PR TB 103 Brennpunkt Vergangenheit
Gedankenbefehle hatten sich drei Kontursitze aus
unterschiedlich gefärbter Energie gebildet, und weitere
Verformungen und Verfärbungen erzeugten die Illusion, es mit
einem fast normalen Raumschiff zu tun zu haben.
»Ich habe auch die Berechnungsfelder manipuliert«,
erläuterte der Roboter und deutete zu einem fiktiver,
Programmierungspult. »Dort braucht man nur noch Datum und
Uhrzeit nach unserem Standard einzugeben, um in der gewünschten
Zeitphase herauszukommen.«
»Warum versprühst du eigentlich keinen Ölnebel
mehr, George?« fragte Yokish.
»Das war nur die Folge eines Kurzschlusses, Sir«,
antwortete George. »Inzwischen ist das entsprechende
Schaltelement völlig verbrannt.« Wie zur Bestätigung
wehte dünner grauer Rauch aus dem Lautsprechergitter.
»Hoffentlich ist wenigstens dein Fusionsmeiler in Ordnung,
damit du nicht plötzlich explodierst«, meinte Kendall.
»Plötzlich kann ich nicht explodieren, Sir. Mindestens
zehn Sekunden vorher würden meine Augenzellen zu blinken
anfangen, und die Alarmpfeife würde heulen, wenn sie nicht
defekt wäre.«
»Dann bin ich ja beruhigt«, erwiderte Yokish. »Bewege
dich immer so, daß ich deine Augen sehen kann!«
»Ja, Sir.«
»Gut, dann schließe das Schott. Wir wollen einen
kleinen Probeflug unternehmen.«
»Das Schott ist noch nicht auf Impulsbedienung umgestellt,
Sir«, entgegnete der Roboter. »Sie müssen dem PALL
einen entsprechenden Gedankenbefehl erteilen. Von Robotern nimmt es
leider keine Befehle an.«
»Na schön. Dann laß die Kellerdecke beiseite
fahren! Ich hoffe doch, daß du wenigstens dazu in der Lage
bist.«
»Wir brauchen die Kellerdecke nicht beiseite fahren zu
lassen«, erklärte George. »Es genügt, wenn das
PALL in die Zeitphase zurückgeht, die ich auf dem
Programmierungspult mit dem Kodewort OFFEN gekennzeichnet habe.«
Er drückte auf die Taste.
»So.«
Yokish zuckte unmerklich zusammen, als die Kellerdecke verschwand
und an ihrer Stelle der Nachthimmel des Mars zu sehen war. Ein
schwacher Wind blies Sandkörner auf das PALL, und irgendwo in
der Nähe musizierte ein liebeshungriger Kater.
»Zu diesem Zeitpunkt sind die Renovierungsarbeiten am
Landhaus noch im
Gange«, sagte George. »Da nachts nicht gearbeitet
wurde, kann uns niemand stören. Wenn Sie jetzt den Befehl zum
Schließen des Schottes erteilen wollen, Sir.«
Yokish dachte einen entsprechenden Befehl - und als er sah, daß
sich in der Einstiegsöffnung ein Energiefeld aufbaute, dachte er
einen weiteren Befehl.
Das PALL stieg etwa fünfzig Meter senkrecht empor.
Yokish dachte den nächsten Befehl - und das PALL jagte durch
den Korridor der Zeit. George gab keinen Kommentar dazu.
Als das PALL die Zielphase erreichte, war es früher Morgen;
das heißt, Sol hing dicht über dem östlichen
Horizont, überstrahlt von dem Licht der synchronisierten
Atomsonne.
Kendall aktivierte den Empfangsteil seines Minikoms und nickte
zufrieden, als er die Zeitdurchsage aus Terrania empfing.
Er wandte sich an George.
»Hast du mitgehört, Roboter?«
»Selbstverständlich, Sir«, antwortete George.
»Ich muß doch aufpassen, daß Sie keine Dummheiten
anstellen.«
Dem Ersten Diplomaten des IPC verschlug es für einen Moment
die Sprache, dann lachte er und schlug dem Roboter kräftig auf
die rechte Schulter.
Er erschrak, als es in Georges Körper krachte und splitterte.
Der rechte Unterschenkel löste sich aus dem Kniegelenk und
polterte auf den linken Fuß. George bückte sich und hob
den Unterschenkel auf, wobei er den Kopf in unnatürlichem Winkel
verdrehte, um Kendall pausenlos seine Augenzellen sehen zu lassen.
»O, das tut mir leid«, sagte Yokish.
»Es ist nicht weiter schlimm«, beruhigte ihn der
Roboter, während er den rechten Unterschenkel provisorisch
wieder befestigte. »So etwas kommt fast jeden Tag vor.«
Mit metallischem Knacken schnappten die beiden Gegenstücke des
Scharniergelenks zusammen.
Yokish Kendall schluckte hörbar.
Behutsam steuerte er das PALL durch seine Gedankenbefehle nach
Marsport, ließ es einen weiten Bogen um die Stadt schlagen und
im Freihafengelände niedergehen.
Als er auf seinen Chronographen sah, meinte George: »Ich
habe es mehrmals durchgerechnet, Sir. Wenn mein Herr in etwa zwanzig
Minuten hier ankommt, könnte es ein Zeitparadoxon geben, denn
dann befänden sich gleichzeitig zwei PALL hier, obwohl es doch
nur eines gibt.«
»Es gibt keine Zeitparadoxa«, entgegnete Yokish. »Du
kannst dich darauf verlassen, daß nachher
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