Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
PR TB 068 Die Säulen Der Ewigkeit

PR TB 068 Die Säulen Der Ewigkeit

Titel: PR TB 068 Die Säulen Der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Perry Rhodan
Vom Netzwerk:
ich überzeugt war, daß
sie mich genau beobachteten. Es waren die Priester des Schakalgottes
Anubis, drüben in dem mächtigen Steintempel.
    »Wo ist Menes?« fragte ich nachdenklich.
    »Er wird heute nacht zurückerwartet. Er ist nilabwärts
gezogen, um die adjemer der unteren Provinzen zu kontrollieren.
Außerdem sind zwei königliche Speicher überfallen
worden.«
    Die neue Einheit des Staates, der im Süden fest war und von
Woche zu Woche mehr gegen den Norden, also das Delta zu, wuchs,
beruhte auf der Person des Königs; die Beamten unterstanden ihm
direkt. Die Schreiber, die adj-mer, die Gräber der königlichen
Kanäle, die Nomarchen ... sie hatten ihm direkt Rechenschaft
abzulegen und standen unter dem Schutz aller staatlichen
Einrichtungen. Von Memphis aus, dem Zentrum, von König Skorpion
erbaut und befestigt, wurden die Zählungen durchgeführt,
die Abgaben eingetrieben, die Kanäle gebaut und die
Bewässerungssysteme instand gehalten. Die Verwaltung ruhte
sicher auf der Nutzung der landwirtschaftlichen Flächen. Das
Agrarland ernährte die Bauern, die Handwerker, die Soldaten und
die Beamten.
    »Und er kehrt ohne Neter-Nacht zurück?« fragte
Neb-kare halblaut.
    Neb-kare trug das lange schwarze Haar kunstvoll frisiert, war
stark geschminkt und von unerhörtem Liebreiz. Zuerst hatte sie
mich gefürchtet, dann hatte sie gestaunt, und jetzt bildeten wir
vier eine eng befreundete Gruppe, in der jeder dem anderen half, so
gut es ging.
    »Ich bin nicht immer ein Mann des Krieges«, sagte
Neter-Nacht und hielt ihr die Tonschale hin. Das Mädchen griff
nach dem Krug und schenkte nach. »Heute ist nicht die Zeit der
Keule, sondern die Zeit der Leier.«
    Ehenufer, der nubische Sklave, erschien auf der obersten Sprosse
der Treppe und kreuzte die Arme vor der Brust.
    »Herr!«
    Hepetre und Neter-Nacht drehten sich um. Der Feldherr fragte
halblaut:
    »Was gibt es?«
    Der Sklave zögerte, schließlich bekannte er:
    »Ein Priester, Herr. Ein Priester vom Tempel des Anubis.«
    Neter-Nacht stemmte sich langsam aus dem Sessel hoch, starrte mich
verwundert an, und ich griff in einer Reflexbewegung zum Dolch in der
Oberarmscheide.
    »Er möchte den Heiler sprechen, Atlan-Anhetes.«
    Trotzig sagte der Feldherr:
    »Er möge, wenn es seinen Knien nicht schadet, hier
herauf kommen, Ehenufer.«
    »Ich sage es, Herr.«
    Hepetre und ich wechselten einen langen Blick. Ich hatte ihnen
natürlich von dem Mordversuch, einen halben Tag vor Mem-phis,
berichtet, und die Soldaten schienen die Priester als ein großes,
wenn auch unvermeidliches Übel anzusehen.
    »Was wird er wollen?«
    Ich sagte nachlässig:
    »Da er allein kommt, wird er sicher nicht versuchen, mich zu
ermorden. Ich weiß noch immer nicht, aus welchem Grund ich den
Haß der Anubisknechte herausgefordert habe.« Der Priester
erschien. Er kam auf uns zu, beachtete Neter-Nacht nicht und blieb
dicht vor mir stehen,
    »Du bist Atlan-Anhetes, den man den großen Heiler
nennt?«
    Ich blickte, entspannt aber wachsam im Sitz liegend, den Priester
an. Er war halbnackt, und eine Handbreit über dem Nabel begann
ein weißer Rock. An den Oberarmen trug er breite Bronzeringe,
auf denen der Schakalkopf des Anubis in Einlegearbeit funkelte. An
einer dünnen Lederschnur hing ein kubisches Schmuckstück
auf der Brust. Der Kopf war,
    bis auf die Brauen, völlig haarlos, und der Blick des
Priesters war hart und stechend. Wie kein anderer hier auf dem Dach
des Hauses war sich dieser Mann der mystischen Macht bewußt,
die er und seine Brüder über das Volk ausübten. Eine
beklemmende Stille herrschte; nur das Knacken der Holzkohle war zu
hören und das nadelfeine Sirren der Zuckmücken.
    »Du bist Priester des Anubis?« fragte ich.
    »Ich bin es.«
    »Sind alle Priester des Anubis Männer, die nicht
wissen, daß man den Herrn des Hauses begrüßt, wenn
man die Türschwelle überschreitet?«
    Der Priester musterte mich nachdenklich; sein Erstaunen über
diese Antwort verbarg er meisterhaft. Nur seine Augen verrieten die
Richtung seiner Gedanken.
    »Ich bin Mentu-antef«, sagte er.
    »Begrüße zuerst den Feldherm, ehe du mich fragst,
ob ich mit dir sprechen möchte«, sagte ich.
    Meine Macht war auf technische Hilfsmittel begründet, und ich
würde im entscheidenden Fall nicht zögern, sie voll
einzusetzen. Die kalte Wut, die mich erfüllte, konnte ich
beherrschen, aber diesem Priester mußte ich eine Lehre
erteilen.
    »Ich grüße dich, Neter-Nacht«, sagte
Mentu-antef steif. »Ich möchte

Weitere Kostenlose Bücher