PR TB 043 Die Pflanzen Des Todes
und
abgeblendeten Lichtern schwebte Akai van Hoysen nach Nordwesten,
überquerte auf dem breiten Band der sechsspurigen Straße
den Torro-wangsee und näherte sich dem Bambus I, der zwei
Drittel des Sees umgab.
Mitten in der Bambusfläche lag die Siedlung.
Das Bewußtsein, daß er sich inmitten einer Atmosphäre
der Gefahr befand, hatte aus Torrens' Stimme geklungen. Warum konnte
er, wenn er schon ihre Hilfe brauchte, nicht die Siedlung verlassen
und zum Hotel fliegen? Und warum sah man seit zwei Tagen nicht einen
der Chefsiedler?
Langsam näherte sich der schwere Gleiter dem See.
Torrens bedauerte, daß er das erstemal in seinem Leben
versuchte, sein Schicksal in die Hand eines anderen Menschen zu
legen. Er haßte diese Form von Abhängigkeit; sie entsprach
nicht seinem Charakter, der sich aus absoluter Selbständigkeit
heraus entwickelt hatte. Jedenfalls hatte er getan, was er konnte,
aber er ahnte, daß dies noch nicht genug war. Überzeugt
davon, daß seine Kameraden mit -hörten, hatte er die
dringenden Sätze aufgeschrieben und
nicht gesprochen. Er hatte sich die Khakikleidung angezogen, die
leichten Stiefel und die engen Handschuhe. Dann hatte er ein
langlaufendes Band ausgesucht, es eingelegt und die Lautsprecher
hochgefahren, so daß aus seinem Haus die Musik laut zu hören
war. Die Vorhänge waren zugezogen, die Tür stand halb
offen.
Er sah auf die Uhr: Sieben Uhr zwanzig.
Mehr als fünfzig Minuten brauchte er nicht bis zum kleinen
Hafen, selbst wenn er Zwischenfälle mit hinzurechnete. Er
blickte nach draußen, langsam dunkelte es. Er stieg lautlos und
vorsichtig die Treppe hinunter und stellte sorgfältig die
Robotsteuerung des Gleiters ein. Er brauchte jetzt nur noch den
Starterknopf zu drücken, dann erhob sich die Maschine und flog
nach Südosten los. Leer.
Er drückte den Knopf, machte einen Riesensatz und verschwand
in einer der Schilfbambusgassen. Die Halme rasselten und krachten,
splitterten unter seinen Sohlen. Dann war wieder Stille, von
Musikfetzen durchlöchert. Das Summen der Maschine wurde lauter,
sie drehte sich, schob sich dann zwischen den Pfählen hindurch
und schwebte die Straße hinunter. Ein Schuß krachte
trocken und schnitt die Bespannung auf. Der Gleiter flog weiter.
Achtundzwanzig Kolonisten lauerten auf Sandor Torrens.
Alle waren sie wahnsinnig geworden, nur er nicht. Warum? dachte er
und schob die Halme zur Seite. Dann spähte er nach rechts und
links, nahm die entsicherte Waffe in die Rechte und lief schnell den
abschüssigen Weg hinunter bis an die Ecke, an der jener Steg in
den See abzweigte.
Hier hatten jeder jeden belauert...
Drei, vier Schüsse krachten, dann heulte der Gleitermotor
auf. Das Fahrzeug entfernte sich, grell summend, irgendwo in
südöstlicher Richtung. Sander spannte seine Muskehi und
huschte we iter.
»Sander Torrens!« schrie jemand. Er erkannte nach
kurzer Überlegung die Stimme Dave O'Donnars und gab keine
Antwort.
Zehn Meter weiter ...
Er stand jetzt unter dem Pfahlbau von Marion Tyrins, die einen
verzweifelten aber erfolgreichen Kampf gegen Enard Camara geführt
und gewonnen! hatte und jetzt die
Gefährtin Bill Aakens war. Der Weg zum Erfolg, dachte Sander
und lauschte in die Stille, die sich mit dem Knistern von Bambus und
dem Trappeln von Stiefeln auf dem geriffelten Kunststoff zu füllen
begann, ist kurvenreich, dornig und oft reichlich unschön. In
den ersten Wochen nach der Landung war eine Art Ausscheidungsrennen
gestartet worden. Ziel: Macht und Ansehen. Nur Pilar und er hatten
sich herausgehalten.
»Sander! Du kommst nicht lebend aus der Siedlung heraus«,
schrie Roger Paleao, der direkt vor Sander aus dem Schilf brach.
Sander stand geräuschlos auf, holte aus und schmetterte Roger
den Kolben der Waffe hinters Ohr, hörte ein anderes Geräusch
und warf sich seitlich in die federnden Gräser hinein. Ohne
einen Laut sackte Roger zusammen, und der Schuß fauchte über
ihn hinweg. Sander bestimmte die Richtung, übersprang eine der
schmalen Gassen und jagte dann in weiten Sätzen eine Treppe
hinauf.
Hinter ihm trafen zwei Schüsse den Kies, der durch
Steinabgrenzungen gefaßt war und warfen einen Hagel prasselnder
Sternchen nach Sander. Torrens ging wieder in Deckung.
Bei jedem, der durch die Einwirkungen des Planeten Wollonggong
wahnsinnig wurde, so schien es ihm, äußerte sich dieser
Wahnsinn auf andere Art. Falkayn war machthungrig und skrupellos
geworden, gewalttätig. Sherpa versank in tierischer
Gleichgültigkeit. Die
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