PR TB 103 Brennpunkt Vergangenheit
schrägen Seitenflächen ragten fünf
Kilometer aus der See, und die Oberfläche maß immerhin
noch anderthalb mal zwei Kilometer.
Guy musterte stirnrunzelnd die Ortungsergebnisse.
»Komisch«, sagte er, »ich wäre jede Wette
eingegangen, daß die beiden Städte von Energieschirmen
gegen ihre Umwelt geschützt werden, aber die Energietaster
zeigen nichts an.«
»Sie sind veraltet, Sir«, erklärte George.
»Inzwischen haben wir eine neue Art Energieschirm
kennengelernt, den sogenannten Paratronschirm. Während Sie und
Ihr Fräulein Schwester im Stasisfeld lagen, gab es allerhand
Wirbel um den Riesenroboter OLD MAN, die tückischen
Hypnokristalle, verschiedene Arten von Zeitpolizisten und die
Okefenokees aus M87.«
»Interessant«, meinte Guy. »Du denkst also, die
Städte könnten durch Paratronschirme abgekapselt sein. Was
geschieht, wenn ein Objekt einen Paratronschirm berührt?«
»Es wird in den Hyperraum abgestrahlt, Sir.«
»Hm! Im Hyperraum würde es uns sicherlich nicht
besonders gefallen. Wir werden also auf einer der Inseln landen und
aus dem Meerwasser Deuterium gewinnen. Für den Fall, daß
ganz T'ien in einen Paratronschirm gehüllt sein sollte, schicken
wir am besten erst eine Sonde hinunter. Das übernimmst du,
George.«
Der Roboter bestätigte. Als die H.B.M. in eine Kreisbahn um
T'ien einschwenkte, startete er eine Flugsonde und steuerte sie durch
die Atmosphäre nach unten. Sie stieß auf keinerlei
Widerstand. Guy befahl dem Roboter, mit der Sonde einen
Landungsversuch in der nordpolaren Stadt zu unternehmen.
Gespannt verfolgten er und Mabel die kleine Scheibe auf den
Vergrößerungsschirmen. Nichts geschah - bis die Sonde sich
nur noch zehn Kilometer über dem Stadtgebiet befand. In diesem
Augenblick flackerte es rötlich, und die Sonde verschwand
spurlos.
»Das war typisch für die Funktionsweise eines
Paratronschirms«, sagte George.
Guy Nelson sagte nichts dazu. Schweigend landete er die H.B.M. auf
einer kleinen Insel. Die Landeteller der Teleskopstützen sanken
durch das flache Wasser einer kleinen Bucht und wären sicherlich
im sandigen Grund versunken, wenn Guy nicht die Antigravprojektoren
aktiviert und damit das Gewicht des Schiffes auf ein Minimum
reduziert hätte.
»Erledige das mit der Deuteriumherstellung, George!«
befahl der Raumkapitän seinem Roboter. »Ich werde mich
inzwischen mit dem Beiboot etwas umsehen. Vielleicht kann man von
unten in die Städte eindringen.«
»Was willst du dort, Guy?« fragte Mabel. »Auf
T'ien leben keine intelligenten Wesen mehr, sonst hätten die
Individualtaster angeschlagen.«
Guy schüttelte störrisch den Kopf.
»Ich muß herausfinden, warum jemand oder etwas uns
hundertsiebenundzwanzig Jahre in einem Stasisfeld gefangenhielt,
damit wir nicht nach T'ien kämen. Und vielleicht wurde der alte
Ghuar D'Oro sogar ermordet, weil er zuviel über diese Welt
wußte.«
»Er wurde ermordet, aber nicht von mir«, sagte eine
dünne Greisenstimme.
Guy fuhr herum und sah mitten in der Zentrale einen alten Mann mit
langem weißen Bart stehen. Der Alte trug einen schmutzigbraunen
Umhang und schwarze Stiefel. Vor seiner Brust hing an einer Kette ein
eiförmiger, beinahe durchsichtiger rosa Stein, in dessen Innern
ein goldfarbener Lichtpunkt flackerte.
»Was soll das?« fragte Guy vorwurfsvoll. »Wissen
Sie nicht, daß man erst den Kapitän eines Schiffes um
Erlaubnis bitten muß, bevor man es betritt?«
Der Alte lachte und verwandelte sich plötzlich in eine
humanoide Frau mit vollendeten Kurven, rotbrauner Haut und
kupferfarbenem Haar.
»Tami!« entfuhr es Guy. Tami Ragsor war eines der
wundervollsten Mädchen gewesen, die ihm das Leben bisher
beschert hatte.
Aber inzwischen mußte sie längst tot oder eine Greisin
sein, denn die Episode mit ihr lag hundertfünfzig Jahre zurück.
»Sie ist tot«, sagte das Fremde mit Tamis Stimme. Es
verwandelte sich in einen buckligen Zwerg. Nur die Kette mit dem rosa
Stein machte keine der Verwandlungen mit. »Ihr müßt
zum Solsystem zurückkehren, sobald euer Umwandler genügend
Deuterium erzeugt hat. Dort ist eine Gefahr akut geworden, die nur
mit deiner Hilfe abgewehrt werden kann, Guy.«
Guy kämpfte mit einem Wust von unterschiedlichen Gefühlen.
Um das zu überspielen, stand er auf, zog seinen Impulsstrahler
und richtete ihn auf den Zwerg.
»Wer bist du?« fragte er drohend. »Und wieso
meinst du, über uns bestimmen zu können?«
Der Zwerg kicherte.
»Man nennt mich manchmal ein Kollektivwesen und
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