PR TB 102 Planet Der Dschungelbestien
Augen und konnte ein unsicheres
Gefühl nicht unterdrücken. Zu viel hatte man diesen Männern
angetan. Sie waren hart geworden und hatten viele ihrer Kameraden
sterben sehen. Ihr Respekt vor der Unantastbarkeit eines
Menschenlebens war geschwunden.
»Ich will nicht drohen«, mischte sich nun Omar Nefer
ein, »aber ich nehme jeden zwischen meine Fäuste, der sich
nicht genau an Toskins Anweisungen hält!«
Er sprach im ernsten Ton, ohne den gewohnten spöttischen
Beiklang, den er gern in seine Worte legte.
Dröhnend zog der zweite Truck an ihnen vorüber.
»Es geht los!« rief Toskin.
Gleich darauf setzte sich der Container ruckend in Bewegung.
Zwei bewaffnete Posten am Eingang zur Maschine sahen gelangweilt
zu, wie der Truck langsam die Rampe emporkroch, sobald das grüne
Freisignal aufleuchtete, und den gewaltigen Raupenleib aus
Containern, dessen Kopf er bildete, schwerfällig hinter sich
herzog. Sie bemerkten nichts Ungewöhnliches; der Fahrer winkte
ihnen wie üblich zu und steuerte nach links, längsseits zur
Wand der geräumigen Ladehalle, die das ankommende Fahrzeug
schluckte wie ein riesiges Maul. Von der Fahrerkanzel her ausgelöst,
schnappten nacheinander die seitlichen Verschlüsse, welche die
Container auf den Fahrgestellen arretierten, wie von Geisterhand
bewegt auf, während von der Hallendecke ein Summen ertönte
und sich zwei Magnetgreifer herabsenkten, die den ersten Behälter
umklammerten, von seiner Unterlage hoben und nach oben durch eine
breite Öffnung entführten, wo sie den Metallbehälter —
unsichtbar für den Beobachter — kippten und auf ein
laufendes Transportband entluden, um ihn anschließend wieder
auf dem Fahrgestell abzusetzen.
»Warten!« befahl Sandor Scoody den Männern, die
gleich ihm auf dem Boden der Fahrerkanzel kauerten, um sich für
die Wächter unsichtbar zu machen.
Der Truck ruckte erneut an und schob sich ein Stück vorwärts,
wobei er in einen Halbkreis einlenkte, der ihn zur rechten
Hallenseite und schließlich zurück zum Ausgang führen
würde.
Der zweite Behälter entschwebte nach oben.
Der dritte ...
»Jetzt!« rief Sandor und sprang auf.
Aus dem breiten Seitenfenster der Kanzel streckte sich ein Arm,
der eine Schockwaffe hielt. Zwei fauchende Schüsse entluden
sich.
Nacheinander sanken die beiden Wachtposten zu Boden, ohne
überhaupt erfaßt zu haben, woher der plötzliche
Angriff kam.
Ein halbes Dutzend Männer zwängte sich aus dem Eingang
zur Kanzel. Sie turnten über eine schmale Steigleiter zum
Dach empor und rannten auf der Oberseite der bereits geleerten
Behälter entlang. In großen Sätzen überwanden
sie die Zvvischen-räume und erreichten den ersten, noch
gefüllten Container gerade in dem Augenblick, als sich die
Greiferhände seiner bemächtigen wollten. Keuchend warfen
sie sich auf den metallenen Untergrund
und klammerten sich fest. Wenig später schwebten sie mitsamt
dem Behälter empor.
Drunten in der Halle verließen ihre restlichen Kameraden
ebenfalls den Truck und bezogen Posten vor dem Rampeneingang. Kaum
waren ihre leuchtendgelben Mäntel in der Öffnung
aufgetaucht, als ein in der Nähe arbeitender Trupp von
Deportierten die Geräte fallen ließ und mit gezogenen
Paraly-satoren die Rampe hinaufstürmte, um ohne Aufenthalt die
Ladehalle zu durchqueren und an deren rückseitiger Trennwand
einen anderen Zugang ins Innere der Maschine zu suchen.
Es schien, als wäre die Überrumpelung im ersten Anlauf
gelungen.
Der Maschinengigant fraß sich ungerührt und mit stetem
Pochen weiter in den Dschungel hinein, während in seinem Leib
die ersten erbitterten Kämpfe tobten.
Endlich gellten die Alarmsirenen.
Verwirrt und erschreckt griffen die Bewohner dieser
abgeschlossenen Welt nach ihren Waffen. Männer in weißen
Laborkitteln, Angehörige des technischen Wartungstrupps in
blaugrauen Monturen, Planer, Zeichner, Ingenieure, Computertechniker
und die Angehörigen des Projektschutzes, die als einzige
zielbewußt zu den Sammelplätzen strebten. Aus den
Wandlautsprechern des Interkom drang eine Flut von Anweisungen.
Allmählich kam Ordnung in das Chaos.
Die Verteidigung begann sich zu formieren.
Doch zu diesem Zeitpunkt hatten die Eindringlinge in mehreren
Trupps bereits das Mittelsegment erreicht und eine große Anzahl
von potentiellen Verteidigern außer Gefecht gesetzt.
Nachdringende Trupps von Deportierten, die hastig aus den
Unterkünften und von ihren Arbeitsstellen weg rekrutiert und
bewaffnet worden waren, begegneten auf
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