PR TB 062 Das Grab Der Raumschiffe
sich
von den radioaktiven Strahlen in den Uranminen zerfressen — und
wußten nicht, wofür sie es taten.
Sie wußten nicht, daß sie einen Atomreaktor in Betrieb
hielten, von dem Fenigger die Energie für seine riesigen
Bergungswagen bezog, mit denen er seine Raubzüge zu den Wracks
unternahm. Keiner von diesen „Robotern“ hatte eine
Ahnung, daß sie die menschenunwürdigen Bedingungen für
eine kleine, auserwählte Gruppe hinnehmen mußten, die
Fenigger um sich geschart hatte.
Aber früher oder später erfuhr der eine oder andere aus
der neuen Generation davon — dann nämlich, wenn Fenigger
ihn für würdig befand, in die Elite aufgenommen zu werden.
Der Platz des Auserwählten in der Lufterneuerungsanlage, in den
Nährkulturen oder im Uranbergwerk wurde dann von dem Gefangenen
eines gestrandeten Schiffes eingenommen... „Die Luft ist rein“,
sagte einer der beiden Leibwächter Holeys, „wir können
ihn durch diese Schleuse hinausschaffen.“
*
Die blutige Zeit des Anfangsstadiums ihrer Zivilisation war
vorbei, die Gesetze waren in Kraft und wurden von allen anerkannt.
Die Raumschiff-Falle aufzustellen, die „Roboter“ zu
beaufsichtigen und alles andere — das war nichts anderes mehr
als reine Routine. Die neue Gesellschaftsordnung hatte sich schon
lange herauskristallisiert.
Mein Tod kann die Entwicklung dieser Kolonie nicht mehr aufhalten,
dachte Fen. Es machte ihm fast nichts aus zu sterben.
Er war ohnehin schon seit Jahren nichts anderes mehr als ein
Wrack, so leer und ausgehöhlt, wie jene hundertzwanzig Schiffe,
die er im Laufe von dreißig Jahren geplündert hatte. Er
war seit jener Stunde vor fünf Jahren eine Marionette an Holeys
Fäden, als er sich von ihm ein neu erschaffenes Rauschgift
aufschwatzen ließ.
Damals hatte Holey die Macht übernommen.
Fen hoffte, daß Holey ein guter Herrscher sein würde —
zumindest so lange, bis sein ältester Sohn Breg stark genug war,
um die Macht über die Kolonie zu übernehmen.
Von irgendwoher drang ein heftiger Schmerz in Fens Körper.
Der Schmerz war so groß, daß sich sein Körper
aufbäumte — daß sich seine Augen öffneten und
weiteten.
Er war auf der Oberfläche.
Er sah die bizarren Felsen, die giftiggrünen Wolkenschleier,
die von blitzartigen Leuchterscheinungen aufgerissen wurden und... er
atmete die giftige Atmosphäre. Das mußte den Schmerz in
seiner Lunge verursacht haben.
Er saß aufrecht. Links und rechts vor ihm standen die beiden
Leibwächter in ihren Druckanzügen, ihre Augen starrten ihn
durch die Klarsichtscheiben der Helme erschreckt an. Er konnte ihre
Panik verstehen, sie mußten gedacht haben, daß er schon
lange tot sei.
Aber noch dachte er, obwohl er die Kälte des nahenden Todes
bereits in seinen Körper eindringen spürte.
Aber noch dachte er... seltsamerweise an den Witz mit den beiden
Freunden. Er glaubte fest daran, daß sich ein Körnchen
Wahrheit darin befand. Schon einige Männer und Frauen waren
spurlos aus seiner Kolonie verschwunden, die ganz bestimmt nicht auf
die Seite der Wissenschaftler abgewandert waren. Es würde schon
etwas an den Gerüchten sein, wonach es einige geschafft hatten,
sich an die Umwelt anzupassen.
Umweltangepaßte!
Auf Europium?
Warum auch nicht?
Fen war nie einem von ihnen begegnet — aber das war kein
Beweis dafür, daß es die Umweltangepaßten auf
Europium nicht gab!
Der Mensch war stärker und ausdauernder, als er selbst wußte.
Er hatte die Grundlage für eine Existenz auf einer
menschenfeindlichen Welt mit Säureregen, giftiger Atmosphäre
und ungenießbarer Flora geschaffen. Der Mensch trug es sicher
in sich, diese Grundlagen auszubauen und zu festigen.
Davon war Fen überzeugt.
Moralische Bedenken, hinsichtlich der von ihm geschaffenen
Gesellschaftsform, kamen ihm selbst im Angesicht des Todes nicht.
Wäre er nicht ein so krasser Außenseiter der menschlichen
Zivilisation gewesen, so hätte er versucht, die kleine Kolonie
auf Europium mit anderen Mitteln zu erhalten. Sein Charakter hatte
diese verbrecherische Gesellschaftsordnung geprägt.
Jetzt schaufelten ihm zwei von jenen ein Grab, die seine Lehren
bedingungslos angenommen hatten.
6.
Breg konnte es immer „och kaum fassen, daß er zum
Bergungsteam einberufen worden war. Die Nachricht erreichte ihn
gerade zum Schichtwechsel in den Sümpfen der
Nahrungsmittelkulturen. Vor Übermut und Begeisterung ließ
er die elektrische Peitsche spielerisch über seinem Kopf
rotieren. Dabei achtete er nicht auf die
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