PR TB 071 Sturm Uber Babylon
fluchte
erbittert.
„Kishurra! Immer dieser Kishurra! Verfluchter Borsippaner!"
Seine Männer wagten nicht zu sprechen; Ulalach war wild und
unberechenbar in seiner Wut. Er tobte noch minutenlang, dann ließ
er sich in seinen fellüberzogenen Sessel fallen.
„Er dringt in den Tempel ein, und ich sage euch er wird vor
Hammurabi stehen und ihm Märchen erzählen über seine
Herkunft und seine Macht! Ich muß die Priester fragen, was ich
tun soll."
Jamchad hob die Hand und sagte leise:
„Du spielst mit deinem Hals, Ulalach. Hammurabi ist
mächtiger als die Priester. Warte ab, was der König sagen
wird. Warte. Ich warne dich!"
Ulalach blitzte ihn wütend an, dann senkte er die Augen.
„Recht so! Halte nur immer zu den anderen!"
„Du bist wütend", sagte Jamchad mutig. „Und
ungerecht. Ich sage dir: Warte. Ehe dein Kopf zu wackeln beginnt. Der
Name Shar-Atlan ist wie der Schrei des Adlers. Gib acht. Es soll
Dinge geben, die mächtiger, schneller und klüger sind als
wir alle. Klüger als du, Ulalach."
Ulalach stand auf und griff nach dem Tonkurg.
„Ich glaube, du hast recht Schießt jetzt weiter um den
zweiten Dolch oder um das Schwert des Assyrers. Wenn es weg ist,
brauchen wir es nicht mehr Kishurra zu schenken!"
Sie schössen, ziemlich lustlos, beim Schein der verglühenden
Fackeln eine Runde, und Ulalach gewann das Schwert des Assyrers. Es
war ziemlich kostbar, aber die Scharten bewiesen, daß es nicht
aus dem Zaubermetall bestand wie die Waffe des bartlosen Fremden.
Ulalach spülte seinen Grimm mit Wein hinunter und war kurz
vor Mitternacht betrunken wie ein Schänkenwirt nach der Ernte.
Der Wächter, der uns das wenige Essen gebracht hatte, ließ
einen winzigen Krug Öl stehen. Ich verteilte einige der
Rationspackungen mit Konzentratwürfeln, und zwischen uns brannte
die Flamme der Öllampe. Nach meiner Berechnung war es kurz vor
Mitternacht. In dem winkeligen, feuchten Gewölbe saßen
siebzehn Männer, mich eingeschlossen.
Der assyrische Prinz lehnte, mit dem zusammengefalteten Stoff des
Mantels am Rücken, gegen die Mauer. Ich kauerte ihm gegenüber.
„Alles, was du getan hast, Shar-Atlan, war nicht die Arbeit
eines gewöhnlichen Menschen. Wer bist du wirklich?"
Bleibe in der Terminologie, die er und deine neuen Freunde
verstehen, warnte mein Extrasinn.
„Ich bin ein mächtiger Fürst und Steuermann eines
großen Schiffes." lachdun-chur nickte; er begriff. Aber
dies war erst seine erste Frage.
„Woher kommst du?"
„Aus einem Land", erklärte ich, „das so weit
von hier entfernt ist, daß außer mir niemand es erreichen
wird."
„Wie kamst du hierher, nach Babylon?"
„Mich brachte ein Schiff. Dieses Schiff wird, wenn die Zeit
um ist, mich auch wieder abholen."
„Ein Wunder! Berichte mir über dein Volk, bitte."
Ich holte Atem und begann.
„Mein Volk ist größer und zahlreicher als
Babylonien, selbst als das Reich Hammurabis. Meine Krieger sind nicht
mutiger als eure, aber sie haben bessere Waffen. Sie essen besser,
und sie dürfen ihre Gedanken laut sagen. Es ist an alledem
nichts Wunderbares. Wir sind nicht besser, sondern anders. Anders,
hörst du?"
Jemand meldete sich aus dem Hintergrund.
„Wie sind die Götter in deinem Land?"
Ich erwiderte diplomatisch:
„Sie sind so groß, daß sie keine Tempel
brauchen. Und keine Priester."
Jemand seufzte und sagte leise:
„Laßt uns auswandern! Shar-Atlan ... kannst du uns
nicht als Sklaven brauchen in deinem Land?"
Vorsicht/ Versprich, nichts, das du nicht halten kannst! Mein
Extrasinn meldete sich alarmiert.
„Die Zeit, darüber zu reden, ist noch fern", sagte
ich.
„Wie sind deine Waffen und die deiner Leute?" fragte
lachdun-chur beharrlich.
Zwei Mann standen an dem Holzgitter der Tür und lauschten mit
einem Ohr hinaus in den Gang. Was hier besprochen wurde, ging nur
mich und die Brüder der Wölfe etwas an.
„Sie sind besser als die Babyloniens", sagte ich
wahrheitsgemäß. „Unsere Techniken sind älter
und weiter entwickelt. Ich werde euch in der nächsten Zeit
einiges davon zeigen. Wenn ich erst einmal vor Hammurabi stehe und
ich werde es bald tun , dann seid ihr alle frei." lachdun-chur
fuhr fort:
„Ich habe einen Grund, die Priester zu hassen. Wir alle hier
haben Gründe übergenug. Warum aber willst du die Priester
bekämpfen, Shar-Atlan?"
Ich zögerte ein wenig, dann erwiderte ich:
„Ich kämpfe gegen die Priester nicht deshalb, weil sie
Diener des Marduk
sind. Ich bekämpfe sie, weil sie Menschen
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