PR TB 065 Die Welt Der Glückseligen
die
Ruinenlandschaft. Er wollte das Gelände systematisch absuchen,
obwohl es an und für sich übersichtlich war. In dem Sand
konnte den Augen der Männer niemand entgehen; die herausragenden
Ruinenteile vermochten nichts zu verbergen.
Insgeheim fragte sich Marat, was sie tun sollten, wenn sie keine
Spur von Jovilla fänden. Er wagte sich die Frage nicht zu
beantworten.
„Da vorn ist etwas“, sagte McKay nach einer Weile.
Marat blickte in die angegebene Richtung, sah aber nichts außer
einem dunklen Fleck, der sich gegen den hellen Sand abhob. Dennoch
steuerte er darauf zu.
Als sie ungefähr bis auf fünfhundert. Meter heran waren,
erkannten sie, daß der dunkle Fleck in Wirklichkeit ein Loch im
Boden war. Sein Durchmesser mochte fünfzig oder sechzig Meter
betragen; am Rand war Sand aufgehäuft.
„Wahrscheinlich hat hier eine Ausgrabungsmaschine
gearbeitet“, kommentierte McKay.
Jean Pierre Marat ging nicht darauf ein. Aber er beschleunigte den
Gleiter stärker.
Kurz darauf schwebten sie über dem Loch. Es verjüngte
sich nach innen trichterförmig und war etwa dreißig Meter
tief. An seinem Grund stand, auf einer Antigravplatte verankert, ein
kleines Ausgrabungsgerät mit den charakteristischen Projektoren
für die Ansaug- und Abstrahlfelder. Wenige Meter daneben lag ein
Stück Mauer frei. Ein mannshohes Loch klaffte in ihr.
Marat spürte, wie sich seine Nackenhaare aufrichteten. Das
Loch in der Mauer erschien ihm plötzlich als gähnender
Schlund, der Jovilla verschlungen hatte.
Schweigend setzte er den Gleiter am Trichterrand auf und schaltete
die Aggregate ab. Dann wandte er sich zu McKay um.
„Jetzt könnten wir eine Lampe gebrauchen, Großer.“
McKay grinste verzerrt.
„Du willst also in das Loch steigen.“ Er schüttelte
sich. „Wer weiß, was dahinter auf uns lauert. Vor
unterirdischen Ruinenstädten habe ich mich schon als Kind
gefürchtet.“
„Jovilla ist höchstwahrscheinlich dort drin“,
erwiderte Marat gepreßt. „Willst du dich von ihr
beschämen lassen?“
Er sah sich im hinteren Teil des Gleiters um. Aber außer
einer angebrochenen Zigarettenschachtel fand er nichts.
Entschlossen öffnete er die Tür und sprang hinaus. Auf
der anderen Seite stieg sein Partner aus. „Katzenaugen müßte
man haben“, murmelte McKay und ließ sich auf dem
Hosenboden den Trichterhang hinuntergleiten. Er landete in einer
Sandwolke.
Jean Pierre Marat folgte ihm.
Als er unten ankam, stand McKay bereits vor dem Mauerdurchbruch
und versuchte, in die Finsternis dahinter zu spähen. Es erwies
sich als hoffnungslos.
Marat stellte sich neben ihn, legte die Hände trichterförmig
um den Mund und rief mehrmals nach Jovilla. Das Echo kam geisterhaft
hohl aus der Unterwelt zurück; das blieb alles.
„Wenn ich mir darin den Hals breche, wer trinkt denn all den
schönen Whisky, den es im Universum gibt?“ fragte McKay
kläglich. „Dort sieht manja nicht einmal den Fuß vor
Augen.“
„Ich wäre zufrieden, wenn ich die Hand vor Augen sehen
könnte“, gab Marat bissig zurück und setzte einen Fuß
in die Dunkelheit. Mit den Händen hielt er sich an dem
unregelmäßig geformten Rand des Mauerdurchbruchs fest.
Er atmete auf, als er festen Boden fühlte. Behutsam zog er
das andere Bein nach. Allmählich stellten sich seine Augen auf
das geringe Streulicht um, das in das Loch fiel. Er erkannte, daß
er sich in einem kleinen Raum befand. In der gegenüberliegenden
Wand war eine regelmäßig geformte Öffnung, vermutlich
von einer Tür. Weiter vermochte Maratjedoch nicht zu sehen.
Etwas sicherer als zuvor legte er die wenigen Schritte bis zur
Türöffnung zurück, McKay folgte ihm mit Bewegungen,
als ginge er über ein durchhängendes Seil.
Als es irgendwo vor oder unter ihnen polterte, duckten beide
Männer sich unwillkürlich und hielten den Atem an. Das
Poltern verstummtejedoch sofort wieder.
Marat richtete sich auf und rief erneut nach Jovilla. Er bekam
keine Antwort.
„Ich glaube, das war ziemlich weit weg, Alter“,
flüsterte Roger McKay an Marats Ohr. „Wenn deine Jovilla
dort ist, hat sie dich kaum hören können.“ Er kratzte
sich geräuschvoll am Hinterkopf. „Möglicherweise war
es auch nur ein Einsturz. Diese morschen Ruinen brechen sicher
allmählich zusammen. Womöglich fällt mirnoch eine
Steinplatte auf den Schädel.“
„Um so mehr sollten wir uns beeilen“, flüsterte
Marat zurück. „Wenn Jovilla sich hier befindet, schwebt
sie in höchster Gefahr.“
Er trat durch die
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