PR TB 034 Die Festung Der Raumfahrer
von deren verwesenden Abfällen er
sich ernährt...“
Mara Shant‘ung rümpfte die Nase.
„Du willst sagen, in den hypothetischen Höhlen der
Barrier wimmelt es von verfaulenden Leichen. Ich weiß nicht, ob
das der rechte Zufluchtsort für uns wäre ...“
Überraschenderweise stimmte Joaqu Manza ihr nicht zu. Seinem
Gesicht war anzusehen, daß die vererbte Furcht vor der Barrier
noch lange nicht überwunden war, aber die Stimme klang
entschlossen, als er sagte:
„Ich sehe ein, Omars Vorschlag stellt eine bessere
Alternative zum Hungertod dar als der Rückzug. Nur in der
Barrier haben wir noch eine Chance, aktiv für die Zukunft
Oxtornes zu wirken - oder wenigstens kämpfend zu sterben
*
Als zwei Tage später die Sonne aufging, beleuchteten ihre
Strahlen eine gigantische, dunkle Masse, die sich übergangslos
aus dem Dunst der Ebene erhob.
Dort lag sie, die Impenetrable Barrier - Sinnbild des Aberglaubens
einer schwachen Generation und Götze für die, die an die
Unüberwindlichkeit der Natur glaubten. Etwas Drohendes ging von
ihrem Anblick aus, wie sie nackt und zerklüftet dalag. Dreimal
waren mutige Menschen in das Felslabyrinth eingedrungen, obwohl ihre
Körper unter dem Luftdruck von acht Atmosphären und einer
Schwerkraft von 4,8 Gravos fast zusammenbrachen. Keiner kehrte je
zurück. Omar Hawk starrte mit verkniffenem Gesicht hinüber.
Sie würden es schaffen - oder sterben ...!‘
Mara Shant‘ung neben ihm schauerte zusammen. Ihr
Gesicht drückte alle jene Gefühle aus, die die Menschen
Oxtornes seit jeher für die Impenetrable Barrier - die
undurchdringliche Barriere - empfunden hatten.
Je höher die Sonne stieg, desto bedrückender wirkte das
Bild. Die regelmäßig nach Nevertheless gewehten
Sporenwolken hatten wenigstens Leben vermuten lassen in der Barrier -
doch die Wirklichkeit sah anders aus. Keine Spur von Vegetation, kein
Mamu, keine Jetqualle belebten die düstere Szenerie.
Es schien, als setzte die Barrier allem Leben eine Grenze, die es
nicht zu überschreiten vermochte.
Zum erstenmal kamen sogar Omar Hawk Zweifel, ob der Mensch
tatsächlich eine Lebensberechtigung für diese
4,8-Gravo-Welt mit ihrem mörderischen Luftdruck von acht
Atmosphären erworben hatte, als er sich anpaßte ...
Aber dann schob er energisch das Kinn vor.
„Nein! Wir können uns nicht irren! Es muß Leben
geben in der Barrier. Die Sporen des Cavern-Pilzes beweisen es, und
er vermag nur in einem Luftdruck zu existieren, der in der Barrier
vorzufinden ist.“
„Fahren wir hin und sehen wir nach!“ entschied Yezo.
Mara, die junge Ärztin, wandte sich um. In ihrem Gesicht stand
Furcht.
„Was geschieht, sobald wir die Grenze zur Barrier
überschreiten?“ flüsterte sie, heiser vor Erregung.
„Werden wir ... sterben?“
Omar vermochte sich eines leichten Schauders nicht zu erwehren.
Doch er überwand diese Schwäche rasch wieder.
„Woran sollten wir sterben? Schließlich gehören
auch die Berge zu Oxtorne, genauso wie die Hochebenen, die Täler,
die Sümpfe - und wir selbst!“
„Es liegt etwas Unheimliches darin, wie die Vegetation am
Rand der Barrier plötzlich abbricht“, murmelte Joaqu. „So,
als begänne hinter jener Grenze eine fremde, tödliche Welt,
die nicht mehr zu Oxtorne zählt.“
„Sie ist Oxtorne!“ entgegnete Yezo heftig. „Und
damit gehört sie uns. Wir lassen uns kein Stück unserer
Welt streitig machen. Wozu sind wir Menschen?“
Brüsk wandte sich Joaqu um und stieg zum Turmluk hinauf. Von
oben herab rief er:
„Du hast meinen Stolz herausgefordert, Yezo. Nun sollst du
erleben, wie ein Manza seine Ehre verteidigt!“
Mara sprang ihm mit einem Satz nach und stieß ihn in die
Rippen, daß er taumelte und beinahe das Gleichgewicht verloren
hätte.
„Laß den Unsinn!“ fuhr sie ihn zornig an. „Nicht
sie hat dich herausgefordert, sondern das da!“ Sie deutete auf
den Bergwall. „Dort kannst du deine Ehre verteidigen!“
„Das und nichts anderes hatte ich gemeint, Mädchen.
Deshalb brauchst du mir doch nicht die Rippen zu brechen.“ Er
ließ sich durch das Luk gleiten und verschwand im Innern des
Wagens. Die anderen folgten ihm.
Omar aktivierte den Antrieb. Langsam fuhr die Schildkröte an
und glitt auf die Barrier zu. Ein Wirbelsturm rüttelte an dem
buckligen Gebilde, riß Kugelpflanzen empor und schleuderte sie
davon. Staubfahnen lösten sich von den Graten des Gebirges und
senkten sich auf die Ebene herab. Mit dumpfem Grollen verschwand eine
Steinlawine
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