PR TB 037 Die Macht Der Träumer
offenbar gewaltsam aus dem Schlaf gerissen«,
sagte der Oberstleutnant. »Im Innern der Kabine ist alles in
Unordnung. Es sieht so aus, als hätte Fanning einen
Tobsuchtsanfall erlitten.«
Ich folgte Biel und Minh Thar, die zu Tschato hinübergingen.
In der Schlafkabine schien ein Wilder gehaust zu haben. Meßgeräte
waren aus den Wänden gerissen. Kabelanschlüsse hingen lose
von der Decke. Fannings Lager war vollkommen zerwühlt.
»Glauben Sie, daß Fanning diese Verwüstungen
angerichtet hat?« fragte Tschato.
»Wir müssen es noch genauer untersuchen«, sagte
Biel. »Quistair wird sich darum kümmern, sobald wir
Fanning in die Space-Jet gebracht haben. Auf jeden Fall ist hier
irgend etwas geschehen, was Fanning nicht vorhergesehen hat.«
»Glauben Sie, daß es etwas mit den Eingeborenen zu tun
hat?« wollte Tschato wissen.
»Die Eingeborenen erschienen mir bisher immer wie das
Produkt der Phantasie mehrerer Verrückter«, gestand Minh
Thar. »Ich glaubte an Massenhalluzinationen. Aber warum sollten
normale Terraner sich so verhalten, wenn sie nicht dazu beeinflußt
werden?«
»Vielleicht hat es etwas mit dem Planeten zu tun«,
meinte Biel. »Es gibt unzählige Erklärungen.«
»Wir haben keine Zeit zum Diskutieren«, sagte Quistair
rauh. »Jedenfalls jetzt nicht. Fanning braucht ärztliche
Hilfe.«
Die ganze Zeit über sprach ich kein Wort. Ich kam mir
überflüssig vor. Wie hätte ich den Wissenschaftlern
und Tschato auch helfen sollen? Die vier Männer hatten vor
unserem Aufbruch gewußt, daß Leutnant Carlos Magidan
keine große Hilfe für sie sein würde. Trotzdem hatten
sie mich mitgenommen. Sie hatten ihre Entscheidung bestimmt nicht
grundlos getroffen. Männer wie Tschato oder Quistair tun nichts
ohne Grund.
Sie wußten schon Bescheid, als Sie mich damals in der
Kantine besuchten, Doc. Sie hätten mir sagen müssen, warum
ich an Bord der WHIP gehen sollte.
Wir brachten Larc Fanning in die Space-Jet. Quistair gab ihm eine
Injektion. Der Kybernetiker
schlief sofort ein. Während unseres Rückflugs zur
Space-Jet hatten wir keinen von Fannings Robotern gesehen.
»Was nun?« fragte Quistair, nachdem Fanning
eingeschlafen war. »Wollen wir das Schiff untersuchen, oder
nach den Robotern Ausschau halten?«
»Das Schiff ist im Augenblick nicht so wichtig«, sagte
Tschato. »Wir fliegen in Richtung der Berge und suchen nach den
Robotern.«
Larc Fanning würde die nächsten zehn Stunden nicht
aufwachen. Wir konnten ihn unbesorgt zurücklassen. Tschato
schaltete den Abwehrschirm der Space-Jet ein, dann flogen wir los.
»Wir verteilen uns«, entschied Tschato. »Auf
diese Weise können wir ein größeres Gebiet absuchen.
Wir fliegen in hundert Meter Höhe und halten einen Abstand von
dreitausend Meter zueinander. Vor Anbruch der Nacht kehren wir wieder
zurück.«
Ich beobachtete, wie die anderen sich allmählich von mir
entfernten. Unter mir erstreckten sich Millionen verkrüppelter
Pflanzen. Die Vono-Sonne war eine kleine gelbe Kugel über den
Bergen. Auch ohne den Schutzfilter, der in die Sichtscheibe meines
Helms eingearbeitet war, hätte ich direkt in diese Sonne blicken
können, so gering war ihre Leuchtkraft.
Die Außentemperatur lag drei Grad über dem
Gefrierpunkt. Wärmer wurde es auf der Vono-Welt wahrscheinlich
nie.
Ich wandte den Kopf und sah in einigen hundert Metern Entfernung
einen schwarzen Punkt auf die Berge zufliegen. Das war Quistair, der
sich immer noch von mir entfernte. Rechts von mir flogen Minh Thar,
Biel und Tschato. Das leise Summen meines Flugaggregats besaß
eine einschläfernde Wirkung. Ich hätte mit geschlossenen
Augen weiterfliegen können. Die einmal eingeschlagene Richtung
würde ich beibehalten, bis ich die Steuerdüse des Aggregats
betätigte.
Ich blickte zurück. Die Space-Jet und Fannings
Transportschiff waren Anachronismen auf dieser verlorenen Welt. Wenn
auf dem Vono-Planeten vor Jahrtausenden eine Zivilisation existiert
hatte, dann mußte sie grundverschieden von der menschlichen
gewesen sein. Ich bezweifelte immer mehr, daß Quistair mir die
Wahrheit gesagt hatte. Unter der Oberfläche dieser Welt gab es
vielleicht noch die Überreste ehemaliger Städte. Der
Gedanke jedoch, daß irgendwo in der Tiefe drei Wesen schliefen,
die mit ihren Träumen Einfluß auf menschliche Handlungen
nehmen konnten, erschien mir zu phantastisch.
Im Lautsprecher meines Helmfunks hörte ich, wie sich einer
meiner Begleiter räusperte.
Gleich darauf klang Biels Stimme auf.
»Ich
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