PR TB 060 Kundschafter Aus Dem All

Es war
doch nicht nötig, eine solche Schule zu errichten, um die
Anwesenheit einiger Blues zu verheimlichen?
    „Suchen Sie nach Zusammenhängen, Sir?“ fragte
Surfat leise.
    „Ja“, stimmte Redhorse zu. „Ich kannjedoch keine
finden.“
    Rigaud führte sie die Treppe hinauf zum ersten
Unterrichtsraum. Etwa zwanzig junge Männer und Frauen lauschten
den Worten eines großgewachsenen Mannes mit grauen Haaren, der
ihnen erläuterte, wie man eine Nacht in eisiger Kälte im
Freien überleben konnte. Redhorse wartete geduldig. Der Mann
schilderte, wie man Straßen vor Schneewehen schützen und
Erfrierungen behandeln mußte. Er nahm von Redhorse und Surfat
keinerlei Notiz.
    Im nächsten Unterrichtsraum wurden ein paar junge Männer
mit Atemmasken starken

    körperlichen Belastungen ausgesetzt. Auf einem Tisch stand
das Modell eines Allzweckfahrzeugs, wie sie bei der Eroberung von
lebensfeindlichen Planeten eingesetzt wurden.
    Obwohl es so aussah, als wollten die Celanesen Lovesick unter
allen Umständen erobern, wurde Redhorse immer mißtrauischer.
Er hatte das Gefühl, daß man über Surfat und ihn
lachte, kaum daß sie sich umgedreht und die Unterrichtsräume
verlassen hatten. Zweifellos war dieses Gebäude eine Schule -
aber wurde hier wirklich nur gelehrt, wie man auf der Oberfläche
eines ungastlichen Planeten überleben konnte?
    Rigaud wollte die Tür zum nächsten Raum öffnen,
aber Redhorse legte ihm eine Hand auf die Schulter.
    „Das genügt“, sagte er. „Vielleicht können
Sie mir das Zimmer zeigen, in dem das Unterrichtsmaterial auf bewahrt
wird.“
    Rigaud brummte zustimmend und führte sie durch einen
halbdunklen Gang, an dessen Ende er eine Tür aufstieß.
Redhorse und Surfat konnten in einen großen Saal blicken, der
mit verschiedenartigen Gegenständen angefüllt war. Außerdem
gab es zahlreiche Regale mit Büchern, Farbtafeln und
Filmkassetten.
    „Sie können sich gern umsehen“, sagte Rigaud.
    Redhorse kam sich hilflos vor. Er wußte, daß er nichts
Verdächtiges finden würde, auch wenn er mit Surfat den
gesamten Raum untersuchte. Er fragte sich, ob er Major Cudy über
Funk anrufen und ihn um Rat bitten sollte. Noch im gleichen
Augenblick verwarf er diesen Gedanken. Diese Blöße wollte
er sich nicht geben. Außerdem hatte er noch vier Tage Zeit.
    Er wandte sich wieder an Pompeau Rigaud.
    „Was befindet sich in den anderen Räumen?“ fragte
er.
    „Die meisten Schüler wohnen hier bei uns“, sagte
Rigaud. „Die Schule ist aufgeteilt in Unterrichts-, Lagerund
Wohnräume. Unten sind noch ein paar Garagen. Hinter der Schule
befindet sich ein großer Übungsplatz.“
    Die von Solomon geleitete Schule war zwar für eine Kolonie
wie Celanese ungewöhnlich, aber es passierte offenbar nichts,
was dem Kolonialamt Gelegenheit zum Eingreifen geben konnte.
    „Was meinen Sie, Brazos, sehen wir uns noch den Übungsplatz
an?“ wandte sich Redhorse an den Korporal.
    „Ich habe schon wunde Füße“, beklagte sich
Surfat wehleidig. „Aber dadurch werden Sie sich wahrscheinlich
nicht aufhalten lassen.“
    *
    Als Groove Solomon in sein Büro zurückkehrte, stand
Botany Rascall am Fenster und blickte nachdenklich hinaus. Er wandte
sich um, als er Solomon eintreten hörte. In seinem Gesicht
drückte sich Erstaunen aus.
    „Sie sind schon zurück?“ fragte er. „Wollten
sich die beiden Männer nicht in der Schule umsehen?“
    „Rigaud führt sie herum“, sagte Solomon.
    „Rigaud?“ wiederholte Rascall ungläubig. „Ich
habe keine ruhige Minute, solange dieser Trottel mit den Raumfahrern
in der Klinik herumläuft.“
    „Rigaud ist kein Trottel“, entgegnete Solomon scharf.
„Außerdem sollten Sie die Bezeichnung Klinik für
dieses Gebäude vorläufig aus Ihrem Gedächtnis
verbannen.“
    „Haben Sie mit den Kerlen gesprochen?“ fragte Rascall
ungeduldig.
    „Natürlich“, antwortete Solomon gedehnt.
    Es bereitete ihm Vergnügen, Botany Rascall im ungewissen zu
lassen. Rascall hatte eine kleine Lektion verdient. Schließlich
war es Rascall, der sich nicht länger beherrschen konnte und
erregt fragte: „Was wollen sie hier?“

    Solomon nahm Platz und legte seine Hände flach auf den
Schreibtisch.
    „Was sollen sie schon wollen?“ fragte er. „Sie
suchen nach Blues.“
    Botany Rascall wurde blaß.
    „Sie wissen also ...“
    „Sie wissen überhaupt nichts“, fiel Solomon ihm
ins Wort. „Und sie werden auch nichts erfahren, wenn wir
weiterhin vorsichtig sind.“
    „Irgendjemand aus der Stadt