PR TB 093 Das Tor Zur Überwelt
spielte mit einem Magnetschreiber, bis das Gerät in
seinen Händen zerbrach. Wütend warf er die Teile in den
Abfallvernichter.
»Sie und Ihre verwünschte Gelassenheit, Kendall!«
grollte er. »Haben Sie eigentlich schon einmal darüber
nachgedacht, wie sich Lebewesen aus >Normalmaterie< in einem
Kontinuum aus dimensional übergeordneter Energie zurechtfinden
sollen? Ich jedenfalls kann mir nicht vorstellen, daß sie dort
etwas sehen oder hören, womit sie etwas anzufangen wüßten.«
Yokish Kendall antwortete nicht gleich, sondern tastete zwei
Whisky mit Soda und ging mit den Gläsern zu Staatsmarschall
Bull.
»Trinken Sie!« sagte er und reichte ihm ein Glas.
Nachdem sie jeder einen Schluck genommen hatte, fuhr Kendall fort:
»Sehen Sie, Mr. Bull, meine Gelassenheit kommt daher, dass
ich auch Dinge berücksichtige, die nicht vorhanden sind - oder
die nicht geschehen. Beispielsweise sind die Vurla-Kinder nicht
zurückgekehrt, obwohl ich sicher bin, daß Garfield sie
ohne weiteres zurückbringen könnte.«
Reginald Bull leerte sein Glas und sagte ruhiger:
»Was schließen Sie daraus, Mr. Kendall?« Sein
Gesicht erhellte sich. »Sagen Sie bitte nichts, ich glaube, ich
weiß, worauf Sie hinauswollen. Sie nehmen an, da die >Kinder<
bisher nicht in den Einstein-Raum zurückgekehrt sind, müssen
sie eine Möglichkeit gefunden haben, sich in einem völlig
fremdartig strukturierten Kontinuum zurecht zu finden.«
»Stimmt. Die >Kinder< sind dazu erzogen, eine
Situation völlig nüchtern zu beurteilen, die richtigen
Schlüsse daraus zu ziehen und folgerichtig zu handeln. Hätten
sie nicht die geringste Möglichkeit, sich im HD-Raum zu
orientieren, gäbe es keine Möglichkeit für sie,
jemanden zu finden, der dort verschollen ist. In diesem Fall würden
sie unverzüglich umkehren.«
»Hoffen wir, daß es sich so verhält, Mr.
Kendall.« Er schüttelte den Kopf. »Da lebt man nun
schon etliche Jahrhunderte, hat eine Unmenge von Erfahrungen
gesammelt und muß immer wieder erkennen, daß man noch
nicht ausgelernt hat. Nun ja, man lernt wohl nie aus, solange man
lebt - und in meinem Fall bedeutet das, daß ich noch Milliarden
Lektionen vor mir habe, falls mein Leben nicht durch äußere
Gewalt endet.«
»Was ich nicht hoffe«, erwiderte Yokish lächelnd.
»Sie sind ein zu guter Schüler.«
In der Wand bildete sich eine Öffnung, und Logan kam mit
Orpheus in die Zentrale. Der, schwarze Panther spielte seine Rolle
vorzüglich; er strich schnurrend um Bulls Beine und legte sich
dann zu Füßen des Staatsmarschalls nieder.
»Nun . . .?« fragte Yokish und blickte Logan dabei an.
Bata nickte.
»Das Experiment ist gelungen, Yokish.«
Bully fuhr herum.
»Was für ein Experiment?«
»Orpheus und ich haben eine ferngesteuerte Space-Jet zum
Quasar geschickt«, antwortete Logan. »Sie verschwand aus
unserem Kontinuum, als sie sich dem Quasar auf acht Lichtstunden
genähert hatte.«
Reginald Bull schluckte die Bemerkung hinunter, daß ein
Panther nicht bei der Fernsteuerung einer Space-Jet helfen konnte. Er
hatte sich immer noch nicht daran gewöhnt, daß Orpheus
kein Tier, sondern ein Roboter war.
»Hat die Space-Jet den Quasar im Normalraum oder im
Zwischenraum angeflogen?« erkundigte er sich.
Der Panther zu seinen Füßen hob den Kopf und
antwortete: »Wir haben sie bei einer Distanz von fünfzehn
Lichtstunden in den Zwischenraum geschickt.«
»So ...!« sagte der Staatsmarschall gedehnt. »Und
woher wissen Sie dann, daß sie sich nicht weiterhin im
Linearflug befindet?«
»Weil sie so programmiert war, daß sie nur Kurzmanöver
durchführte«, erklärte Bata Khoor Logan. »Sie
kehrte nach jeweils einer Lichtstunde wieder in den Normalraum
zurück, zuletzt neun Lichtstunden vor dem Quasar. Danach blieb
sie verschwunden.«
Drei Tage später traf der von Oberst Marcus Clay geführte
Explorerverband beim Outsider-Quasar ein.
Clay kam nach einem Hyperkomgespräch auf die OKRILL, um sich
beim Staatsmarschall zu melden und die beiden Söhne des Lichts
zu begrüßen, die er von Vurla her kannte.
Reginald Bull informierte ihn über die Lage und sagte:
»Ich wünsche, daß Sie mit Ihren elf
Explorerschiffen den Quasar genauestens untersuchen. Kümmern Sie
sich um nichts anderes, Oberst Clay.«
Marcus Clay nickte.
»Selbstverständlich, Sir. Ich nehme an, Sie haben schon
ermittelt, wie groß die Sicherheitsdistanz zu 3C 744 ist.«
Bully war verblüfft, aber nur einen Augenblick lang, dann
lachte er.
»Wie hatte ich
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