PR TB 078 Irrfahrt in Die Vergangenheit
gegen den
bärenstarken Ishona eine Chance haben wollte.
Rhodan besaß nur die Energiepistole und die Dolche.
Die Pistole wollte er nicht einsetzen, denn ein Schuß daraus
würde Ishona töten und das wollte Rhodan vermeiden. Er
wußte, daß Krelon, Thorak und die anderen Ishmaiten,
sogar Ishona selbst, erwarteten, daß der Sieger aus dem
Zweikampf den Unterlegenen tötete. Das war eines der
barbarischen Gesetze der Ishmaiten. Niemand hätte Rhodan einen
Vorwurf gemacht, wenn er sich an dieses Gesetz gehalten hätte.
Doch er konnte sich nicht ganz einfach über seine Grundsätze
hinwegsetzen.
Nach kurzem Überlegen legte er auch die Dolche ab. Er würde
damit nichts gegen Ishona ausrichten. Er mußte sich irgend
etwas anderes einfallen lassen, um Ishona zu überwältigen.
Als er sich suchend im Zelt umsah, fiel sein Blick auf ein
zusammengerolltes Seil, das zwischen anderen Beutestücken
Thoraks lag. Er hob es auf, wog es in der Hand und prüfte seine
Festigkeit und seine Geschmeidigkeit. Dann knüpfte er eine
Schlinge und legte sie vor dem Zelteingang aus. Das andere Ende nahm
er in die Hand. So wartete er auf seinen Gegner.
Und Ishona kam. Er tauchte plötzlich beim Lagerfeuer vor dem
Zelt auf. Er war mit einer Energiepistole und einer Art Morgenstern
bewaffnet, außerdem baumelten von seinem Gürtel drei
metallenschimmernde, eiförmige Gebilde, die
annähernd die Größe einer Männerfaust hatten.
Rhodan konnte sich denken, daß sie nicht nur zur Zierde
dienten, sondern explosive Wurfgeschosse waren.
Die Ishmaiten, die ahnungslos um ihre Lagerfeuer gesessen und sich
lautstark unterhalten hatten, verstummten und zogen sich zurück;
in sicherer Entfernung bildeten sie einen Kreis.
Rhodan begegnete nur kurz dem Blick Ishonas, aber die Mordlust,
die aus den zusammengekniffenen Augen sprach, jagte ihm einen Schauer
über den Rücken.
»Ich erwarte dich, Ishona!« rief Rhodan und versuchte,
seiner Stimme einen sicheren Klang zu verleihen.
Ishona stieß ein Gebrüll aus und sprang mit einem
Riesensatz über das Lagerfeuer hinweg - den Morgenstern
schwingend, die Hand mit der Pistole ausgestreckt.
Rhodan ließ sich zur Seite fallen, behielt aber das Seil in
der Hand. Auf dem Platz, wo er eben noch gesessen hatte, schlug ein
Energiebündel ein und ließ den kostbaren Teppich
entflammen.
Ishona hatte den Zelteingang erreicht, einer seiner Füße
befand sich innerhalb der Schlinge. Als Rhodan dies sah, straffte er
das Seil und zog mit aller Kraft daran. Ishona wurde das Bein unter
dem Körper weggerissen und er landete mit einem wuchtigen
Aufprall auf dem Boden. Er gab einen Wutschrei von sich und
versuchte, sofort wieder auf die Beine zu kommen. Aber Rhodan hatte
inzwischen das Seil über eine Querstange geworfen, die in drei
Meter Höhe die beiden großen Zeltstützen miteinander
verband und zog nun daran.
Wenige Sekunden später baumelte Ishona mit dem Kopf nach
unten an dem Seil. Rhodan band es an der Stütze fest, nahm eine
Latte und schlug damit Ishona die Pistole aus der Hand. Doch als er
ihn der zweiten Waffe berauben wollte, schlug Ishona mit dem
Morgenstern um sich. Die Kugel mit den eisernen Dornen sauste nur
wenige Zentimeter an Rhodan vorbei und traf die Zeltstange mit voller
Wucht. Sie brach.
Das Zelt stürzte ein. Ishona fiel senkrecht nach unten und
rammte mit dem Kopf den Boden. Rhodan hörte noch, wie sein
Kopfschmuck barst, dann senkte sich die Zeltplane über ihn. Er
fiel mit dem Gesicht in den glosenden Teppich, den Ishonas Schuß
verbrannt hatte, mußte husten und rappelte sich wieder auf. Er
erreichte seinen Gegner und bereitete sich darauf vor, ihn notfalls
mit einem gezielten Hieb bewußtlos zu schlagen.
Ishona rührte sich nicht.
Aber er lebte.
Rhodan fesselte ihn und suchte sich danach einen Weg ins Freie.
Thorak stand dort und blickte ihm fragend entgegen.
Rhodan schüttelte nur den Kopf.
»Du bist eine Bestie in Menschengestalt, Rhodan«,
stellte Krelon fest. »Wie oft willst du Ishona noch aus dem
Leben nehmen, ohne ihn zu töten. Es wäre gerecht, seine
Qual endlich zu beenden.«
»Ich lasse ihn nicht am Leben, um ihn zu quälen«,
versuchte sich Rhodan zu verteidigen.
»Aber es ist eine unsägliche Pein für ihn, immer
wieder gegen einen Dämon ankämpfen zu müssen, der ihn
immer wieder besiegt.«
»Dann soll er nicht mehr gegen mich kämpfen.«
»Das kann er nicht, er ist ein Ishmait.«
»Und mir ist es versagt, ihn zu töten.«
Krelon beugte sich in seinen
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