PR TB 104 Samurai Von Den Sternen
hochriß. Er winkte.
Dann hielt er an. Ich wurde schneller und holte ihn ein. Er sagte
scharf und angespannt:
»Dort vorn gehen zwei Männer, die so aussehen, als
wären sie nicht von hier. Wir reiten hin, ja?«
Ich stimmte zu. Kurze Zeit später hielten wir neben den
Männern an. Ich hatte gesehen, wie sie sich mehrfach umgedreht
hatten. Schlechtes Gewissen? Sie waren unverkennbar Bauern, aber sie
führten kein Arbeitsgerät mit sich.
»Halt, Freunde!« sagte ich.
Sie blieben stehen und verbeugten sich, als sie zwei halbgerüstete
Samurai auf Pferden erkannten. Mir schien, als sei ihr Erstaunen
etwas zu stark aufgetragen. Kein Bauer und kein rechtloser eta
brauchten sich vor Samurai in neuer Rüstung zu fürchten.
Ich ritt eine enge Kurve und blieb vor ihnen stehen. Ich
versuchte, ihre Gesichter zu erkennen, aber sie senkten die Köpfe
und hielten ihre Bündel an den Bambusstangen fest. Laut und
drohend fragte Nemuro, während er die Hand an den Schwertgriff
legte:
»Wer seid ihr? Woher kommt ihr? Seht mir ins Gesicht,
Schelme!«
Zögernd hoben sie die Köpfe. Ich nahm den Bogen in die
Hand und legte einen Pfeil auf die Sehne. Ich starrte sie an, und sie
blinzelten, weil hinter mir und Nemuro die Sonne stand. Dann sagte
ich leise, schneidend:
»Ihr seid von der Burg des Herrn Shokokuyij. Ich erkenne
dich, Nishi. Du bist der Mann, der mein Pferd sattelte. Uns wurde
gemeldet, daß sich hier Spione aufhalten. Du weißt, was
mit solchen Kreaturen geschieht?«
Nemuro sagte entschuldigend:
»Es genügt, wenn wir einem die Ohren und dem anderen
die Zunge abschneiden. Dann kann einer noch immer hören, was der
Herr flucht, wenn der andere ihm berichtet, was geschehen ist.«
»Wir wollen zuerst unsere zitternden Freunde hören«,
meinte ich. »Warum seid ihr hier?«
Sie ließen ihre Bündel fallen und fielen selbst auf die
Knie. Dann sagte einer, daß der Herr sie geschickt habe, um
festzustellen, wann geerntet werde, und wann der Hof unbeaufsichtigt
wäre. Sie sollten sich merken, was sie sahen, besonders die
Menge der Samurai und die Menge der Arbeiter und Diener, die
nötigenfalls kämpfen konnten. Ich sagte barsch:
»Steh auf, Nishi!«
Der Angesprochene stand auf, sah unschlüssig von mir zu
Nemuro und schlotterte an allen Gliedern. Der andere Samurai zog,
während er sich die Lippen leckte, das Schwert aus der Scheide
und beugte sich vor, um Nishis Ohren besser sehen zu können.
Gerade die Ruhe machte die beiden Spione ängstlich. Ich fand,
daß der Fremde etwas zu dick auftrug; er wirkte auf mich
unglaubwürdig.
»Herr! Ich kann nichts dafür! Shokokuyij straft uns,
wenn wir nicht gehorchen, und wenn wir gehorchen, dann straft Ihr
uns!«
Ich schüttelte den Kopf und sagte: »Angsthasen! Lauft,
so schnell Ihr könnt, zur Burg. Sagt dem Herrn ich bin hier, und
ich werde verhindern, daß er auch nur ein Reiskorn stiehlt.
Sollte er es wagen, schicken wir einen Boten zum Shogun und greifen
seine Burg an. Das ist unsere Botschaft. Und laßt euch hier
nicht mehr sehen, sonst kommt ihr tatsächlich nicht mehr
vollständig zurück.«
Wieder fielen sie in den Staub und bedankten sich überschwenglich.
Nemuro sah sprachlos und verblüfft zu mir herüber, ich
winkte ab und beschwichtigte ihn wortlos. Er zuckte die Schultern und
stieß das Schwert zurück in die gekrümmte Scheide.
Die beiden Diener rissen ihre Bündel hoch und rannten los. Als
sie in der Nähe eines Baumes waren, zog ich die Sehne aus und
schoß Nishi den Hut vom Kopf und nagelte das spitze Ding aus
Reisstroh an den Baumstamm.
Nemuro wendete sein Pferd, ritt dicht an mich heran und sagte
halblaut:
»Warum so nachsichtig, Bogenschütze?«
»Es gibt zuviel Armut und Not auf dieser Welt. Shokokuyijs
Ärger, wenn wir ihm Spione verstümmelt zurückschicken,
hält sich in Grenzen. Aber diese beiden armen Menschen können
nichts dafür. Es ist sinnlos und eines Samurai unwürdig,
sie für ihren Herrn stellvertretend zu bestrafen.«
Ich wollte den Bogen wieder über die Schulter werfen, als
Nemuro sagte:
»Du scheinst passabel schießen zu können. Triffst
du auch?«
Ich lachte sarkastisch, zuckte die Schultern und sagte zu ihm:
»Suche ein Ziel aus, das im Süden liegt, und ziemlich
hoch. Ich werde beweisen, daß ich nicht nur große Worte
reden kann.«
Er drehte sein Pferd ruckartig herum, suchte mit den Augen ein
Ziel und senkte den Kopf, so daß er nicht in die Sonne blicken
mußte. Dann deutete er auf einen Vogel, der vor einer hellen,
vom
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