PR TB 075 Drei Stufen Zur Ewigkeit
Männer sein
Unterbewußtsein mobilisiert.
Darum hatte Alan Colla gerufen: »Schau ihn dir an!«
Denn er mußte gesehen haben, wie sich das Ungeheuer aus dem ES
von ihm löste.
Runete war schockiert. Bisher war er immer der Ansicht gewesen,
sich besser als die meisten Menschen in der Gewalt zu haben. Aber
hier auf Maja war ihm gezeigt worden, daß er noch weit von der
Selbsterkenntnis und der Selbstbeherrschung entfernt war. Furcht vor
seinem eigenen ES beschlich ihn.
Leon Jones schien seine Gedanken erraten zu haben, denn er sagte
beruhigend: »Hier sind wir vor den Ungeheuern sicher, hier
können Sie ganz und gar Mensch sein. Wir befinden uns in einer
sterilen Zone, die Alan und ich das Reich der Stille getauft haben.«
9.
Der Kalki sah tatsächlich einer Libelle ähnlich, doch
statt Flügeln besaß er vier lange, geschmeidige Flossen;
an der Vorderseite, gleich unter den vier hervorquellenden Augen,
saßen vier verkümmerte Beine, weitere vier Beine befanden
sich am anderen Ende des langen schlanken Körpers.
Als Rhodan diesem seltsamen Wesen gegenüberstand, fand er
keine Worte, die dieser Begegnung gerecht geworden wären. Er
schwieg nur und versuchte, den Blick aus den großen und leeren
Augen zu ergründen. Dabei zwang er sich dazu, seine Gedanken
abzulenken, damit sie sich nicht mit der für eine Methanwelt
unpassenden Anatomie des Kalkis beschäftigten. Aber er konnte
doch nicht umhin, einen Vergleich mit dem Körper des Avatara zu
ziehen, und er fand, daß der schlangenförmige Avatara viel
eher hierher paßte.
Der Kalki bewegte grazil seine Flossen, um sich gegen den
aufkommenden Sturm zu behaupten.
»Ich vermute, du bist einer der Herabsteigenden«,
sagte der Kalki. »Ich habe von euch gehört, die ihr unsere
Welt wie eine Plage befallen habt. Warum bleibt ihr nicht dort, wo
ihr bisher gewesen seid?«
»Wir sind Menschen, unser Forscherdrang ist der größte
unserer Triebe«, entgegnete Rhodan, ein wenig von der
Problematik überrascht, die dieses Gespräch gleich zur
Einleitung erhielt.
»Wir sind auch Forscher«, entgegnete der Kalki, »doch
glaube ich, gehen wir methodischer vor als ihr. Wir stecken unsere
Grenzen so ab, daß wir das erforschte Gebiet jederzeit unter
Kontrolle haben. Ihr dagegen wollt immer mehr, als ihr verantworten
könnt - das Erreichte gleitet euch wie Sand durch die Finger. Am
Ende werdet ihr zwangsläufig mit leeren Händen dastehen.«
»Der Mensch ist jung, er muß aus seinen Fehlern
lernen«, entgegnete Rhodan.
»Wenn das stimmt, warum habt ihr unsere Welt noch nicht
verlassen?«
»Ich bin hier, um meine Kameraden dazu zu bewegen«,
sagte Rhodan. »Aber ich weiß nicht, wie schnell mir das
gelingt. Es wäre leichter, wenn die Verlockungen deiner Welt
nicht so stark wären.«
»Die Verlockungen, von denen du sprichst, sind nicht für
Menschen gedacht. Und ihr würdet ihnen auch nicht verfallen,
wenn ihr in euren Körpern gekommen wäret. Ihr hättet
euch selbst vernichtet. Vielleicht werdet ihr es ohnehin tun.«
Die Gleichgültigkeit, mit der Kalki sich über das
Schicksal der Menschen äußerte, schmerzte Rhodan. Er hatte
immer gedacht, daß intelligente Lebewesen einander achten
mußten. Der Kalki aber zeigte nur Verbitterung darüber,
daß das Hoheitsgebiet seines Volkes verletzt worden war. Er
wünschte die Befreiung, ob durch den Tod der Eindringlinge oder
durch ihre Flucht, schien ihm egal zu sein.
Nicht ohne eine gewisse Enttäuschung sagte Rhodan: »Ich
versichere dir, daß ich alle Menschen zur Rückkehr bewegen
kann. Es wird also gar nicht nötig sein, daß ihr das
Todesurteil über sie verhängt. Aber ich brauche Hilfe, um
sie zu finden.«
»Wir haben über niemanden das Todesurteil verhängt«,
erklärte der Kalki, »vielmehr haben wir Maßnahmen
getroffen, um die Menschen vor sich selbst zu schützen. Aber ich
fürchte, sie haben uns mißverstanden. In der Meinung,
unsere Gefangenen zu sein, werden sie auszubrechen versuchen. Das
könnte dann ihren Untergang besiegeln.«
»Wenn du weißt, wo sich die Menschen aufhalten, dann
bringe mich zu ihnen«, verlangte Rhodan, der Hoffnung zu
schöpfen begann. »Ich werde mit ihnen sprechen, und
bestimmt werden sie sich einem Appell an die Vernunft nicht
verschließen.«
Der Kalki schien zu überlegen. Nach einer langen Zeit des
Schweigens sagte er: »Du bist zuversichtlich, hoffentlich
nährst du deine starke Überzeugung von deinen Fähigkeiten.
Ich werde dir helfen, deine Artgenossen zu finden.«
»Ich
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