PR TB 088 Welt Im Psycho Sturm
Flucht
gesagt, du seist mit den Schläfern in Verbindung getreten. Wer
glaubt nun wirklich an die Existenz dieser Wesen. Jeoridin
behauptete, diese Theorie stamme nicht von den Hoorns.«
»Sie stammt von mir«, sagte Lymina leise und legte die
Arme in den Nacken. »Ist es nicht wunderbar, die reine, würzige
Luft dieses Paradieses
einzuatmen?«
Michael unterdrückte den Wunsch, seine Meinung dazu zu
äußern. Er sagte nicht, daß er dieses Paradies für
einen Garten des Wahnsinns hielt, sondern blieb beim Thema.
»Hast du tatsächlich schon Kontakt zu diesen Wesen
gehabt?« erkundigte er sich.
Sie nickte träumerisch. »Jeder auf Hoorns Paradies hat
irgendeinmal schon Kontakt zu ihnen gehabt. Aber niemand hat dies
erkannt, noch will man es wahrhaben. Als du in der Wagenburg ohne
Tarnkappe unter dem Einfluß der Strahlung standest und
fremdartige Visionen sahst, warst du den Schläfern ebenfalls
sehr nahe.«
»Ich habe sie nicht gesehen.«
»Man kann die Schläfer nicht sehen.« Sie seufzte
wieder. »Wir sind hier ganz für uns alleine, Michael.«
»Sind hier denn keine Schläfer?« fragte er, sie
absichtlich mißverstehend.
Lymina wurde ärgerlich. »Natürlich sind die
Schläfer auch hier. Sie können von ihrer Dimension aus
jeden Punkt dieses Planeten beobachten.«
»Warum nennst du sie eigentlich Schläfer?«
»Weil sie zu gewissen Zeiten Ruhepausen einlegen, dann
verwischen sich die Spuren ihrer Existenz vollkommen. Meine Familie
nennt diese Perioden die Wonnezeiten, weil sie dann nicht der
Tarnkappen bedürfen. Ich habe in den Wonnezeiten schon oft
versucht, die Schläfer anzurufen, aber das war unmöglich.
Wenn ich sie hernach fragte, was sie während der Wonnezeiten
tun, erhielt ich keine befriedigenden Antworten. Es scheint ganz
einfach zu ihrem Lebensrhythmus zu gehören, daß sie in
regelmäßigen Zeitspannen ruhen. Sie scheinen sich dessen
nicht einmal bewußt zu sein. Deshalb nenne ich sie Schläfer.«
»Du bist von der Existenz dieser Wesen also vollkommen
überzeugt«, sinnierte Michael. »Warum glaubt niemand
aus deiner Familie deinen Worten?«
Lymina lächelte schwach. »Sie glauben, ich sei
verrückt.« Plötzlich fuhr sie hoch. Ihre Augen
richteten sich ängstlich auf Michael. »Bist du etwa auch
der Meinung, ich sei geistesgestört?«
Er kam zu ihr und strich ihr beruhigend über die Wangen. Sie
schmiegte sich sofort an ihn.
»Nein«, sagte er, »dieser Meinung bin ich
bestimmt nicht. Ich weiß, daß du außergewöhnliche
Fähigkeiten besitzt. Deine Gaben machen dich zu etwas Besonderem
im positiven Sinn.«
»Das hast du schön gesagt, Michael«, hauchte sie.
»Wenn meine Familie auch so dächte, dann würde ich
mich nicht an die Freifahrer um Unterstützung zu wenden
brauchen.«
»Um Unterstützung wofür?«
»Ich habe meiner Familie schon lange prophezeit, daß
dieser Planet einmal untergehen wird. Aber niemand wollte mir
glauben. Jetzt weiß ich, daß das Verhängnis noch in
dieser Amokperiode über alle denkenden Wesen dieser
Welt kommen wird. Ich sagte es Vater und dem Familienrat. Aber
anstatt das Angebot der Freifahrer anzunehmen und Hoorns Paradies zu
verlassen, wollen sie weiterhin ihren Existenzkampf führen.
Damit würden sie sich selbst ins Verderben stürzen. Mir
blieb kein anderer Ausweg, als die Freifahrer um Hilfe zu rufen.
Vielleicht können sie etwas tun, um die Katastrophe zu
verhindern. Entweder sie bringen Hoorns und Boscyks gewaltsam von
hier fort, oder sie bringen den Schläfern Vernunft bei.
Jedenfalls glauben die Freifahrer meinen Worten und bezweifeln nicht,
daß es auf Hoorns Paradies Wesen aus einer anderen Ebene gibt.«
Michael wußte nun mehr über die Hintergründe der
Vorgänge auf dieser Welt. Zufriedenstellend war sein Wissen
immer noch nicht, aber er bezweifelte, daß er von Lymina
weitere brauchbare Auskünfte über die Schläfer
erhalten würde. Sie war der einzige Mensch, der sich mit den
Schläfern verständigen konnte, gleichzeitig war sie jedoch
auch die letzte, die diesen Vorgang in Interkosmo übersetzen
konnte.
»Wo triffst du dich mit den Freifahrern?« erkundigte
sich Michael deshalb nur.
»Es ist nicht mehr weit von hier.« Sie drückte
Michaels Arme fest, ihr Blick wurde verschleiert. »Michael,
Liebling, wir haben nur noch wenige Stunden für uns allein.«
Michael betrachtete sie und hatte Mitleid mit ihr. Wie sollte er
ihr erklären, daß er überhaupt nichts für sie
empfand - außer Sympathie und Mitleid.
»Lymina.«,
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