PR TB 088 Welt Im Psycho Sturm
langsam auf die Beine.
Er schlich auf leisen Sohlen zur Tür, mit den Händen dabei
Bewegungen machend, als müsse er Hindernisse wegräumen. Er
ging auch nicht in gerader Linie durch die Kabine, sondern hüpfte
wie von Stein zu Stein. Es sah unglaublich komisch aus.
Waringer machte eine zornige Armbewegung, so als müsse er
lästige Insekten verscheuchen, die ihn umschwirrten. Er
schüttelte unwillig den Kopf und machte sich sprungbereit.
Michael stellte sich hinter ihn. Er vermutete, daß Waringer
sich auf die beiden Männer stürzen würde, sobald sie
in sein Sensorium traten. Das gedachte er auszunützen und
erhoffte sich zumindest, das Überraschungsmoment auf seiner
Seite zu haben.
Als die beiden Männer auf der Höhe der Kabine waren,
sagte der eine von ihnen gerade: »Das ist ein Streich! Wir
nehmen Garweil Hoorns Verbündete
gefangen, und er muß uns noch dankbar dafür sein, daß
wir sie nicht im Psychosturm umkommen lassen.«
In diesem Augenblick sprang Waringer die beiden Männer an.
Michael bekam noch einen verschwommenen Eindruck von ihnen,
erkannte, daß sie ähnlich gekleidet waren wie die Hoorns,
mit denen er auf Cryxtant Bekanntschaft geschlossen hatte - dann sah
er nur noch durcheinanderwirbelnde Körper. Ein Paralysator fiel
zu Boden und schlitterte gegen die Wand. Gleich darauf verlor einer
der Eindringlinge seine Tarnkappe und tappte wie blind umher. Den
zweiten konnte Waringer jedoch nicht mehr unschädlich machen,
denn er konnte die Attacke des Hyperphysikers noch rechtzeitig
abducken und seinerseits zum Angriff übergehen. Ein einziger
Fausthieb gegen Waringers Kinnspitze genügte, um ihn aus seiner
psychedelischen Eigenwelt in eine andere Traumwelt zu befördern.
Bevor der bereits bewußtlose Waringer noch einen zweiten Schlag
einstecken mußte, hatte Michael den Lähmstrahler an sich
gebracht und abgedrückt. Der Eindringling fiel steif gegen die
Wand und rutschte an ihr herunter.
Michael ergriff die Psycho-Tarnkappe des anderen und setzte sie
Waringer auf. Mit leichten Schlägen auf die Backen versuchte er,
ihn ins Bewußtsein zu rufen. Aber Waringer rührte sich
nicht.
Michael dachte schon daran, ihn auf die Schulter zu nehmen. Bevor
er diesen Gedanken jedoch in die Tat umsetzen konnte, näherten
sich weitere Eindringlinge dieser Sektion. Michael hörte sie aus
einem Seitenkorridor kommen und sprang in den nächsten
Antigravschacht, bevor sie ihn entdecken konnten.
Michael schwebte im Schacht nach unten, den Laderäumen zu. Er
hoffte, sich dort erst einmal verbergen zu können, um unentdeckt
zu bleiben und dann etwas für Waringers Befreiung unternehmen zu
können.
***
Sie durchstreiften das Schiff systematisch. Michael mußte
sein Versteck ständig wechseln. Sie trieben ihn regelrecht vor
sich her und kesselten ihn ein. Da sie zu zweit patrouillierten und
ihre Paralysatoren schußbereit hielten, vermutete Michael, daß
sie von ihm wußten. Entweder hatten sie aus dem Vorfall bei den
Mannschaftsunterkünften die richtigen Schlüsse gezogen,
oder sie hatten ihren Kameraden gefunden und von ihm den wahren
Sachverhalt erfahren.
Jedenfalls waren die Aktionen der Eindringlinge so gut
organisiert, daß Michael keine Chance hatte, den Kordon der
Suchtrupps zu durchbrechen. Er mußte immer weiter
zurückweichen.
Plötzlich befand er sich in einer Sackgasse. Er konnte nicht
mehr weiter. Vor ihm befanden sich seine Häscher, im Rücken
hatte er das Schott eines Notausstiegs.
Die Notschleuse stellte eine große Versuchung dar. Trotzdem
zögerte Michael. Denn wenn er erst einmal im Freien war, auf der
Oberfläche einer
fremden Welt, dann besaß er nicht die Möglichkeiten wie
im Schiff, etwas für die Befreiung Waringers zu unternehmen.
Andererseits war auch er seine Freiheit los, wenn er an Bord blieb.
Michael faßte einen Entschluß, als seine Verfolger nur
noch wenige Schritte von seinem Korridor entfernt waren. Er öffnete
das Schott und schlüpfte in die Schleusenkammer und durch die
Außenschleuse ins Freie.
Für einige Sekunden hing er in dreißig Meter Höhe
wie ein winziges Insekt an der gewölbten Hülle, dann
kletterte er in die Tiefe. Das war ein schwieriges und
kräfteraubendes Unterfangen, denn da er keine Magnetschuhe trug,
konnte er auf den Leitersprossen der überhängenden
Schiffshülle mit den Füßen nur schwer Halt finden.
Aber er ertrug diese Strapazen nun leichter, denn seine Flucht war
kein zielloses Davonrennen mehr. Als er aus der Schleuse geklettert
war,
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