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PR TB 043 Die Pflanzen Des Todes

PR TB 043 Die Pflanzen Des Todes

Titel: PR TB 043 Die Pflanzen Des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Perry Rhodan
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verblüffte. Sie trug ein
langes, weißes Hemd, das über einer Schulter durch eine
blaue Kunststoffklammer zusammengehalten wurde. In den langen Fingern
hielt Yadasi einen Zeichenblock, auf dem sie das Muster eines
bizarren Teppichs zeichnete.
    »Sander«, sagte sie ausdruckslos. »Du bist
endlich hier?«
    Sander schwieg, näherte sich einem der großen Fenster
und spähte hinaus.
    »Singend webete Kirke den großen unsterblichen Teppich
— fein und lieblich und glänzend, wie aller Göttinnen
Arbeit», sang Yadasi und wiegte sich vor und zurück.
Torrens erstarrte; er wußte, welcher Spielart des gestörten
    Verstandes er hier gegenüberstand. Über den dunklen
Platz, nur als ein Schatten vor dem weißen Kunststoff sichtbar,
rannte die wuchtige Gestalt Bill Aakens. Er schoß ziellos um
sich. Schließlich verschwand der Mann im Schatten eines Hauses.
    »Yadasi!« sagte Sander und ging langsam auf den Sessel
zu.
    »Wer, was Volkes bist du, und wo ist deine Geburtsstadt?
Staunen ergreift mich, da dich der Zaubertrank nicht verwandelt! Denn
kein sterblicher Mensch hat diesen Zauber bestanden.«
    Yadasi stand auf, warf den Teppichentwurf achtlos zur Seite und
ging auf Sander zu, blieb dicht vor ihm stehen und streckte die Hände
aus.
    »Schizophrenie«, murmelte Sander. »Automatenhafte
Nachahmungssucht. Echopraxie. Verdammter Planet!«
    »Komm, Sander«, sagte Yadasi. »Odysseus. Warum
sitzest du so wie ein Stummer am Tisch?*
    »Irrsinn«, sagte Sander laut. »Merkst du nicht,
wie ihr alle langsam wahnsinnig werdet? Wie sich -sämtliche
Hemmungen auflösen? Wie dieser verfluchte Planet euch
vergiftet?« Er nahm die schlanken Arme von seinen Schultern und
stieß sie zurück. »Ich bin verdammt alles andere als
Odysseus. Oder doch?«
    »Der Listenreiche«, sagte Yadasi. »Er blieb ein
ganzes Jahr auf der Insel der Kirke. Bleibe bei mir, Odysseus. Die
Dunkelheit ist voller Farben.«
    Sander schüttelte den Kopf:
    »Weinend saß ich auf Kirkes Bett, und wünschte,
nicht länger — unter den Lebenden hier das Licht der Sonne
zu schauen. Zehnter Gesang der Odyssee. Wahnsinn!«
    Sie preßte sich an ihn und klammerte sich an seine
Schultern.
    »Die Dunkelheit, Sander!«
    »Nicht meine Dunkelheit«, antwortete er und überlegte,
wie er hier wieder herauskommen konnte. Schließlich riß
er sich los, lief ins Bad und holte dort die Hochdruckspritze hervor.
Er füllte sie mit zitternden Fingern und zog ein langwirkendes
Barbiturat auf, blieb dann neben der Tür des Wohnraumes stehen
und sagte:
    »Komm, Yadasi.«
    Sie floh vor den drückenden Farben der Dunkelheit in seine
Arme. Sander küßte sie, bog seinen Arm herum und setzte
die Lochplatte neben der Wirbelsäule an. Fauchend entlud sich
die Kammer der Spritze. Nach einigen Sekunden wurde der Körper
in Sanders Armen schlaff. Sander fing Yadasi auf, trat mit dem Fuß
eine Tür auf und legte das Mädchen auf die Liege des
Wohnraumes. Dann wischte er den Schweiß von der Stirn und
huschte aus dem Raum. Er sah auf die Uhr und erschrak. Sieben Uhr
fünfzig.
    Noch zwanzig Minuten.
    Er verließ die Koordination wieder und gewann unbehelligt
einige dreißig Meter. Er hörte hinter sich das Krachen und
die Echos von Schüssen, vernahm das bösartige Summen von
Paralysatoren und kam schließlich an den Rand der Siedlung. Von
hier führte eine zweispurige weiße Straße
vierhundert Meter weit bis auf den kleinen Startplatz hinaus, einem
Sandkreis von zweihundert Metern Durchmesser. Zwei Männer
standen rechts und links der Straße. Irgendwo weit vor ihnen
raste ein einzelner Siedler schreiend durch die Bambusfelder.
    »Sie erwarten doch nicht etwa, daß ich mitten auf der
Straße zu fliehen versuche?« brummte Sander und blieb
stehen.
    Dann entschied er sich für seinen Pfad, der in
Schlangenlinien aus der Siedlung hinausführte und ausgetreten
war, ein früherer Wildwechsel, auf dem die Pliohippus-Pferde das
Schilf durchstreift hatten. Lautlos und schnell lief Sander Torrens
durch die Dunkelheit, stolperte mehrmals und hörte nichts außer
den Lauten von verborgenen Insekten. Ein bleicher Mond ging vor ihm
auf, und als die mächtige Scheibe zur Hälfte hinter dem
Horizont hervorgekrochen war, wurde sie von der kleinen, dunkelroten
Kugel des zweiten Mondes geschnitten. Der Mond jagte innerhalb einer
einzigen Stunde über eine Hälfte des Planeten.
    Sander begann zu keuchen und hielt nach einigen hundert Metern an.
Er war jetzt aus dem Bambus heraus, lief über ein kleines

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