PR TB 035 Der Stumme Robot
„Sie wird nicht unterscheiden
können, ob das Schiff überholt wird oder zum Einsatz
bereitsteht. Wenn Sie die Gerüste sehen würden, die um die
Schleuse aufgestellt sind ...“
„Gut“, sagte Bogart zufrieden. „Das läßt
sich hören. Sie haben heute nacht hart gearbeitet - wir taten es
heute morgen. Birgit und ich. Nichts geht über weibliche List.
Soll ich erzählen?“
Birgit nickte und lehnte sich zurück; sie genoß es, der
Mittelpunkt der Gesellschaft zu sein, auch wenn sie nur aus einigen
Männern bestand, die einem Geheimnis auf der Spur zu sein
schienen.
„Wir versuchen, Tresca in die Stadt zu locken. Ich werde
dann in ihrer Wohnung einige Geräte aus meiner Ausrüstung
verstecken, die uns Aufschluß über ihr Privatleben geben
sollen. Ich fürchte, daß dieses eng mit unserem Freund aus
Stahl und Gehirn zusammenhängt.“
„Das dürfte eine gute Lösung sein. Allerdings ist
mir seit gestern, als Sie mir die Geschichte berichteten, nicht sehr
wohl in meiner Haut“, sagte Leif. „Wir sitzen hier und
beraten... und irgendwo tickt eine riesige Bombe.“
Bogart blickte zum Fenster hinaus.
Im Raum wurde es still. Dieser Planet, nahezu uner-schlossen und
dünn besiedelt, schien in seinen Grundfesten zu erzittern.
Niemand war da, der es spürte. Niemand durfte es wissen, zuviel
hing davon ab, daß alles schweigend, schnell und unbeachtet
verlief. Was auch immer hier geschehen sollte, es würde die
Kolonisation aufhalten, eine Panik unter den Filmleuten hervorrufen,
übergreifen wie eine auseinanderfliegende Pulverladung auf die
Stadtbevölkerung, auf andere Planeten ... auf das Imperium der
Menschheit.
Die Bombe konnte jede Sekunde detonieren und unvorstellbares Chaos
verursachen.
Leif Mueller brach das beklommene Schweigen. Er sagte,
wohlüberlegt und langsam, wie voller Zweifel an der Richtigkeit
seiner Gedanken: „Die Frachtdurchsätze und jede
Schiffsbewegung müssen hier im Stadtbüro monatlich
vorgelegt werden. Selbstverständlich lassen sich Fehler in dem
recht umfangreichen Zahlenmaterial feststellen. Wir werden die
Papiere präparieren. Ich sorge dafür, daß Tresca
einen halben Tag lang aufgehalten wird. Die Aktion läuft ab
heute, eine Stunde nach Mittag. Richtig, Bogart?“
Bogart stand auf.
„Ja, lassen Sie zwei Mann mit der Space-Jet den vulkanischen
Gebirgskamm abfliegen und Ortungsversuche anstellen. Ich bin in einer
Stunde wieder hier.“
Er ging, ohne sich zu verabschieden.
„Glauben Sie, Tarn, daß die Filmleute verrückt
spielen werden, falls so etwas wie ein Gefecht stattfindet?“
fragte der Alkalde.
Tarn antwortete: „Teilweise. Ich kenne einige sehr besonnene
Männer, die zwar voller Verrücktheiten stecken, aber sicher
in Momenten echter Gefahr wie Männer reagieren werden. Sie
rechnen mit allem, nicht wahr, Leif?“
„Ja. Wir müssen mit allem rechnen.“
„Die Nachrichten sind entsprechend frisiert worden?“
fragte Tarn weiter. Leif machte eine umfassende Bewegung. „Sehen
Sie..., hier tut jeder, was ihm gesagt wird, ohne lange zu fragen,
sobald es um unwesentliche Dinge geht. Ich brauche nur anzudeuten,
daß die Siedlung in Gefahr sein
könnte, und der Sendeleiter schreibt die Texte um. Das ist
einer der Vorteile, die ein Polizeichef in einer wachsenden Kolonie
besitzt.“
„Wie lange ist Tresca Räuden schon hier?“
erkundigte sich Birgit ohne Zusammenhang.
„Zwei Jahre. Sie kam mit hervorragenden Zeugnissen aus einem
Lehrgang der Flotte und tut seit dieser Zeit nichts anderes, als den
Hafen zu leiten. Das allerdings geschieht mit ausgesuchter
Perfektion.“
„Ist sie Terranerin?“ fragte Birgit; sie schien etwas
andeuten zu wollen.
„Wie?“ Leif sprang aus seinem Sessel. „Haben Sie
etwas gemerkt?“
Birgit lächelte und strich sich eine widerspenstige
Haarsträhne aus der Stirn. „Ich glaube, etwas gemerkt zu
haben. Ich bin oft draußen am Hafen, um Gäste der Kolonie
zu begrüßen; schließlich ist dies mein Beruf. Wenn
ich allerdings von den Trinkgeldern leben mußte...“ ,
„Rayce wird mit sich reden lassen!“ versprach Tarn
lachend.
„Ihr Haar“, sagte Birgit. „Sie antwortete mir
vor etwa drei Monaten, sie ginge selten in die Stadt, um einen
Friseur zu besuchen. Welche Frau unter den Strahlen aller
galaktischen Sonnen liebt es nicht, von den weichen Fingern eines
Gigaros behandelt zu werden? Ihr Haar - hellgrau - ist also nicht
gefärbt, sondern eine natürliche Farbe. Auf welcher Welt
mutieren die Terraner so, daß sie
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