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PR TB 071 Sturm Uber Babylon

PR TB 071 Sturm Uber Babylon

Titel: PR TB 071 Sturm Uber Babylon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Perry Rhodan
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gekommen, um die Gastfreundschaft Hammurabis
und Babylons zu genießen. Sie ist, besonders in den Kerkern des
Tempels, sehr eindrucksvoll."
    Ich faßte den Priester ins Auge, der neben zwei seiner
schwerbewaffneten Tempelwächter stand. Ein vierzigjähriger
Mann ohne den Bart der Babylonier; aus dem hellen, leicht gebräunten
Gesicht leuchteten große, braune Augen.
    Als er den Mund öffnete, sah ich eine Doppelreihe makelloser
Zähne. Hammurabi machte eine wegwerfende Handbewegung und sagte
halblaut: „Woher kommst du, Shar-Atlan?"
    „Aus einem Land, das jenseits aller großen Wasser
liegt. Ich kam in einem Schiff, das mich wieder holen wird."
    „Wann?" fragte Hammurabi. Ich schätzte sein Alter
auf etwa fünfundvierzig Jahre. Ich wußte, daß der
Herrscher mit fünf großen Feldzügen versucht hatte,
sein Reich zu vergrößern und zu einen Larsa im Nordwesten,
die Völker von Subartu, Assur, die Bergvölker der Kassiten
und die Stadt Eshnunna. Er war Krieger und Staatsmann und schien
nicht geneigt, die Macht zu teilen. Besonders nicht mit den Priestern
des mächtigen Marduk. Und wenn mich nicht alles täuschte,
dann war dieser Oberpriester einer von den Fremden. Ich mußte
vorsichtig reden.
    „Wenn die Zeit um sein wird, Herrscher", erwiderte ich
lächelnd.
    Von draußen kam Lärm. Einige Stimmen schrien heisere
Befehle, das Klirren von Waffen war zu hören, dann ein
    kurzes, schauriges Geheul. Sekunden später warfen sich die
beiden goldbraunen Wölfe, in den Schultern einhundertzwanzig
Zentimeter hoch, in den Raum hinein, identifizierten mich und standen
plötzlich bewegungslos neben meinen Knien.
    „Deine Tiere?" fragte Hammurabi, die Faust am Griff
seiner zeremoniellen Streitaxt.
    „Meine einzigen Freunde", bestätigte ich bitter.
Eine Handbewegung des Königs ließ die hereinstürmenden
Wachen anhalten. Sie zogen sich in den Vorraum zurück und
blieben dort, abwartend und aufgeregt. Der Priester und der Feldherr,
rechts und links neben Hammurabi, sprachen nicht mehr. Ihre Augen
waren starr und die Gesichter so blaß wie das Leinen ihrer
Tuniken; sie keuchten leise. Das Schweigen war für kurze Zeit so
dicht, daß man das Knacken der Holzkohlen und das Rauschen des
Kupferflusses hören konnte. „Berichte von deinem Land",
sagte Hammurabi ungeduldig. „Wie lebt dein
    Volk?"
    „Ihre Rücken sind frei von Narben", sagte ich mit
hocherhobenem Kopf. „Welche Gesetze habt ihr dort?"
    „Bessere als die Babylons", sagte ich ruhig. „Es
gibt bei uns nur eine einzige Klasse von Menschen. Gehst du, König
Hammurabi, zu deinen Bauern und Sklaven, oder kommen sie zu dir?"
    „Sie kommen", sagte Hammurabi selbstbewußt.
    „Du nimmst ihnen, was du brauchst mein Volk bringt dem
Herrscher freiwillig, was er benötigt. Mein Volk gab mir ein
Geschenk an dich. Hier." Ich ging auf eine der Steintreppen zu,
die auf das Podest hinaufführten. Dann drehte ich den Ring vom
Finger, näherte mich Hammurabi und hielt ihm die offene
Handfläche entgegen. Als sich einer der Höflinge bewegte,
um besser sehen zu können, fiel wie ein goldener Pfeil ein
Lichtstrahl von einem der Ölleuchter auf den Ring. Der doppelt
daumenbreite Rubin, in unzählige Facetten geschliffen, begann zu
glühen wie eines der Augen Marduks. Laute des Erschreckens und
der Bewunderung wurden ausgestoßen. Ein haßerfüllter
Blick des Oberpriesters traf mich. Als Zeichen des Erstaunens
schlugen sich die Männer gegen die linke Schulter.
    „Das Geschenk ist wahrhaft königlich", sagte
Hammurabi überwältigt.
    „Mit diesem Stein kannst du zwei Heere ausrüsten",
murmelte der Feldherr grimmig. „Du könntest Mari
niederwerfen!"
    Hätten die beiden Wölfe, deren eisblaue Augen jede
winzige Veränderung des Raumes wahrnahmen, den Herrscher
zerfleischt, hätte der Lärm kaum größer sein
können. Die zwanzig Männer schrien und sprachen
durcheinander, bewegten sich, jeder wollte einen Blick auf den
gewaltigen Stein werfen. Hammurabi stand auf, hob die Hand und rief:
    „Seid ruhiglaßt Shar-Atlan berichten!"
    Er winkte.
    Zwei Höflinge zerrten und schoben einen schweren Sessel über
die kostbaren Steine des Podestes. Sie breiteten ein dickes Löwenfell
auf den Boden und blieben neben dem Sessel stehen.
    „Bringt Wein!" sagte Hammurabi kurz und befehlsgewohnt.
    Ich setzte mich langsam in das weiche Kalbfell und lehnte mich an.
Zwischen den Brauen des Königs erschien eine tiefe Kerbe. Er
dachte nach, welche Vorteile ich ihm bringen könnte, das

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