PR TB 087 Asyl Auf Planet Vier
hinüber
und entfernte einen der Haubenanschlüsse. Sie klappte den
gläsernen Helm zurück und begann, die Elektroden vom Kopf
des betreffenden Alphakindes zu lösen. Die Lider des kleinen
Mädchens flatterten, nach einer Weile öffnete es die Augen.
Nur sehr langsam klärte sich sein Blick.
»Wie heißt du?« begann Arsa zu fragen.
»Ich heiße Alna«, antwortete das Mädchen
mit schläfriger Stimme.
»Du bist eine Alpha.« Arsa zog sich einen Stuhl heran
und nahm mit dem Gesicht zum Mädchen Platz. »Erkläre
mir, was eine Alpha ist.«
In leierndem Ton zählte das Kind auf: »Durch die Güte
unseres Herrn Joohst sind wir Alphas für den Dienst an der
Ersten Generation auserwählt worden. Wir danken es ihm mit
absolutem Gehorsam. Treu zu dienen ist unsere einzige und oberste
Pflicht, uns für unsere Herren zu opfern, die schönste
Bestimmung für eine Alpha.«
»Würdest du auch einem Herrn in der Kuppel SÜD
dienen wollen?« fragte Arsa weiter.
Heftig schüttelte das Mädchen den Kopf. »Die
SÜD-Leute haben sich in ihrer Verblendung von den großen
Gedanken unseres Herrn Joohst abgewendet und können deshalb an
der NEUEN GESELLSCHAFT, die er zu unser aller Nutzen erdacht und
geformt hat, nicht teilhaben. Daß wir dienen, ist der Preis
dafür, daß uns einst dieser ganze Planet gehören
wird. Niemand sonst hat einen Anspruch auf uns.«
Wohlwollend nickte Arsa dem Mädchen zu.
»Du darfst jetzt wieder unter die Konditionierungshaube«,
gestattete sie. »Wir wollen doch, daß du gut für
deine künftige Aufgabe vorbereitet wirst, nicht wahr?«
Das Mädchen lächelte erwartungsvoll, während Arsa
die Elektroden erneut
befestigte und den Helm herunterklappte.
»Ich kann mir nicht vorstellen, daß im
Konditionierungsprogramm Lücken zu finden sind«, sagte
Arsa.
Joohst überlegte. »Jemand innerhalb dieser Kuppel hat
Einfluß auf das Mädchen genommen, und das nicht erst seit
heute. Eine andere Erklärung fällt mir nicht ein«,
sagte er schließlich.
»Andra«, murmelte die Alpha. »Sie müssen
sich an Andra halten. Sie war Ayinas beste Freundin. Beide Mädchen
waren fast täglich zusammen.«
Nachdenklich verließ Joohst das Instruktionszentrum. Man
würde ein Auge auf diese Andra haben müssen. Vielleicht, so
sinnierte der Biologe, war die Wurzel des Übels eher noch bei
Andras Herrn zu suchen. Davoux traf Morrister bei den Zwingern der
Schneewölfe an. Der vierschrötige Mann mit dem
semmelblonden Stoppelhaar war ganz in den Anblick der Meute
versunken. Jappend sprangen die riesigen Tiere nach den
Fleischbrocken, die Morrister von Zeit zu Zeit über die
Umzäunung aus Maschendraht warf.
Direkt im Anschluß an die Zwinger begann der schmale
Laufgang, der rund um die Unterkünfte der Betas und Gammas
führte. Man hatte aus der Eisflanke des Pingo terrassenförmige
Stufen herausgeschmolzen und darauf die lange Reihe der einförmigen
Behausungen errichtet. Ein unterirdischer Tunnel verband die
Unterkünfte mit der Kuppel, es war den Gammas jedoch strengstens
untersagt, ihn zu benutzen. Zwei am Tunnelausgang postierte
Kampfroboter wachten über die Einhaltung dieser Vorschrift.
Joohst, seiner eigenen Geschöpfe nicht ganz sicher, hielt sie
sich vom Leibe.
»Na?« schrie Morrister über die Schulter zurück
und versuchte, den Lärm der Schneewölfe zu übertönen.
»Was hat er zu der ganzen Geschichte gesagt?«
Davoux hütete sich, mehr als das Allernotwendigste von seinem
Gespräch mit Joohst zu berichten, vor allem ließ er nichts
über den Tadel verlauten, der an ihm geübt worden war.
Morrister lauschte ihm schweigend und vergaß nicht, seinen
Lieblingen zwischendurch wieder einige Fleischbrocken zukommen zu
lassen. Erst als die Rede auf Griffiths Äußerungen über
den Fund in der Wüste kam, ließ er davon ab und fragte:
»Hast du eine Ahnung, um was es sich dabei handeln könnte?«
Davoux schüttelte den Kopf. »Dazu hat der Alte mir viel
zuwenig gesagt. Joohst meint, wir sollten uns den Kopf zerbrechen,
auf welche Weise wir zu weiteren Informationen kommen können. Er
läßt uns völlig freie Hand.«
Morrister wandte sich ab und trat auf das Drahtgitter zu. Hechelnd
versammelte sich die Meute und verfolgte seine Bewegungen mit
aufmerksamen Blicken. Der Mann erhob eine Hand und bewegte sie vor
dem Gitter hin und her. Die Tiere saßen wie festgeleimt, nur
ihre Schnauzen folgten jeder seiner Bewegungen, und die Ruten zuckten
nervös. Plötzlich stieß Morrister einen drohenden
Laut aus und schlug
Weitere Kostenlose Bücher