PR TB 034 Die Festung Der Raumfahrer
Kaverne vor. Es wurde zerstreut. Billionen
staubfeiner Partikel schienen in der Luft zu schweben. An ihnen brach
sich der Lichtkegel mit bläulichem Flimmern. Das wurde auch
nicht besser, als Omar seine Lampe in die gleiche Richtung drehte.
„Komisch, dieser Staub“, knurrte Joaqu verärgert.
Er trat entschlossen in die Kaverne. Omar hielt ihn zurück.
„Was ist mit dir?“ fragte der Manza unfreundlich.
„Erst lockst du uns mit allen möglichen Versprechungen
hierher, und jetzt zitterst du vor ein bißchen Staub...?“
„Ich bin nur vorsichtig“, gab Omar beherrscht zurück.
Er verwarf den Impuls, dem anderen von seiner Wahrnehmung zu
berichten. „Wir kennen die Gefahren nicht, die uns hier
erwarten. Zumindest sollten wir die Helmkapuzen schließen.
Vielleicht ist der Staub giftig.“
Joaqu zuckte die Schultern.
„Wenn es dich beruhigt“, spottete er.
Lässig zog er die transparente Kapuze nach vorn und
preßte den Kontaktauslöser auf den Rand des
Halsverschlusses. Sofort hefteten sich die Magnetstreifen
aufeinander. Ein chemophysikalischer Vorgang blähte die Kapuze
auf und verlieh ihr Form und Festigkeit eines Druckhelmes.
Automatisch schaltete sich der Lufterneuerungskreislauf ein. Eine
grüne Lampe glühte auf.
Noch bevor Omar Hawk seinen Anzug überprüft hatte, trat
Joaqu unbekümmert in die Kaverne. Der bläuliche Staub
umwirbelte ihn und verzerrte die Konturen seines Körpers.
Omar beeilte sich, ihm zu folgen.
Aber bereits nach dem ersten Schritt in das geisterhafte Leuchten
blieb er wieder stehen. Instinktiv duckte er sich und griff zum
Schockblaster, als erwarte er einen Angriff.
Doch nichts geschah - außer, daß Joaqu verschwunden
blieb.
*
Mara Shant‘ung sah auf die Uhr an ihrem Handgelenk. Sie
zeigte 12.15 Uhr oxtornischer Zeit.
„Sie sind jetzt über sechs Stunden unterwegs. Langsam
beginne ich mir Sorgen zu machen.“
Yezo Polestar drehte an der Feineinstellung des hinteren
Panoramaschirmes. Dann wandte sie sich um. Nachdenklich ruhte ihr
Blick auf Mara. Die beiden Frauen verstanden sich besser als ihre
Männer. Dennoch erzeugte das instabile Verhältnis zwischen
Joaqu und Omar auch zwischen ihnen gewissen Spannungen.
Yezo versuchte ein beruhigendes Lächeln, was ihr nicht ganz
gelang, da auch sie beunruhigt war.
„Was sollte ihnen schon zustoßen, Mara? Hier gibt es
offensichtlich weder Tiere noch Pflanzen, die einem Menschen
gefährlich werden könnten. Und auch das Wetter ist ruhig.
Kaum, daß ab und zu ein paar kleine Steinlawinen
herunterkommen.“
„Sechs Stunden sind eine lange Zeit...“
Gewiß! dachte Yezo. Nach der terranischen Zeit unserer
Vorfahren sind es neunzehneinhalb Stunden. Da konnte eine Menge
geschehen.
„Wir müssen Geduld haben, Mara“, sagte sie laut.
„Unsere Männer sind sehr hartnäckig, wenn sie einmal
eine
Spur gefunden haben. Sie werden so lange suchen, bis die
Cavern-Pilze entdeckt sind. Zu hungern brauchen sie nicht; die
Proviantpakete sind ziemlich reichlich bemessen.“
„Vielleicht sorge ich mich tatsächlich umsonst“,
gab Mara zu. „Warten wir also weiter.“
Yezo atmete auf. Sie mußte mit ihrem eigenen Drang kämpfen,
nach draußen zu gehen und die Felswand zu besteigen. Aber Omar
hatte ihr eingeschärft, die Schildkröte nicht zu verlassen,
auch nicht allein. Seit sie hier waren, galt es als ungeschriebenes
Gesetz, niemals allein zu gehen. Zwei Menschen sahen mehr und konnten
sich unter Umständen besser verteidigen.
Um die Gefährtin und sich selbst abzulenken, begann sie ein
Gespräch über die Geschichte der Erde. Kein lebender
Oxtorner kannte diesen Planeten am Innenrand des Orionarms aus
eigener Anschauung, obwohl die genetische Modifizierung ihrer Körper
so angelegt worden war, daß sie sowohl unter den Verhältnissen
Oxtornes als auch unter denen der Erde ohne technische Hilfsmittel
leben konnten. Aber die Kolonie erzielte noch nicht genügend
Reingewinn, als daß jemand das Geld für eine Raumreise
hätte aufbringen können. Und kein Oxtorner würde sich
den Flug von einer terranischen Institution schenken lassen. Dazu war
dieser Menschenschlag viel zu stolz und unabhängig. Dennoch
interessierte sich jeder für die Geschichte seiner Rasse, für
die großen Taten der Ahnen wie auch für die Fehler, die
sie begangen hatten und noch begingen. Stundenlang vermochten sie
sich über jenem Thema zu ereifern.
Und doch gärte die Unruhe weiter im Unterbewußtsein der
beiden Frauen, während Rede und Gegenrede
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