PR TB 057 Kreuzfahrt Durch Die Galaxis
letzten dreißig Jahre, mein Sohn«,
brummte der Baß Nelsons. »Diese Männer und Frauen
sind laut ihrer Geburtsurkunden alle über hundert Jahre alt;
viele sogar über hundertzwanzig.«
Franklin Kendall kniff die Augen zusammen und sah den Raumkapitän
prüfend an.
»Ist Ihr Schiff etwa von einem Altersheim gechartert
worden?« fragte er mißtrauisch, denn in diesem Sektor der
Galaxis gab es keine terranischen Siedlungswelten. Folglich konnte es
auch keine Altersheime geben.
Guy Nelson lachte amüsiert.
»Noch nie etwas von Last Port gehört, mein Junge?«
Franklin dachte nach.
»Doch, Sir. Mir scheint, als stünde der Name Last Port
auf der Liste jener Welten, die wir direkt anfliegen. Was ist daran
Besonderes?«
Der Raumkapitän breitete die Arme aus.
»Last Port ist eine zweite Erde, glücklicherweise aber
ohne die überzüchtete Zivilisation der Erde. Dort leben
mittlerweile fast eine Million Veteranen der Raumflotte und der
Galaktischen Abwehr. Sie sind eine große Familie.« Er
seufzte. »Aber das könnt ihr Grünschnäbel
natürlich nicht begreifen. Vielleicht, wenn ihr pensioniert seid
.. .«
Sein Gesicht wurde überraschend schnell wieder ernst.
»Was ist mit diesen armen Kerlen?«
Kendall rief den Teamleiter an, der mit wehendem Kittel an ihm
vorbeilaufen wollte. Er erkundigte sich nach der Diagnose.
»Einen Moment«, sagte der Mann verlegen. »Ich
muß erst meinen Assistenten fragen.«
Kurz darauf erschien der junge Assistenzarzt.
»Sie sind Kapitän Nelson!«_ stellte er sachlich
fest und blickte den Raumkapitän prüfend an. »Ihre
Passagiere leiden einwandfrei an einer CHsOH-Vergifrung. Ich muß
Anzeige erstatten, Sir, denn die Destillation von Alkohol ist
Privatpersonen verboten.«
»Einen Moment mal!« sagte Nelson und reckte die
Schultern. »Wollen Sie behaupten, diese Leute litten unter
Alkoholvergif
tung?« Er lachte sarkastisch. »Soviel, wie die
vertragen können, führe ich gar nicht an Bord.«
»Sie haben mich anscheinend mißverstanden«,
erklärte der Arzt. »Es handelt sich nicht um C2HsOH,
sondern um CHsOH, also nicht um Äthylalkohol, sondern um den
giftigen Methylalkohol. Wir hätten keine Stunde später
kommen dürfen. Ihre Passagiere werden unverzüglich in unser
Ambulanzschiff gebracht. Wahrscheinlich müssen wir sie sogar in
die VIRCHOW übernehmen, da unsere Aufenthaltszeit begrenzt ist.«
Guy Nelson war blaß geworden; ein Netz feiner Schweißperlen
glitzerte auf seiner Stirn.
»Methylalkohol«, sagte er tonlos. »Das ist doch
unmöglich!«
»Wo haben Sie das Zeug her?« fragte der Arzt streng.
»Von der GOLDEN STAR, einem Handelsschiff der General Cosmic
Company. Der Kapitän bot mir einen Posten unver-steu ... äh
.. . preiswerten Sprit an, als wir uns auf der Höhe von Savarre
begegneten.«
»Darüber brauche ich noch Ihre Aussage«, erklärte
der Assistenzarzt. »Halten Sie sich zu unserer Verfügung.«
»Selbstverständlich«, antwortete Nelson. »Aber...
ich habe doch auch davon getrunken. Weshalb merke ich nichts von
einer Vergiftung?«
Der Arzt wölbte die Brauen.
»Kommen Sie mit!« befahl er und dirigierte den
Raumkapitän zu einem Bett, dessen bisheriger Inhaber soeben
abtransportiert worden war. »Legen Sie sich hin!«
Er leuchtete mit einer fingerstarken Lampe in Nelsons Augen, maß
provisorisch mit einer Vibrationssonde die Aktivität der
einzelnen Hirnrindensektoren und schüttelte den Kopf.
»Leichte Verlangsamung der Hirntätigkeit, schwache
Reflextrübung des Sehzentrums. Nicht absolut typisch für
Methylalkoholvergiftung. Offenbar haben Sie nur geringe Mengen
genossen.«
Raumkapitän Nelson richtete sich wieder auf.
»Nun, ich trinke überhaupt nur mäßig, Doc.
Aber bestimmt habe ich mehr von dem Zeug getrunken als meine
Passagiere.«
»So, Sie trinken mäßig«, sagte der Arzt und
musterte angelegentlich die blaue Nase Nelsons. »Ich glaube
eher, Ihr Körper ist so verseucht, daß es bereits an
Immunität grenzt. Seit wann werden Sie nicht mehr betrunken?«
Nelson schob die Mütze in die Stirn und kratzte sich
bedächtig hinter dem Ohr.
»So etwa seit einem Vierteljahr. Ich merkte plötzlich,
daß ich soviel trinken konnte wie ich wollte, ohne richtig
betrunken zu werden.«
»Aha! Anscheinend eine Wirkung krankhaft entarteter
Nebennieren. Das hat Sie vor einer regelrechten Vergiftung bewahrt.
Aber es ist nicht normal. Sie sollten sich behandeln lassen.«
»Es ist sogar unangenehm«, murmelte Nekon. »Wie
schön war es noch,
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