PR TB 061 Der Planetenkönig
Wasseroberfläche und schaltete auf Höchstschub. Eine
riesige Wasserfontäne mit sich ziehend, schoß er auf das
Ufer zu. Sein Manöver war zu schnell gewesen, als daß die
Männer am Geschütz darauf hätten reagieren können.
Sie begriffen jetzt erst, was vor sich ging, und die vier schweren
Läufe schwenkten träge und schwerfällig herum.
Es war an der Zeit, entschied Stoke, die geplante Lektion zu
erteilen. Er schoß auf das Geschütz zu, diesmal in spitzem
Winkel zur Wand. Fünfzehn oder zwanzig Meter vor dem Geschütz
berührte er einen der Knöpfe auf seiner selbstgefertigten
Schalttafel.
Dann riß er den Gleiter herum und ging auf Höhe. Unter
ihm in der Schlucht schien die Hölle loszubrechen.
Der Donner einer gigantischen Explosion brach von den Wänden.
Ein gewaltiger, grellweißer Glutball sprang auf. Rote, blaue,
grüne Fontänen schossen wie
Feuerwerksraketen aus der Glut und stiegen bis über den Rand
der Schlucht hinaus. Eine scharfe Druckwelle erfaßte den
Gleiter und brachte ihn zum Schlingern; aber Stoke war ein zu
erfahrener Pilot, um sich auf solche Weise aus dem Gleichgewicht
bringen zu lassen.
Er gewann rasch an Höhe, indem er den Antigrav zu Hilfe nahm.
Vom Rand der Schlucht aus warf er einen Blick nach unten. Der
Feuerball war verschwunden, aber eine dichte Wolke bläulich
weißen Rauchs verdeckte die Sicht. Stoke wandte sich um und
konzentrierte seine Aufmerksamkeit in Flugrichtung. Es war nicht von
Belang, ob er sah oder nicht. Er kannte die Wirkung seiner Bombe, und
in ein paar Minuten würden die Aniter sich vom Boden erheben,
verstört und überrascht, daß sie noch am Leben waren.
Das Projektil, dessen Stoke sich bedient hatte, war in terranischen
Polizeikreisen wohlbekannt und hatte dort den Namen Peng-Peng
erhalten. Aus gutem Grund, denn fünfzig Prozent seiner Wirkung
erschöpften sich darin, einen beeindruckenden Knall zu erzeugen.
Der Rest war Licht und Rauch. Die wahre Explosivwirkung der Bombe war
minimal. Sie erzeugte eine Druckwelle, die wahrscheinlich einige der
anitischen Zelte umgeblasen, aber niemand ernsthaft verletzt hatte.
Ein paar geplatzte Trommelfelle war das Höchstmaß an
Schaden, das man erwarten mußte.
Stoke bewegte sich in Höhe des Schluchtrandes und folgte dem
Tuoq durch ein Felsentor in ein etwas weiter geschnittenes Tal, in
dem der Fluß sich zu ansehnlicher Breite ausdehnte. Der Wald
ragte ununterbrochen bis an die Ufer heran. Nirgendwo war eine
gegnerische Stellung zu sehen. Stoke schaltete den
Allfrequenz-Empfänger ein. Seine Voraussicht wurde wenige
Sekunden später belohnt, als sich eine aufgeregte Stimme in
anitischer Sprache meldete:
»Ein feindliches Fahrzeug bewegt sich längs des
Tuoq-Tales in nördlicher Richtung. Alle flußabwärts
von Station eins gelegenen Posten sind angehalten, den Gegner
abzuwehren oder zu vernichten.«
Der Sprecher schickte sich an, seine Meldung zu wiederholen; aber
Stoke kam ihm zuvor. Er aktivierte seinen Störsender. Das
Aggregat, obwohl nur von geringem Umfang, bezog seine Leistung aus
einem winzigen Fusionsgenerator und belegte sämtliche im
Funkverkehr gebräuchlichen Frequenzen mit soviel Störungen,
daß es von diesem Augenblick an im Umkreis von fünfzig
Kilometern keinen einzigen Empfänger mehr gab, aus dem etwas
anderes als lautstarkes Krächzen drang.
Nachdem er das gegnerische Warnsystem auf diese Weise lahmgelegt
hatte, machte Stoke sich den letztgehörten Hinweis zunutze,
indem er flach über den östlichen Rand des Flußtales
hinwegsetzte und sich in dem jenseitigen Gewirr von großen und
kleinen, bewaldeten und felsigen, sanft ansteigenden und wild
zerklüfteten Hügeln einen Weg nach Norden suchte. Die
letzte Anweisung, die die gegnerischen Posten weiter nordwärts
erhalten hatten, war, daß er sich den Fluß entlang
bewegte. Auf das Tal des Tuoq würden sie ihr Hauptaugenmerk
konzentrieren, während er auf mühevollen Umwegen, aber
halbwegs sicher und unbehindert seinem Ziel zustrebte.
Eine halbe Stunde später fielen die Hügel hinter ihm
zurück. Er desaktivierte den Störsender und hörte eine
anitische Stimme, die einem stromaufwärts gelegenen Empfänger
klarzumachen versuchte, daß das gegnerische Fahrzeug sich bis
jetzt noch nicht gezeigt hätte. Stoke schaltete ab und nahm Kurs
auf Tulli-Noe. Er hatte die Blockade durchbrochen, und die Erfahrung,
die er dabei gewonnen hatte, war die Mühe wert gewesen.
Gegen sieben Uhr morgens erreichte er die Stadt. Der Anblick
beeindruckte ihn,
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