PR TB 088 Welt Im Psycho Sturm
begann er und konnte nicht weitersprechen.
Er fand nicht die Worte, ihr auf schonende Weise das zu erklären,
was er sich vorgenommen hatte.
»Du brauchst nichts zu sagen, Michael«, flüsterte
sie ihm ins Ohr. »Worte sind überflüssig. Wir lieben
uns, das genügt.«
Er riß sich heftiger los, als er wollte. »Aber so ist
es eben nicht«, stieß er hervor. Nun, da er seine
Hemmungen überwunden hatte, kamen die Worte, vor denen ihm bange
gewesen war, leicht über seine Lippen. »Vielleicht
empfindest du wahre Liebe für mich, Lymina, aber ich bin nicht
in der Lage sie zu erwidern. Wir können gute Freunde sein, zu
mehr reicht es bei mir jedoch nicht. Verzeih mir, wenn ich es so
direkt sage. Aber ich habe keine Wahl. Ich möchte dich nicht in
einem falschen Glauben lassen. Ich kann dich nicht lieben. Es ist
besser, wenn ich es dir jetzt sage, solange es noch nicht zu spät
ist. Glaube mir, Lymina, ich mag dich sehr, aber meine Gefühle
sind rein freundschaftlicher Natur.«
Michael starrte Lymina erwartungsvoll an, doch der erwartete
hysterische Anfall kam nicht.
Sie lachte. »Mach kein so unglückliches Gesicht,
Michael. Meine Liebe ist so groß, daß sie für uns
beide ausreicht.«
Was hätte Michael daraufhin noch sagen sollen? Lymina war
einfach taub, wenn es um die Wahrheit ging. Sie hing einem Wunschbild
nach, von dem sie um keinen Preis der Welt ablassen wollte. Michael
hoffte nur, daß es am Ende für sie kein böses
Erwachen geben würde.
Michael schreckte hoch, als der Wagen zum Stillstand kam. Er hatte
die ganze Zeit über in einer der Kojen geschlafen. Er erinnerte
sich noch, daß er einige Annäherungsversuche Lyminas
abwehren mußte, bevor sie die Weiterfahrt antraten. Es war ihm
schließlich nichts anderes übriggeblieben, als Müdigkeit
vorzutäuschen und in einer Koje Zuflucht zu suchen. Das war ein
weiser Entschluß gewesen, denn er hatte ihm einige Stunden
Schlaf eingebracht.
Er schwang die Beine aus der Koje, stand auf und streckte sich.
Als er sich den Schlaf aus den Augen gerieben hatte, kam Lymina,
frisch, fröhlich und unbeschwert wie immer, aus der Kanzel in
die Unterkunft.
Sie legte ihm die Hände um den Hals, küßte ihn auf
den Mund und fragte: »Bist du ausgeruht, Liebling?«
Er nickte mit verhaltenem Gähnen. »Wo sind wir?«
»An unserem Ziel.« Sie nahm ihn bei der Hand und
führte ihn nach vorne in das Führerhaus. »Komm mit.«
Durch die Panoramascheibe erblickte er ein zwanzig Meter
durchmessendes Beiboot, das auf einer Lichtung inmitten des
Dschungels stand. Von dort näherten sich zwei Männer in der
unverkennbaren Tracht der Freifahrer. Sie trugen Pluderhosen,
silberbeschlagene Stiefel, Jacken - und Psycho-Tarnkappen.
Sie waren unbewaffnet.
»Der Rechtsgehende, mit der Narbe quer über der Nase,
ist Fürst Gino Bartholomae, der Kommandant der STERNENHAMMER«,
sagte Lymina.
Sie verließen den Geländewagen. Michael folgte ihr. Sie
standen kaum im Freien, da hatten sie die beiden Freifahrer auch
schon erreicht. Sie machten beide eine schwungvolle Verbeugung, dann
ergriff Fürst Bartholomae Lyminas Hand und küßte sie.
»Ich sehe Sie guter Laune, Fürst«, sagte Lymina
mit geröteten Wangen. »Demnach scheinen Sie in Ihren
Untersuchungen weitergekommen zu sein.«
»Meine Laune war nicht immer die beste«, erwiderte
Fürst Bartholomae, »denn seit wir vor drei Tagen mit dem
Beiboot hier landeten, hat es einige unliebsame Zwischenfälle
gegeben. Aber jetzt sind Sie hier, und es ist, als sei ein Stern
aufgegangen, der die Düsternis meiner Seele erhellt.«
»Um Komplimente sind Sie wohl nie verlegen, Fürst.«
Lyminas Wangen hatten sich noch mehr gerötet. »Ich bin
überzeugt, daß Sie zu jenen galanten Männern gehören,
die man wohl als Charmeur bezeichnet.«
Der Freifahrerfürst war irritiert, das war ihm anzusehen.
Michael mußte lächeln, denn er wußte, daß
Lymina nur flirtete, um ihn zu reizen.
Fürst Bartholomae fing sich wieder. Mit einem Seitenblick auf
Michael sagte er: »Wie nahe Sie der Wahrheit kommen! Doch
scheint mein Charme bei Ihnen nicht die erwünschte Wirkung
gezeigt zu haben. Ich sehe einen Günstling an Ihrer Seite.«
»Das ist Michael, mein Verlobter«, erklärte
Lymina stolz. »Er kam den weiten Weg von Terra hierher, nahm
Gefahren auf sich, nur um mich dem Familienclan zu entreißen.«
»Oh«, machte der Freifahrerfürst anerkennend.
»Dann befanden Sie sich womöglich an Bord des
Raumschiffes, das von den Boscyks gekapert
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