PR TB 095 Die Spur Des Gehetzten
kein
Problem war, durch halb Spanien zu reiten und die Grenze zu
Frankreich zu überschreiten. Einem einsamen Wanderer hatte kein
König und kein Papst etwas zu sagen, er konnte seinen Namen
wechseln, wann immer es ihm beliebte, er mußte nur für
seine eigene Sicherheit verantwortlich sein. Wir ritten Tage um Tage
dahin, ließen den Gleiter nachkommen und versteckten ihn
wieder. Der Hund schützte unseren Weg auf dem Boden, und einer
meiner Jagdfalken, eine raffinierte technische Konstruktion, die alle
ihre Vorgänger übertraf, spähte nach Gegnern aus der
Luft herab aus. Langsam näherten wir uns der
spanisch-französischen Grenze. Wir verließen Spanien und
betraten die Provinz Armagnac. Unser Ziel war Bordeaux. Viele Bauern
und Arbeiter in den Weinbergen und an den Olivenbäumen hatten
uns bestätigt, daß vor einiger Zeit ein einzelner Fremder
mit zwei Rappen durchgeritten war.
»Schließlich habe ich in dieser Form von Verfolgung
mehr Erfahrung als du«, sagte ich. Der Falke kam in einem
rasend schnellen Sturzflug aus dem blauen, vollkommen wolkenlosen
Himmel und schlug seine Krallen in einen tiefhängenden Ast.
»Was gibt es?«fragte ich.
Der metallene Vogel krächzte deutlich:
»Ein Trupp von Bewaffneten. Sie haben euch nicht gesehen,
kommen aber diesen Weg entlang.« »Wann treffen wir
zusammen?«
»In etwa zwei Stunden!« fauchte der Vogel.
»Wieviel Personen?«
Augenblicklich kam die Antwort:
»Etwa fünfundzwanzig Reiter, einige Packpferde, mit
Beutegut beladen. Es sind mit Sicherheit englische Söldner. Sie
scheinen ein festes Ziel zu haben.«
Ich sprang auf, griff in die Satteltasche und zog die Karte
hervor. Meine Augen folgten meinem Finger, der über Höhenrücken,
über ein schmales Flußtal und die letzten Hänge
hinunter ins Tiefland um Bordeaux glitt. Hier waren Siedlungen zu
sehen.
Lautlos war Alexandra hinter mich getreten, legte ihr Kinn auf
meine Schulter und sagte leise: »Hier ist ein Gutshof. Dorthin
können wir uns zurückziehen.«
»Genau das hatte ich vor«, sagte ich. »Wir
weichen aus und verstecken uns. Ich will keinen Kampf, nicht einige
Tagesreisen vor Bordeaux.«
Ich deutete auf den Falken und sagte:
»Zurück in die Luft! Beobachte sie. Warne uns, wenn sie
nach uns suchen sollten oder uns sehen. Wir sind im Norden, bei dem
Gutshof!«
Der Robotfalke krächzte verstehend auf, breitete seine
Schwingen aus und startete durch zurückschnellende Blätter
und Ästchen nach oben. Minuten später strebte er in einer
weit auseinandergezogenen Zickzacklinie den unsichtbaren Söldnern
entgegen. Der Gleiter war in einem sicheren Versteck. Ich half
Alexandra in den Sattel und sagte:
»Schnell! Die englischen Söldner oder die genuesischen
Mietlinge durchstreifen das Land in den Kampfpausen. Weite
Landstriche Frankreichs sind verwüstet worden - sie sind wie die
Hunnen und kennen keine Rücksicht. Wenn es zum Kampf kommt,
werden sie rücksichtslos sein!«
»Das ist, was ich denke«, sagte Alexandra, griff nach
den Zügeln des Packpferdes und galoppierte an. Mit schnellem
Blick hatte sie aus der Karte den richtigen 'Weg herausgefunden. Es
war erstaunlich, was sie seit dem Turnier der Ritter gelernt hatte.
Ihr Verstand war offensichtlich mit sehr wenig konservativen Relikten
belastet und so sehr aufnahmefähig gewesen. Sie verstand sogar
einen Teil meines astronomisch-physikalischen Weltbildes. Ich setzte
vorsichtig die Sporen ein und folgte ihr. Der schwarze Hund lief
zweihundert Meter vor uns auf dem schwer erkennbaren Weg, der nur aus
vertrockneten Räderspuren, Grasbüscheln, Disteln und
Steinen bestand. Kurze Zeit später galoppierten wir langsam dem
Gutshof entgegen. Wir ritten ziemlich gerade nach Norden, und auf den
Punkt, an dem wir gerastet hatten, ritten aus Nordosten die Söldner
zu. Nach der Schlacht von Crécy; in der England gesiegt hatte,
brannten die englischen Söldner die Ernten nieder, stahlen den
Hausrat, schändeten die Frauen und verwüsteten das Land.
Ein solcher Trupp würde zwei reisende Edelleute als willkommene
Beute ansehen müssen.
Schneller! Sie scheinen euch zu suchen! warnte mein Extrasinn.
Der Logiksektor schien Informationen zu verarbeiten, die ich
wahrgenommen, aber nicht genügend beachtet hatte. Konnte es
sein, daß jener falsche Reisende die Söldner auf unsere
Spur gesetzt hatte, obwohl er nicht ahnen konnte, daß ein
Arkonide ihm nachritt? Vielleicht - es konnte ein weiteres Zeichen
seiner Vorsicht und des Mißtrauens sein.
Ich gab die
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