine Todeszone ...
Die Generatoren heulten hell auf, als Omar den
Beschleunigungshebel bis zum Anschlag nach vorn stieß. In einem
kraftvollen Satz stürmte die Superschildkröte den
Schotterhang hinauf. Die Gleisketten schleuderten Geröll nach
hinten. Ab und zu schlugen Steine knallend gegen den Unterboden des
Wagens.
Unermüdlich kletterte das Fahrzeug höher, schwang sich
auf einen schmalen Grat, balancierte sekundenlang auf den zwei Ketten
einer Seite - und rollte schwerfällig weiter, als die Automatik
die Gleisketten im Winkel von dreißig Grad nach innen
schwenkte. Fest mit dem Gestein beider Grathänge verhaftet,
zogen die Ketten das Fahrzeug Meter um Meter vorwärts bis Omar
auf ein breites Band zusteuern konnte.
Mara atmete hörbar aus. „Das war knapp!“
Vorwurfsvoll schüttelte Omar den Kopf.
„Meinst du, ich wäre auf den Grat gefahren, wenn ich
nicht gewußt hätte, die Haftautomatik würde damit
fertig?“
Joaqu lachte rauh. Es klang wie ein befreiender Trompetenstoß.
„Jedenfalls sind wir in der Barrier - und wir leben noch!“
Omar gab keinen Kommentar dazu. In ihm kämpften die
widerstreitendsten Gefühle. Einerseits fühlte er Triumph in
sich aufsteigen - andererseits wußte er genau, daß keine
der illegalen Expeditionen aus der Impenetrable Barrier einen
Funkspruch hatte senden können. Er fragte sich, welcher Faktor
dafür verantwortlich gewesen war, wenn nicht der Ausfall des
Menschen. Die Funkgeräte in Superschildkröten waren so gut
geschützt, daß sie selbst dann noch einen Notruf sendeten,
wenn die menschliche Besatzung infolge äußerer Gewalt
umgekommen war. Leider besaß das Fahrzeug der Verbannten weder
einen Sender noch einen Empfänger. Es war also unmöglich,
die Probe aufs Exempel zu machen.
Ein sanft ansteigendes Tal erschien Omar Hawk geradezu ideal für
das weitere Eindringen ins Gebirge.
Und zum erstenmal entdeckte er Wasser.
Ein schmaler Bach schlängelte sich am Talgrund entlang. Die
für terranische Begriffe sirupartige Flüssigkeit wälzte
sich träge über Steinblöcke, zwängte sich in
Felseinschnitte und kroch über die Ufer, wenn das Bett flacher
wurde.
Aber für Oxtorne war es Wasser, und wo es Wasser gab, mußte
auch Leben existieren!
Die Stimmung der vier Menschen stieg schlagartig.
Es machte ihnen wenig aus, daß außer dem Wasser
vorläufig kein anderes Anzeichen von Leben auftauchte. Die zu
beiden Seiten aufragenden Felswände waren kahl und von
unzähligen Schrunden durchzogen. Wind und Wetter hatten an ihnen
genagt. Riesige Aufschüttungen herabgeschwemmten Materials am
Fuße tief eingeschnittener Felsrinnen zeugten davon ebenso, wie
die pilzförmigen abgeschliffenen Steinblöcke am Talgrund.
Das Dröhnen der Schildkröte rief hallendes Echo hervor.
Ab und zu brachten die Schallwellen überhängende Klippen
und angestaute Geröllbänke zum Einsturz. Dann donnerten
Lawinen zu Tal. Darein mischte sich das grauenhafte Jaulen und
Winseln des Sturmes, der über die Grate tobte. Allmählich
wurden die Verbannten sich des Gespenstischen ihrer Umgebung bewußt.
Yezos Gesicht verschloß sich, während Mara sich
schutzsuchend an Joaqu drängte.
Im Osten braute sich erneut ein Gewitter zusammen. Schon rollte
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