PR TB 089 Das Goldene Raumschiff
ihr!«
Ich drehte mich zu Tore um und sagte leise:
»Etwas abfallen, Tore. Sie müssen uns überholen,
dürfen aber nicht näher als jetzt herankommen.«
»Ich habe verstanden.«
Tore steuerte das Schiff mit großem Können, nur durch
entsprechende Ruderausschläge, nach rechts von dem maurischen
Boot weg. Der Maure holte auf. Sein Bug lag jetzt in einer Linie mit
unserem hochgezogenen Heck. Aber stets, wenn der Steuermann des
arabischen Seglers sein Schiff näher an unsere Bordwände
heranbringen wollte, wich Tore aus. Ich drehte mein Geschütz in
dem senkrechten Zapfen und rechnete überschlägig die
Flugbahn des Geschosses aus. Die Mauren schienen nicht zu wissen,
welche Waffe ich hier besaß. Sie machten sich hinter ihren
Bordwänden auf einen Überfall und auf das nachfolgende
Entern bereit. Ich kippte den hinteren Teil der Schleuder hoch,
zielte etwa auf die Mitte des Mastes und wartete dann. Es dauerte
einige Minuten, bis das Schiff an uns vorbeigezogen war. Wir alle
warteten gespannt, und Tore hob seinen Schild, stellte sich zum
Schutz gegen Pfeile in den Winkel zwischen Bordwand und Steven. Ich
sagte leise und scharf:
»Laß sie näher herankommen!«
»Bei Thor!«
Der Abstand verringerte sich zusehends. Beide Schiffe warfen
prächtige Bugwellen hoch. Breite Gischtstreifen rollten
pfeilspitzenförmig nach beiden Seiten, und jetzt hatte ich die
richtige Entfernung für meinen Schuß. Ein Pfeil heulte
heran, beschrieb eine nur leicht gekrümmte Flugbahn und steckte
zitternd in einem der farbigen Schilde. Ich zog an dem hölzernen
Hebel, ein Schäkel löste sich, und die beiden gespannten
Schenkel des großen Bogens rissen die Sehne mit dem Lederlappen
in der Mitte über die Führungsschiene nach vorn. Die Kette
flog durch die Luft, überschlug sich, breitete sich wie eine
Schlange aus und schlug knirschend und klirrend in das Segel des
maurischen Schiffes. Es platzte mit einem reißenden Knall auf,
und drei Risse verbreiterten sich schnell. Krachend fiel die Kette,
die das große Segel zerschlissen hatte, auf das Deck und traf
einen Mauren an der Schulter. Ein vielstimmiges Wutgeschrei war die
Folge. Das Segel des Verfolgers schlug knatternd in Fetzen um den
Mast, wickelte sich in die Leinen, und ein großes Stück
riß unter dem Druck des Windes noch einmal in drei Teile.
Unser Schiff legte sich schräg in den Wind und segelte davon.
Meine Wikinger führten ein wildes Geschrei auf, schlugen sich
gegenseitig auf die Schultern und lachten.
»Mit Allahs Hilfe werde ich euch fangen!« tobte der
maurische Anführer.
Wir lachten ihn aus.
Unser Schiff mit dem Sperberkopf wurde schneller, ging wieder auf
Kurs und folgte Jons Boot, dessen Segel wir gerade noch ausmachen
konnten. In kurzer Zeit war das maurische Schiff nur noch ein dunkler
Fleck am Horizont. Die Sonne bewegte sich langsam dem Abend zu.
Tore fragte brummend:
»Du zahlst uns. Wir segeln - bleiben wir in dieser Nacht auf
See oder gehen wir ans Ufer?«
Ich zeigte auf das Segel der Seeschlange und erwiderte:
»Wir segeln hinter ihnen her. Ich muß dorthin, wo ihr
Ziel ist.«
»Also verzichten wir auf den Hafen«, sagte er
brummend. »Ist dort drüben nicht ein Feuer?«
Ich sah durch das Fernglas: weit voraus schien ein Leuchtturm zu
sein. Wir versuchten, den gleichen Kurs zu halten wie Jon der
Steinbrecher. Bis zum Strand der Großen Syrte würden wir
fast eine Woche brauchen, wenn wir unser bisheriges Tempo
beibehielten. Aber irgendwann würden wir einen Hafen aufsuchen
müssen. Jedenfalls ließ sich Tore von Bjarne ablösen,
und wir zogen meine Karte zu Rat, die nichts anderes war als eine
gestochen scharfe Luftaufnahme, beziehungsweise einige, die meine
Maschinen zusammengesetzt und mit entsprechenden Bezeichnungen
versehen hatten. Wir zählten die Ortschaften und Häfen und
erkannten, daß wir jederzeit anlegen konnten, falls es nötig
wurde. Aber jetzt.
»Wir verfolgen Jons Schiff!« sagte ich.
»Und wenn es noch Jahre dauert!« versprach der
Wikinger.
Die Nacht kam, und noch immer waren wir nicht nahe genug heran.
Schließlich sahen wir nichts mehr, aber wir segelten immer
weiter. Hatten wir Jons Schiff verloren?
Ich setzte mich auf meinen zusammengelegten Mantel, trank einige
Becher voll Wein und betrachtete im letzten Licht des Tages, das von
einer breiten, weißen Stelle am westlichen Horizont ausging,
Schiff und Mannschaft. In einigen Tagen würde sich die erste
Unruhe einschleichen und zu wuchern beginnen. Die Männer
Weitere Kostenlose Bücher