PR TB 040 Herr über Die Toten
er
einen Herzschlag lang unbeweglich da.
Nichts geschah.
Er atmete auf.
Demnach vermochten die Unbekannten ihre heimtückische Waffe
nur in der unteren Halle einzusetzen. Es war außerordentlich
wichtig, das zu wissen.
Michael eilte durch den Gang und erreichte den Ausgang in dem
Augenblick, in dem sich der Schutzschirm der Space-Jet aufbaute.
Geblendet wich er zurück.
Eine heiße Druckwelle fauchte in die Höhle und ließ
das Eis milchig werden.
Leutnant Vorbeck schaltete seine Sphäre ein.
Die Space-Jet schoß plötzlich etwa fünfzig Meter
empor und kam wieder zum Stillstand.
Ein blendend heller Energiefinger zuckte schräg abwärts.
Krachend entlud sich die Energie des Impulsgeschützes. Der Boden
schwankte einige Sekunden lang.
Das diskusförmige Schiff kippte jäh nach vorn und flog
auf die Stelle zu, an der der Energiestrahl eingeschlagen hatte.
Michael schwebte bis zu dem kleinen Plateau und blickte über
den Rand nach unten. Aus der Hülle der Space-Jet brach jetzt ein
stark gefächerter, blaßgrüner Strahl. Wolken
molekularen Gases ballten sich am Fuße des Berges: Materie, die
ihrer Bindungsenergie beraubt worden war.
Michael Vorbeck wartete.
Eine Viertelminute später erlosch der Desintegratorstrahl.
Die Space-Jet stieg wieder nach oben; das Flimmern ihres
Energieschirmes verschwand. Kurz darauf konnte Michael in die
Schleuse treten.
Samson Caluga blickte ihm in der Zentrale mit verkniffenem Gesicht
entgegen. “Worauf haben Sie geschossen?” fragte Vorbeck.
Caluga verzog die wulstigen Lippen zu einem zornigen Grinsen.
“Auf eine Maschine vermutlich. Etwas, das aus Metall
bestand, tauchte unten am Fuß des Berges auf. Ich habe sofort
das Feuer eröffnet.”
“Und - haben Sie es getroffen?”
“Keine Ahnung, Mischa. Aber wenn ich es vielleicht auch
nicht vernichten konnte, so entdeckte ich doch etwas anderes, das für
unsere Suche nach dem Unbekannten wichtig sein dürfte. - Wenn
Sie bitte Platz nehmen wollen… !
Michael nickte und ließ sich im Sessel des
Feuerleitoffiziers nieder. Gedankenverloren ließ er seinen
Blick über die verschiedenfarbigen Knöpfe und den
Zielschirm schweifen. Wenn er hier gesessen hätte, als die
Maschine auftauchte, wäre ihnen der Abschuß sicherlich
gelungen. So aber hatte Samson viererlei zur gleichen Zeit tun
müssen: den Schutzschirm aktivieren, das Schiff in Schußposition
bringen, auf die Waffenschaltungen des Kommandantenpultes umschalten
und feuern. Das gab einem Gegner natürlich Zeit genug, sich
wieder zurückzuziehen - noch dazu, wenn der Gegner wirklich eine
Maschine gewesen war.
Als die Space-Jet abhob, aktivierte Leutnant Vorbeck
vorsichtshalber den Schutzschirm erneut. Caluga steuerte das
Diskusschiff dicht am Eishang abwärts und setzte es nahe der
Stelle auf, an der die letzten Gaswolken im Wind zerflatterten.
Er brauchte nichts weiter zu tun.
Michael Vorbeck entdeckte den freigelegten Zugang des Stollens
augenblicklich.
*
Ringsum war das absolute Nichts.
ER aber fühlte, daß ER war. Seine Gedanken irrten
umher, suchten einen Anhaltspunkt. Aber sie fanden nichts.
Ein Wunschbild stieg vor seinem geistigen Auge auf. Er
konzentrierte sich und nahm sich vor, etwas nach seinen Gedanken und
Vorstellungen zu formen.
Nachdem das Gedankenbild sich dem Geist eingeprägt hatte,
tief genug, damit es auch das Unterbewußtsein erreichte,
schlief ER ein.
ER träumte von einer riesigen Stadt und schuf sich dazu
intelligente Wesen, die sie bewohnten, sowie Tiere und Pflanzen in
verschwenderischer Fülle.
Und ER ließ sie handeln nach seinem Willen.
Doch als der Traum verwehte, als ER erwachte, und als ER um sich
blickte, da war nichts mehr geblieben, weder von der Stadt noch von
ihren Bewohnern…
*
Lunor lag fast eine halbe Stunde mit offenen Augen in dem
Schalensessel vor dem Sensitivprogrammierer. Die Haube über
seinem Kopf summte nicht mehr. Doch er merkte es nicht mehr. Seine
Gedanken weilten bei dem künstlich erzeugten Traum… Die Stimme
des Automaten riß ihn unsanft aus seinen Grübeleien.
“Fühlen Sie sich nicht wohl?”
Lunor richtete sich schwerfällig auf.
“Ich bin schon in Ordnung!” antwortete er hastig.
Das fehlte noch, daß man ihn eventuell in sein eigenes
Sanatorium einlieferte!
Dabei wußte er ganz genau, daß er nicht unter
Bewußtseinsspaltung litt. Er kannte die Symptome der
Schizophrenie gut genug, um sich selbst prüfen zu können.
Nein, er war geistig gesund.
Unddennoch… !
Der
Weitere Kostenlose Bücher