PR TB 073 Aktion Alpha 1
zurück. Daß er richtig handelte, bewiesen die vier dicht aufeinander folgenden heftigen Explosionen, die das gesamte östliche Verteidigungswerk zum Einsturz brachten. Wären die Maruts dem fliehenden Gegner gefolgt, lägen sie jetzt alle unter den Trümmern begraben. Melcap wischte sich den Schweiß von der Stirn und schob seine Pistole ins Gürtelhalfter zurück. „Das war hart, nicht wahr!"
sagte Cody Leigh neben ihm. Der Leutnant bot ihm eine Zigarette an.
Nelson nahm sie dankend. Einige Sekunden lang rauchten die beiden Männer schweigend, während die anderen Rangers die Toten zusammentrugen und vereinzelte Brände löschten. Dann fragte Melcap: „Wo ist Korporal Cissie?" „Ich habe sie zur Versorgung der Verwundeten abkommandiert", antwortete Cody. „Es ist nicht so, daß sie nicht kämpfen wollte ..." „Kein Wort mehr!" unterbrach ihn Nelson. „Ich habe Mildreds Mut nie bezweifelt, und für mich zählt nur das." „Danke!"
erwiderte Leigh. Ein Melder des Lagerkommandanten traf ein. Oberst Späth hatte angeordnet, daß die Rangers ihre Verwundeten versorgten und sich dann in die Quartiere zurückbegaben. Für die Aufräumungsarbeiten sei bereits ein Arbeitsbataillon unterwegs nach Camp Yellow. Der Feind war geworfen und an der Oberfläche größtenteils vernichtet worden. Der Rest hatte sich zerstreut. „Dem Advaita sei Dank", bemerkte Paul Schellong, der sich zu den beiden Männern gesellt hatte. „Ich bin hundemüde. Da wir die acht Kilometer bis zu unseren Quartieren marschieren müssen, werde ich wie tot in meine Koje fallen." Nelson und Leigh pflichteten ihm bei. Sie ließen die Männer antreten. Die Verwundeten wurden gestützt oder abwechselnd getragen. Müde trotteten die Männer zurück. Unterwegs sahen sie, daß in ihrem Rücken neue Kämpfe getobt hatten, während sie den Zugang zum Munitionslager verteidigten. Ganze Fassaden waren eingestürzt Gelöschte Brände schwelten noch. Es roch überall nach Rauch und Pulverdampf. Um eine ausgebrannte Straßenbahn herum lagen tote Angreifer und Verteidiger. Als Nelson, Leigh und Schellong in ihren Flur einbogen entdeckten sie auch dort Spuren von Kämpfen. An der Abzweigung verabschiedete sich Melcap . Die Deckenbeleuchtung in seinem Flur war größtenteils zerschossen, so daß er sich durch graue Dunkelheit tasten mußte. Vor seiner Tür glitt er jählings aus und stürzte. Verwünschungen ausstoßend, kam er wieder hoch. Plötzlich erstarrte er. Seine Finger waren feucht und klebrig. Er hielt sie dicht gegen die Augen und entdeckte eine dunkle Flüssigkeit. Blut! An der gegenüberliegenden Wand lag ein toter Vayut-Ranger. Von ihm konnte die Blutlache nicht stammen, auf cbr Nelson ausgerutscht war. Der Captain stieß die nur angelehnte Tür seines Quartiers auf und schaltete das Licht an.
Und dann sah er sie. Sie war eine Feindin - eine Vayut-Rangerin. Eine Blutspur führte von der Tür bis zu dem Sessel, neben dem sie zusammengebrochen war. Ihre Augen waren geöffnet, und ihre Hände tasteten nach der Waffe, die ihr irgendwo entfallen sein mochte. Der Stahlhelm war an einer Seite aufgerissen; die Haare darunter klebten vor Blut. Aus einem Loch im linken Hosenbein sickerte ebenfalls Blut. Melcap Allan Nelson schloß die Tür hinter sich, zog die Rak-Automatik und schob sie wieder zurück.
Ein Sprenggeschoß würde ihn selber verletzen. Ohne die Feindin aus dem Auge zu lassen, öffnete er seinen Koffer und entnahm ihr seinen Revolver. Dis Trommel war geladen. Nelson ließ sie einmal rotieren, dann legte er auf die Verwundete an. Er zielte auf die Stirn - und ließ den Revolver wieder sinken. „Feigling ...!" hauchte die Rangerin. Nelson hob die Waffe erneut. Ein Ranger machte keine Gefangenen - es sei denn auf ausdrücklichen Befehl. Sowohl Vayuts als auch Maruts pflegten ihre Gegner zu töten.
Aber Melcap brachte es einfach nicht fertig, auf die Verwundete zu schießen. Etwas in ihm wehrte sich dagegen, flüsterte ihm ein, daß es unmenschlich wäre, ohne Not zu verletzen oder zu töten. Er ließ den Revolver sinken und setzte sich in einen Sessel. Sein Kopf schmerzte plötzlich unerträglich.
Seit seiner Ankunft in Camp Yellow war mit ihm etwas nicht in Ordnung. Einmal schon hatte er sich seiner Pflicht entzogen. Und nun zögerte er sogar, einen Todfeind zu töten! Was zwang ihn dazu? Verlor er den Verstand? Gequält stöhnte der Captain auf. Zum erstenmal brachte er es nicht fertig, einen Feind zu töten.
Aber hatte er überhaupt schon
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