PR TB 055 Vom Weltraum Besessen
sehr Franklin
seine Augen auch anstrengte, er vermochte nichts außer dem
wogenden Grasmeer zu erkennen. Außerdem war das Trappeln
verstummt.
Franklin überlegte, ob er Alarm geben sollte,
entschied sich aber dagegen. Falls keine wirkliche Gefahr bestand,
würde er sich nur blamieren. Er ließ sich zu Boden gleiten
und kroch leise zur entgegengesetzten Seite des Lagerplatzes. Dort
verharrte er hockend, alle Sinne angespannt.
Nach einigen Minuten ertönte das Trappeln
erneut. Franklin
Kendall fühlte zum erstenmal in seinem Leben,
wie stark das Stadtleben die Menschen der Natur entwöhnt hatte.
Aus der Geräuschkulisse jeder beliebigen Großstadt hätte
er wie in einem aufgeschlagenen Buch lesen können; hier konnte
er nicht einmal mit Bestimmtheit ausschließen, daß es
menschliche Füße waren, die das Trappeln verursachten.
Er hielt den Atem an, als das Trappeln näher
und näher kam. Dicht vor ihm verstummte es wieder. Da sprang er
auf und schaltete die Karabinerlampe ein. Der scharf gebündelte
Lichtstrahl fiel genau zwischen die Augen eines schweineähnlichen
Tieres mit mächtigen Hauern. Außerhalb des Lichtkegels
bemerkte Franklin schemenhafte Bewegungen und hörte grunzende,
quiekende Laute. Das geblendete Tier rührte sich nicht. Kendall
zielte immer noch mit dem Karabiner, da die Lampe starr in
Laufrichtung justiert war.
Plötzlich machte das Tier einen gewaltigen
Satz nach rechts und tauchte in der Dunkelheit unter. Franklin
versuchte, es wieder in den Lichtkegel zu bekommen, reagierte aber zu
langsam. Ein grauer Schatten huschte von rechts heran und warf
Franklin zu Boden. Er spürte einen heißen Schmerz am
linken Unterschenkel und verlor den Karabiner. Erst, als das Tier
erneut angriff, besann er sich auf seine eigenen Möglichkeiten.
Er rollte sich zur Seite und entging damit den scharfen Hauern nur um
Haaresbreite. Kendall sprang auf, verbiß sich den Schmerz im
Unterschenkel und wartete mit gespreizten Beinen und gezücktem
Universalmesser auf den dritten Angriff. Diesmal wich er mit einem
Sidestep aus, wirbelte herum und schwang sich rittlings auf den
behaarten Tierrücken. Mit voller Wucht stieß er sein
Messer in die Körperpartie, wo er das Herz vermutete. Das Tier
schrie laut und warf sich herum. Franklin rollte von dem runden
Rücken, sprang auf und lief dorthin zurück, wo er sein
Gewehr verloren hatte. Er fand es schnell, da die Lampe noch brannte,
hob es auf und ließ den Lichtkegel durch das niedergetrampelte
Gras wandern. Nach wenigen Minuten entdeckte er den reglosen Körper
des Tieres.
Vorsichtig näherte er sich. Der Griff seines
Universalmessers ragte noch aus dem Leib. Er zog es mit einem Ruck
heraus und mußte würgen, als ein Blutstrahl aus der Wunde
schoß. Die Läufer des Tieres zuckten in einer letzten
Muskelreaktion, dann lag es still.
Im gleichen Augenblick wurde sich Franklin wieder
der
Wunde am rechten Unterschenkel bewußt, und
dieses Bewußtwerden ließ seine Knie einknicken. Er setzte
sich, schnitt mit dem blutbeschmierten Messer das zerrissene Ho
senbein auf und preßte die Zähne beim Anblick der
klaffenden Fleischwunde zusammen. Hier half kein Wundplasma; da mußte
geklammert werden.
Kendall stand vorsichtig auf und ging zum Iglu,
den Karabiner als Stütze benutzend. Er steckte den Kopf durch
den Eingang und schaltete die Innenbeleuchtung an. Jossip Brachowices
Oberkörper fuhr hoch. Der Mann blinzelte verwirrt.
„Hinter dir muß unsere Medotasche
liegen“, sagte Franklin. „Nimm sie und komm heraus. Du
brauchst die anderen nicht zu wecken.“
Jossip stellte keine Frage; wahrscheinlich aber
war er nur zu verschlafen dazu. Er griff nach der Medotasche und
schlängelte sich zwischen Hussein und Eino durch, die sich
unruhig im Schlaf bewegten.
Draußen schaltete Jossip die flache OP-Lampe
im Deckel der Medotasche an und besah sich Franklins Wunde.
Überrascht pfiff er durch die Zähne.
„Wolltest du dir ein Steak aus der Wade
schneiden, Mann?“ „Frag nicht so dumm!“ fuhr
Franklin ihn an. „Ich habe ein Tier erlegt, das mich angriff.“
Brachowice sprühte ein scharfes
Desinfektionsgas in die Wunde, und Franklin Kendall stöhnte
unterdrückt. Danach setzte Jossip den handlichen Klammerapparat
an, drückte die Wundränder vorsichtig zusammen und schoß
fünf Klammern ab. Die Klammern bestanden aus neutralem
Zuchtplasma und würden sich im Verlauf einer Woche auflösen,
den Körperstoffwechsel durchlaufen und verwertet werden. Über
die geschlossene
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