PR TB 061 Der Planetenkönig
er
Alleinkämpfer war, durfte er die Punkte quadrieren. Er war jetzt
im Besitz von 1936 Punkten, und die Leistung, die er gezeigt hatte,
verfehlte ihre Wirkung auf den Gegner nicht. Agbros Leute waren
ängstlich, wenn sie zum Kampf antraten. Sie begannen zu
begreifen, daß sie gegen den Unheimlichen keine Chance hatten.
Zwei Ritter wurden disqualifiziert, weil sie dem Zusammenstoß
auszuweichen versuchten. Für Stoke bedeuteten sie gute Punkte.
Er hatte jetzt 2304.
Im einunddreißigsten Gang ließ er sich aus dem Sattel
stoßen. Es war ihm gelungen, den Aufprall der gegnerischen
Lanze teilweise zu parieren; aber der Treffer nahm ihm trotzdem für
drei Minuten das Bewußtsein. Seine Diener eilten herbei und
halfen ihm auf. Die Zuschauer rasten vor Begeisterung. Die Richter
erlaubten ihm als Einzelkämpfer, sich zehn Minuten lang
auszuruhen. Er nahm acht davon in Anspruch. Agbro bot denselben
Ritter ein zweites Mal auf und strich dafür einen anderen: von
der Liste seiner Gehilfen. Rufe der Zuschauer feuerten den Kämpfer
an, der es als erster geschafft hatte, den Herausforderer aus dem
Sattel zu heben.
Aber Stoke, grimmig und mit stechendem Schmerz zwischen den
Rippen, hatte des Spiels genug. Der Gegner fiel, und Schweigen senkte
sich wieder über die Menge der Zuschauer.
Stoke trieb den Kampf voran. Wo jedermann von ihm erwartet hatte,
daß er die Regeln nach seinem Vorteil nützte und sich so
lange Pausen verschaffte, wie die Vorschriften nur zuließen, da
mied er statt dessen jeden Zeitverlust, stellte sich so rasch wie
möglich wieder zum Kampfe und ließ dem Gegner keine Zeit
zum Überlegen.
Das, genau das, war seine Absicht.
Er kannte den festen Glauben der Aniter in die Heiligkeit des
Zweikampfes und wußte, daß bis zu einem gewissen Punkt
niemand der Verdacht kommen würde, seine unglaubliche
Siegesserie sei nicht auf ehrlichem Wege erkämpft worden.
Bis zu einem gewissen Punkt.
Irgendwann würde jemand mißtrauisch werden. Irgendwann
würde jemand einen Anlaß finden, auf eine Unterbrechung
des Kampfes zu drängen, eine erneute Untersuchung der Lanzen
durchzusetzen oder gar einen Austausch der Lanzen zu erwirken. Das
durfte nicht geschehen. Stoke mußte den Sieg in der Tasche
haben, bevor der erste Verdacht materialisierte. Er mußte das
Fürstentum Agbro gewinnen.
Und nicht nur das.
Dem, der des Betrugs im Zweikampf für schuldig befunden
wurde, drohte der sofortige Tod.
Stoke schlug siebenundfünfzig von Agbros Rittern. Nach der
Regel von der Proportionalität der Leistung betrug seine
Punktzahl nun 12 996. Agbro dagegen hatte fünfundzwanzig Punkte
- für das eine Mal, in dem der Herausforderer selbst aus dem
Sattel gestoßen wurde.
Aber noch war der Kampf längst nicht gewonnen. Stoke führte
sorgfältig Buch. Dreiundvierzig Kämpfe standen noch aus.
Sollte es einem von Agbros Leuten gelingen, alle dreiundvierzig
Runden für sich zu entscheiden - ein Unternehmen, das in den
Augen der Zuschauer nicht unglaublicher erscheinen konnte als Stokes
nahezu ununterbrochene Serie von Siegen - dann würde er (43 x
25)2 oder 1 155 625 Punkte für sich verbuchen und den Kampf
unangefochten zu Agbros Gunsten entscheiden.
Doch von jetzt an verbesserte sich Stokes Punktestand mit größerer
Geschwindigkeit. Agbro hatte gemäß der Liste von Gehilfen,
die vor dem Kampf dem Richterkollegium überreicht worden war,
nur noch Barone und Grafen zur Verfügung. Jeder Baron zählte
vier, jeder Graf acht Punkte - vor Anwendung der
Proportionalitätsregel. Er stieg fünf Barone von ihrem
Pa-Anu und hatte nun 17 956 Punkte - gegen 902 500, die Agbro im
allergünstigsten Falle noch erzielen konnte. Vom sechsten Baron
ließ er, sich geschickt überwältigen und vergrößerte
Agbros Punktzahl damit um 25. Agbro folgte zuvor angewandter Taktik
und setzte denselben Baron noch einmal ein, einen anderen dafür
von der Liste streichend. Stoke, diesmal nicht so stark mitgenommen
wie von der ersten Niederlage, warf. ihn mühelos zu Boden.
Fünfzehn weitere Barone fielen. Stoke hatte 37 636 Punkte,
Agbros höchstmögliche Punktzahl war auf 302 550 gesunken.
Niedergeschlagenheit ergriff die Menge der Zuschauer. Die einzigen
Laute, die noch von der Tribüne drangen, waren Rufe des
Entsetzens und Schmähworte für den siegreichen
Bürgerlichen. Die Richter unterbanden die Schmähungen.
Der Kampf dauerte nun nahezu sieben Stunden. Die Sonne war
aufgegangen, aber in der Aufregung hatte niemand daran gedacht, die
Lampen zu
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