PR TB 054 Das Monsterhirn
legte. Dann tappte er auf die Tür zu.
„Vonjetzt an", dröhnte eine dumpfe Stimme, „wirst
du mir gehorchen! Ich habe die Macht! Sieh her!"
Redhorse hob den Kopf, um dorthin zu blicken, woher die Stimme zu
kommen schien. Alles, was er sah, war ein feuriger Ball, der sich aus
dem Nichts auf ihn herabstürzte. Als er ihn berührte,
zersprühte er in wildem Funkenregen. Schmerz, der bis in die
letzte Nervenfaser zu dringen schien, fuhr Redhorse durch den Körper.
Er stürzte und verlor von neuem das Bewußtsein.
So ging es weiter, er wußte nicht wie lange. Er kam zu sich,
schwang sich aus dem Bett, ging zur Tür und hörte die
Stimme, die ihm versicherte, daß er ihr zu gehorchen habe und
daß sie die Macht besitze. Dann stürzte sich irgend etwas
auf ihn, erfüllte ihn mit mörderischem Schmerz und warf ihn
zurück in die Dunkelheit der Ohnmacht.
Einmal fragte er sich, wie lange er die Behandlung noch aushallen
werde, ohne denVerstand zu verlieren.
Das nächstemal, als er aufstand, erreichte er die Tür,
ohne die fremde Stimme zu hören. Er stieß die Tür auf
und sah draußen auf dem Gang zwei Wachen stehen. Sie trugen
Speere. Sein Erscheinen schien sie nicht zu überraschen. Einer
wandte sich zur Seite und rief ein kurzes Kommando den Gang entlang.
Der andere senkte den Speer und gab ihm zu verstehen, daß seine
Bewegungsfreiheit an der Tür zu Ende sei. Redhorse,jetzt erst
bemerkend, daß er nackt war, zog sich wieder in die Kammer
zurück. Jetzt, da seine erste, drängende Neugierde
befriedigt war, bemerkte er, daß vor dem Eimer neben der Tür
ein unangenehmer Geruch ausging.
Minuten später erschien Rra, begleitet von Ankton Lu und
einemjüngeren Mann, den Redhorse nicht kannte.
„Popan Mirz hat sich deiner erbarmt!" rief Rra und
störte sich nicht daran, daß er unbekleidet vor ihr stand.
„Popan Mirz hat Sie erlöst!" sagte Ankton Lu
voller Ernst.
„Popan Mirz in seiner Weisheit hat Sie für würdig
befunden zu leben", bekräftigte der Jüngere.
Don Redhorse spürte, daß er zu ausgelaugt war, um Zorn
zu empfinden. Er erinnerte sich kaum mehr an das häßliche
Erwachen nach der Nacht des Festes, an den erschütternden
Anblick der zweiundfünfzig Leichen, so weit lag das Ereignis
schon zurück.
Er hockte sich auf die Bettkante und wollte wissen, wieviel Zeit
er in dieser Kammer verbracht hatte. Einundzwanzig Tage, war die
Antwort. Er fragte sie nach der ST. QUENTIN, aber sie wußten
nichts von ihr, nur daß sie immer noch auf ihrem Landeplatz im
Dschungel stand. Kein Mann der Besatzung warjemals in die Stadt
gekommen. Popan Mirz, sagten sie, mußte eine andere
Beschäftigung für sie gefunden haben. Redhorse wagte nicht
zu fragen, ob
er ihnen vielleicht auch die Köpfe abgeschnitten hätte.
Gifford, Lassanga, Brissard und die beiden Frauen hatten die
einundzwanzig Tage in ebensolchen Kammern verbracht wie er, und auch
sie hatte Popan Mirz schließlich erlöst. Auch für sie
hatte er eine Aufgabe.
„Was für eine Aufgabe?" fragte Redhorse matt.
„Das große Haus wieder zum Leben zu erwecken!"
verkündete Rra mit strahlenden Augen. Redhorse fragte nicht
weiter. Er würde beizeiten erfahren, was das große Haus
war. Er fühlte sich müde und zerschlagen. Er brauchte Ruhe,
und danach etwas Anständiges zu essen.
*
Sie ließen ihm vier Tage Zeit, sich zu erholen. Dann
verpaßten sie ihm eine quentinische Hemd-und-Hose-Montur und
geleiteten ihn durch den Gang zu einer Treppe, die in
korkenzieherartigen Windungen nach unten führte. Er erkannte zum
erstenmal, daß sein Gefängnis sich in einem der oberen
Stockwerke des Palasts befand. Die Treppe mündete in einen
kleinen Vorraum, von dem aus eine Tür unmittelbar in die große
Thronhalle führte.
Rra hielt Hof. Zu beiden Seiten des Throns standen ihre Räte,je
zwei zur Rechten und zur Linken. Ankton Lu war der älteste unter
ihnen. Die anderen waren um zwanzig oder dreißig Jahre jünger
als Lu, einer von ihnen derjunge Mann, der Rra und Lu begleitet
hatte, als sie ihn zum erstenmal in seiner Kammer besuchten.
Brissard, Gifford und Lassanga, Erka Heerd und Pido Gant standen
zu Füßen des Throns. Um sie herum zog sich ein weiter
Halbkreis von festlich gekleideten Quentinern, die gekommen waren, um
den großen Augenblick nicht zu versäumen.
Die Wachen schoben Redhorse zu den übrigen Terranern. Der
grobe Stoff des quentinischen Gewandes kratzte ihm auf der Haut.
Lassanga, Gifford und Brissard waren ebenso gekleidet wie er.
Lassanga, sonst
Weitere Kostenlose Bücher