PR TB 056 Bruder Der Stahlernen Wölfe
Schnelligkeit, neben mir den Jäger,
der nur noch laut röchelte, fegte ich auf Thupa zu. Die Gruppe
der Frauen und Jäger wich auseinander, einige schrille Schreie
brachen sich als Echo zwischen den Felsen. Thupa machte einen langen
Schritt, riß einem der Jäger den Speer aus der Hand und
blieb stehen. Ich war halbblind vor Wut und erkannte zu spät,
was er vorhatte. Kurz vor dem Schamanen riß ich das Pferd
herum, ließ die Haare des Jägers los. Ich ritt nach links,
und Uroga taumelte, halb stürzend, geradeaus.
Uroga schrie auf. Gellend laut und brach dann ab.
Thupa hatte den Speer gesenkt und rammte jetzt den Arm nach vorn.
Die Speerspitze drang blutig und voller Fleischfasern zwischen seinen
Schulterblättern hervor, der Schaft brach ab, als Uroga mitten
vor Thupa zusammenbrach.
Thupa hob den rechten Arm.
»Wir sind Jäger. Wir sind keine Mörder«,
sagte er laut und feierlich, als leite er eine Zeremonie ein. »Mein
Wegzauber war schlecht.. ich mache einen neuen.«
Ich lachte kurz und schneidend.
»Mache besser einen Grabzauber für Uroga«, sagte
ich. »Er hat es nötig. Seine Seele wird umherirren, weil
er ohne Ehre starb.«
Dann lenkte ich den Tarpan zurück, trabte los und erreichte
Katya, die auf mich wartete. Asser lief noch immer neben mir her:
schwarz und wachsam wie ein echter Wolf.
Der erste Tag begann mit einem schlechten Zeichen.
Wir schafften eine Strecke von mehr als fünfundzwanzig
Kilometern, kamen an dem Felsen vorbei, in dem ich den Rest meiner
Ausrüstung verborgen hatte und schlugen ein schnelles Lager auf,
als es dunkelte. Ich hatte schon seit einer Stunde die Spuren von
großen Gruppen der
riesigen Tarpanherde gesehen und wußte, daß wir morgen
Pferde haben würden. Von dem Punkt, an dem ich funken mußte,
waren wir jetzt noch mehr als hundertdreißig Kilometer
entfernt.
Ich hielt das Pferd an.
»Hier zünden wir unser Feuer an«, sagte ich.
Nachdem die drei Feuer brannten, nachdem wir eine Quelle gefunden
und gegessen hatten, versammelte ich die Jäger um mich. Sie
mußten ihre Bögen mitbringen und je zwei Pfeile. Ich ließ
sie in einem Halbkreis Aufstellung nehmen, dann erklärte ich
ihnen, was sie bisher falsch gemacht hatten.
»Aber wir haben es von unseren Vätern so gelernt«,
sagte Anooa. »Wir können es nicht anders.«
»Bald werdet ihr es können«, sagte ich und hob
meinen Bogen.
Sie machten seit Generationen einen entscheidenden Fehler, meine
Barbaren. Sie hatten mächtige Bögen und schwere Pfeile, mit
denen sie aus zwanzig Metern Entfernung ein Ren töten konnten,
wenn sie richtig trafen. Das war selten der Fall, also mußten
stets mehrere Jäger ein Tier förmlich mit Speeren und
Pfeilen spicken. Die Jäger nahmen die Sehne zwischen Daumen und
abgewinkelten. Zeigefinger, und sobald sie die Sehne mehr als ein
Drittel auszogen, reichten die Kräfte der Finger nicht mehr aus,
Pfeil und Sehne gleichzeitig zu halten.
»Hier!« sagte ich und hob die drei mittleren Finger.
»Einhängen in die Sehne!«
Ich legte die Sehne an die Kerbe, die zwischen den ersten Gliedern
dreier Finger war, klemmte den Pfeil zwischen Zeige- und Mittelfinger
und preßte ihn durch die einfache Drehungskraft gegen das
Griffstück des Bogens. Dann zog ich die Sehne bis fast ans Kinn.
»Nachmachen, Jäger!«
Die Brüder der Wölfe versuchten es. Ich ging von einem
zum anderen und korrigierte. Verbesserte unablässig und ließ
die Haltung üben, bis die Männer mißgelaunt wurden.
Dann winkte ich ab.
»Brüder der Wölfe«, sagte ich eindringlich.
»Ich habe euch versprochen, euch Dinge zu lehren, die ihr nicht
kennt. Dies war der erste Versuch, abgesehen von der Flöte.«
Yaac und Anooa lachten laut.
»Ihr werdet lernen und lernen. Ihr werdet nicht mehr die
gleichen jungen Jäger sein, sondern klüger und kräftiger.
Das werdet ihr aber nur dann sein, wenn ihr mitarbeitet. Ich kann
keinen mächtigen Zauber aussprechen, der euch die Klugheit des
Schamanen in der Nacht bringt wie den Schlaf. Also - übt nur
fest weiter.«
Sie schauten mich nicht begeistert an, aber ich blieb hart. Ich
ließ sie den Versuch mehrmals wiederholen, dann korrigierte ich
die Bogenhaltung. Bisher hatten sie ihn gerade vor sich gehalten und
geschossen, jetzt lehrte ich sie die klassische Form.
Ich stellte mich breitbeinig hin, nahm den Bogen in die Linke und
hielt ihn mit ausgestrecktem Arm. Schultern, Arm und Bogen bildeten
eine Gerade. Dann drehte ich den Kopf nach links, ergriff mit der
Rechten die
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