PR TB 061 Der Planetenkönig
»erhielt
ich Nachricht von einer normalerweise verläßlichen Quelle,
daß Hiro nach Süden gefahren ist. Alleine. Er ist seit
gestern morgen unterwegs.«
»Und niemand weiß warum, wohin und wie lange«,
mutmaßte Stoke.
»Das ist richtig. Niemand weiß es.«
Stoke erhob sich. Was an dieser Stelle zu erreichen war, hatte er
erreicht. Es brachte ihm keinen Vorteil, sich länger im Palast
des Gouverneurs aufzuhalten. Er verabschiedete sich und versprach, er
werde sich mit Heinoman im Laufe der nächsten Tage wieder in
Verbindung setzen. Heinoman machte einen erleichterten Eindruck, als
Stoke durch die Tür schritt.
Stoke kehrte zu seinem Hotel zurück. Auf dem Weg, für
den er einen Mietwagen benutzte, hatte er Zeit, seine Gedanken zu
ordnen und sich darüber klar zu werden, was als nächstes
getan werden mußte. Er hatte keinen Zweifel daran, daß
ihm Heinoman als Bundesgenosse nur von sehr beschränktem Wert
sein würde. Er war, soweit er die Lage übersah, völlig
auf sich selbst gestellt. Das brachte Vorteile - wie zum Beispiel die
Freiheit von protokollarischen Skrupeln, die Gej Heinoman hinten und
vorne hemmten - und Nachteile. Er war Fronttruppe und Einsatzreserve
in einer Position. Es war nötig, jeden Schritt sorgfältig
zu planen, um Rückschläge zu vermeiden.
Was seinen nächsten Vorstoß anbelangte, so hatte er
zwei Möglichkeiten zur Wahl. Er konnte warten, bis Hiro in die
Stadt zurückkehrte, und sich auf seine eigene Weise Zutritt zum
königlichen Palast verschaffen. Oder er konnte dem Hinweis
nachgehen, den Greg Ohlen ihm gegeben hatte.
Obwohl sein vernachlässigtes Äußere darüber
hinwegzutäuschen versuchte, war Stoke Derringer ein Mann voller
Energie und Tatendrang. Solange er nicht die Gewißheit hatte,
dem Gegner um eine Nasenlänge voraus zu sein, fühlte er
sich auf der Verliererseite. Warten war eine der Taktiken, die er
benutzte, wenn es absolut keine andere Möglichkeit gab.
Er entschied sich auch diesmal dagegen und folgte Greg Ohlens
Wink.
Was er sich vorgenommen hatte, war riskant. Er brauchte einen
halben Tag, um sich vorzubereiten; aber gegen Sonnenuntergang befand
er sich in einem auf unbegrenzte Dauer gemieteten Bodengleiter auf
dem Weg zum Herzogtum Tulli.
Hiro war ratlos.
Das einzige, was er begriff, war, daß die Zeit des
vertrauensvollen, selbstgefälligen Wartens vorüber war.
Aber danach kam nichts als Zweifel.
Wer war die Stimme? Wem lag daran, daß er über das
Komplott des Gegners rechtzeitig informiert wurde, so daß er
etwas dagegen unternehmen konnte? Und warum bevorzugte er es, seine
Botschaften auf eine solche Art zu übermitteln, anstatt sie ihm
in Maro-Noe zur Kenntnis zu bringen? Die technischen Möglichkeiten
dazu besaß er. Wer den König bei einem Flug über die
menschenleeren Öden des inneren Maro auf telepathischem Wege vor
einer feindlichen Falle warnen konnte, der konnte auch Nachrichten in
den königlichen Palast in Maro-Noe senden.
Zwei Dinge wenigstens schienen sicher.
Die Stimme stand auf der Seite des Königs. Und der Feind, der
die Fallen stellte, waren die Unisten.
Wenn man von der Möglichkeit absah, daß die Stimme
lediglich dazu da war, ihn in Sicherheit zu wiegen und ihn zum
gegebenen Zeitpunkt, wenn er ihr rückhaltlos vertraute, mitten
in eine Falle hinein anstatt um sie herum zu leiten.
Hiro war nicht der Typ des Aniters, wie er durch die
Ferienbild-Journale der Erde geisterte. Einer seiner beiden Großväter
war ein terranischer Siedler, der das unwahrscheinliche Glück
hatte, eine Tochter von so zwingender Schönheit zu besitzen, daß
der regierende König um ihre Hand anhielt. Der Großvater,
mit einer prägnanten Gabe, seinen Vorteil zu erkennen, wo immer
er sich zeigte, leistete dem königlichen Begehr keinen
Widerstand und wurde für seine Bereitwilligkeit mit dem Posten
eines Hausmeisters im Palast zu Maro-Noe belohnt. Die Tochter, ein
anitisch-terranischer Mischling, verbrachte an der Seite des Königs
viele glückliche Jahre. Sie starb drei Jahre vor ihrem Mann,
Ka-Ini, Hiros Vater. Hiro war demzufolge zu drei Vierteln Aniter.
Aber die fünfundzwanzig Prozent terranischen Blutes, die er von
seinem längst verstorbenen Großvater ererbt hatte,
versorgten ihn mit einem Sinn für Realitäten, wie er unter
reinrassigen Anitern nicht allzu oft anzutreffen war. Hiro war modern
im besten Sinne des Wortes. Er verachtete die Unisten und ihren
archaischen Drang nach ungebundener Freiheit, Rückkehr zu den
alten Sitten und
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