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PR TB 056 Bruder Der Stahlernen Wölfe

PR TB 056 Bruder Der Stahlernen Wölfe

Titel: PR TB 056 Bruder Der Stahlernen Wölfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Perry Rhodan
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weideten wir ein Ren aus, das zwei
Jäger gegen Mittag erlegt hatten - mit der neuen
Bogenschußtechnik! - und aßen. Auch an diesem Abend
schliefen wir vor Müdigkeit fast im Sitzen ein.
    Gegen Mittag des nächsten Tages bewegte sich ein Zug von
neunzehn Reitern und drei Packpferden nach Osten, durch sumpfiges
Gelände, der Küste des Binnenmeeres zu. Die Jäger
hatten ein gutes Gefühl für die Tiere, und gegen Abend
konnten wir sicher sein, daß jeder
    Reiter die Technik einigermaßen beherrschte. Die Pferde
jedenfalls verhielten sich ruhig - ihre Wildheit war durch den
Schrecken, die Dunkelheit und den Nahrungsmangel gebrochen. Wir
ließen sie auch diese Nacht weder äsen noch trinken. Dann
erst nahmen sie die Reiter an, ohne zu versuchen, sie durch
Hufschläge umzubringen.
    Das Gelächter, die Rufe und die ausgezeichnete Stimmung
nahmen von Kilometer zu Kilometer zu. Nach drei Tagen waren wir alle
Freunde geworden, die sich in jeder Hinsicht verstanden. Fünfzehn
Jäger, drei Mädchen und ein Arkonide. Es war wirklich
grotesk.
    Vier Tage: Viermal zehn Stunden ununterbrochen reiten. Wir kamen
durch ständig wechselnde Landschaften, endlich erreichten wir
auch das Binnenmeer. Der Strand, ein Sandstreifen von mehr als
zweihundert Meter Tiefe, erstreckte sich in zahllosen Krümmungen
nach Osten und verlor sich hinter dem nächsten Hügel in der
diffusen Grenzlinie aus verwaschenem Blau.
    Vier Tage: Viermal zehn Stunden des Lernens. Ich lernte die Männer
kennen und sie versuchten, alle die Dinge, die ich ihnen beibrachte,
sinnvoll anzuwenden. Keiner von ihnen benutzte mehr den Bogen auf die
alte Art; sie schossen vom Pferd mit ausgestrecktem Arm und wurden
mit jedem Schuß sicherer. Sie lernten auch das neue Medium der
Ortsveränderung kennen und an wenden - das Pferd. Innerhalb von
vier Tagen waren aus ihnen Reiter geworden. Sie lernten, daß
Tarpane kein Jagdwild waren, sondern Tiere, die man schonen mußte
und pflegen, um das richtige Verhältnis herzustellen. Sie
vergaßen ihre anfängliche Roheit, die mich erschreckt
hatte.
    Vier neue Erkenntnisse:
    Die Harpune mit der Blutrinne. Ich nahm mein Messer und ein Stück
gerades Renhorn. Die Jäger saßen zusammen mit den drei
Mädchen um mich herum, und das Feuer wetteiferte mit dem
feuerroten Licht der untergehenden Sonne.
    »Was geschieht, wenn ihr einen Speer in die Seite eines Rens
werft?« fragte ich.
    Schweigen.
    Schließlich sagte Meeng:
    »Wir durchbohren die Seele des Rens. Sie entfliegt, und das
Ren stürzt zu Boden.«
    Ich schnitzte langsam zehn scharfe Widerhaken in das Stück
Horn und versuchte, mit dem Messer die Kanten zu schärfen. Ich
hatte offensichtlich nicht das Richtige gefragt.
    »Was geschieht, wenn du, Anooa, mit einem Messer in den Arm
stichst?«
    »Ich blute.«
    Die Antwort war von schlagender Kürze.
    »Auch das Ren blutet. Je schneller es blutet, und je mehr
Blut aus der Wunde läuft, desto eher fliegt sie davon, die
Seele. Wenn ich diese Harpunenspitze in die Brust eines Rens ramme,
so bleibt sie stecken. Sie ist so dick, daß sie die Wunde
verschließt. Ich nehme jetzt mein Messer und schnitze eine
Rinne in die Harpune.«
    Ich zog in mühsamer Arbeit von der Spitze der knöchernen
Harpune einen dreieckigen Einschnitt bis nach hinten.
    »Wenn ich jetzt diese Harpune in die Brust des Rens stoße,
verschließe ich die Wunde nicht. Das Blut kann ungehindert
strömen. Es ist ein Unterschied, ob ich einen Tag dem Ren
nachjage oder eine Stunde, nicht wahr, Gard?«
    Gard, ein schlanker, fast magerer junger Mann, nickte begeistert.
Er zog sein Messer und fing an, ein Stück Rengeweih zu
bearbeiten. Das war ein weiterer kultureller Denkanstoß.
    Nun war es Nacht.
    Meeng stand da, in der Faust einen Wurfspeer mit der neuen,
eingekerbten Blutrinnenspitze, neben Asser, weitab vom Feuer. Wir
lagerten in einer riesigen Höhle, die unbewohnt war. Katya lag
neben mir und schlief, und die anderen dunklen Bündel waren
Jäger, die sich in ihre Felle gehüllt hatten, die Waffe
dicht neben sich. Im Eingang der Höhle waren die kreisförmigen
Reste des Feuers zu sehen. Ehe ich daran ging, einen weiteren Anstoß
in die Hirne der steinzeitlichen Jäger zu pflanzen, überlegte
ich.
    Sie hatten einen vorzüglichen Verstand, meine Barbaren. Nur
waren ihre Überlegungen
    durchsetzt von Störungen aller Art. Sie lebten in einer Welt,
die von dumpfem, naturgebundenem Mystizismus erfüllt war. Es gab
Dämonen, Geister, Götter und Schwingungen in jedem Busch
oder

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