PR TB 099 Die Tödliche Erfindung
Situation
hatte kommen können. Früher war er nie besonders ehrgeizig
gewesen. War es eine persönliche Rivalität zwischen B. und
ihm? Er erinnerte sich an eine Zeit, da er sich mit
B. gut vertragen hatte.
Unter ihm fiel Licht in den Schacht. Es kam aus dem Korridor, in
dem A. sein Vorhaben verwirklichen wollte. Es brannte jede Nacht, so
daß es A. nicht
hätte zu beunruhigen brauchen. Trotzdem machte er halt.
Vielleicht stimmte die alte Behauptung, daß Verbrecher die
Helligkeit scheuten.
Ich bin kein Verbrecher! dachte er trotzig.
Schließlich setzte er sich nur gegen B. zu Wehr.
Er kletterte weiter. Er atmete auf, als er die Treppe verlassen
und sich in den Korridor schwingen konnte. Alles war ruhig. Erst in
ein paar Stunden würden sich Gänge und Räume wieder
mit den Angestellten der CAR füllen.
Herr über dieses Gebäude war Relcon, der nur einem vier
Mann starken Aufsichtsrat verantwortlich war. A. vermutete, daß
Relcon in einem Monat mehr verdiente als er in einem Jahr.
Für B. war das Geld wahrscheinlich der einzige Beweggrund, um
mit allen Mitteln um den Platz des Direktors zu kämpfen.
Obwohl er sicher sein konnte, daß niemand in der Nähe
war, schlich A. leise durch den Korridor. Es war ausgeschlossen, daß
der Robothausmeister um diese Zeit hier heraufkommen würde.
Die Türen zu den einzelnen Büros blieben stets
unverschlossen. Diebstähle kamen kaum noch vor. Kriminell
veranlagte Menschen wurden in den meisten Fällen psychologisch
behandelt, noch bevor sie ein Verbrechen begehen konnten.
A. blieb vor der Tür stehen, durch die er jeden Morgen sein
Büro betrat. Sie erschien ihm zum erstenmal nicht vertraut,
hinter ihrer polierten Fläche schien sich eine fremde Umgebung
zu befinden.
A. griff zögernd nach dem Öffner. Er spürte, daß
er zitterte. Seine Kehle war wie zugeschnürt. Er fragte sich, ob
er überhaupt die Nerven haben würde, die notwendigen
Fälschungen vorzunehmen.
Mit einem Ruck riß er die Tür auf. Er starrte in das
Büro, das er sich mit B. teilte. Im Licht, das aus dem Korridor
ins Büro fiel, zeichneten sich die Schreibtische und Schränke
ab. Alles wirkte größer als sonst.
Zögernd trat A. ein. Er wußte, daß er ungestört
bleiben würde, trotzdem zog er die Tür hinter sich zu. Dann
schaltete er die Bürobeleuchtung ein.
Die Einrichtungsgegenstände schmolzen auf ihre normale Größe
zusammen, die Schatten wichen zurück.
A. zog den gefährlichen Brief hervor und legte ihn vor sich
auf den Schreibtisch. Bevor er mit der Fälschung begann, mußte
er alle Unterlagen zusammensuchen. Er durfte keinen Fehler begehen,
sonst würde B. leichtes Spiel haben.
Allmählich legte sich seine Aufregung. Es war nicht viel
anders als während der Arbeit, die er tagsüber verrichten
mußte. Er ließ sich am Tisch nieder.
Wenn er die notwendigen Änderungen geschickt vornahm, würde
B. ein Opfer seiner Falle werden, die er für A. gestellt hatte.
In diesem Augenblick öffnete sich die Tür des
Hinterzimmers. Ohne daß er aufsah, wußte A. daß
Relcon im Durchgang stand.
A. fühlte nichts. Er saß wie erstarrt da, unfähig,
auch nur den Kopf zu heben.
Relcon trat in das Vorzimmer und blieb vor A.s Tisch stehen. Erst
jetzt sah
A. auf.
Relcon schien weder zornig noch überrascht zu sein. Er
musterte A. mit Interesse.
»Ich.«, begann A. Er schüttelte den Kopf und
sprach nicht weiter. Allmählich nur wurde er sich der Tragweite
dieses Ereignisses bewußt. Relcon war offenbar zu später
Stunde in sein Büro gekommen, um irgend etwas zu erledigen, was
er am vergangenen Tag versäumt hatte. Es war ein unglaublicher
unglücklicher Zufall.
Relcon beugte sich vor, griff nach dem Brief, auf dem in großen
Buchstaben REKLAMATION stand, und zerriß ihn.
»Ich wußte, daß Sie kommen würden«,
sagte der Direktor.
A. starrte ihn an.
»Ich habe lange überlegt, ob ich B. oder Sie zu meinem
Nachfolger ernennen soll«, fuhr Relcon fort. »Es war eine
schwere Entscheidung, denn
B. und Sie besitzen Eigenschaften, die ich
schätze. Sie hatten beide die Fähigkeit, Direktor der CAR
zu werden.«
A. hatte plötzlich das Gefühl, daß er nur eine
unbedeutende Figur in einem Spiel war, das ein anderer begonnen
hatte. Er verstand nicht, worauf Relcon hinauswollte, aber er ahnte,
daß Relcon alles wußte.
»Sicher war es ein Fehler von mir, daß ich die
Entscheidung immer wieder hinauszögerte«, gab der Direktor
zu. »Mit jedem Tag, der verging, stieg die Spannung zwischen B.
und
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