PR TB 104 Samurai Von Den Sternen
herein!«
Die Tür ging auf, ich drehte den Kopf und sah Nemuro im
hellen Kimono. Er verbeugte sich, kam bis in die Mitte des Zimmers
und blieb stehen.
»Ja?« murmelte ich und gähnte schläfrig.
»Du hast recht«, sagte er und betrachtete mich, als
habe ich drei Beine oder einen Drachenkopf.
»Meistens. Was meinst du in diesem Fall?« erkundigte
ich mich, richtete mich auf und stützte mich auf die Ellbogen.
»Ein Mann, der die Pferde hütet, kam soeben«,
sagte der Samurai, der von den Sternen kam. »Für einen
riesigen Schwertkämpfer hast du erstaunlich gut die Gabe der
Hellsichtigkeit. Es befinden sich offensichtlich Spione des Herrn
Shokokuyij in unseren Feldern.«
Ich setzte mich auf und erklärte:
»Eigentlich habe ich solche Dinge schon früher
erwartet. Es erschien mir ganz klar, daß er versuchen wird, die
schwachen Stellen auszukundschaften. Es war niemals falsch, mein
Freund zu sein, kuge Nemuro. Übrigens. sage es bitte allen
anderen: wenn sie einen Samurai treffen, der zwei Luchsköpfe am
Helm trägt und lange Bänder und auf den Namen Yodoya hört
- dieser Mann war mein Kampfgefährte.«
»Er wird in Ehren aufgenommen, wenn wir ihn sehen!«
versprach Nemuro. Er war ganz unzweifelhaft die rechte Hand des Herrn
Tawaraya. Er kauerte sich nieder und nahm eines der schweren,
ledernen, mit Stahlscheiben beschlagenen Armbänder in die Hand,
die ich während der Nacht abgelegt hatte. Er drehte es
unschlüssig zwischen den Fingern und fragte schließlich:
»Du und ich sollen versuchen, die Männer zu fangen. Ich
habe unsere Pferde satteln lassen, auch ist das Essen bereit. Kommst
du?«
»Ich komme«, sagte ich, »aber vorher reinige ich
mich noch. In kurzer Zeit vor dem großen Haus?«
»Wir bitten darum.«
Irgendwie war die Atmosphäre hier sehr heiter und gelöst.
Der Einfluß des Fremden war wohltuend und hatte die starren,
strengen Konventionen, so schien es mir wenigstens, etwas gelockert.
Alles war höflicher, unbefangener, heller und gemütlicher.
Vermutlich profitierte Tawaraya von dem Streit zwischen ihm und dem
anderen Herrn. Ich wusch mich sorgfältig, duschte mit Hilfe
eines riesigen Kruges und fuhr in meine Kleider. In leichter Rüstung,
den Helm unter dem Arm, Bogen in der Hand und Handschuhe an den
Fingern ging ich schnell hinüber zum Haupthaus. Dort aßen
wir, dann saßen wir auf und sprengten davon. Die Kühle
eines sommerlichen Morgens wehte in unsere Gesichter, als wir in die
Richtung des umstrittenen Gehöftes ritten. Ich holte Nemuro ein
und rief:
»Wo sind die Männer gesichtet worden?«
»Dort, hinter dem Moor, neben dem Bambuswald. Aber sicher
sind sie inzwischen an anderer Stelle.«
Bis zu dem Gebiet des reichen Bauernhofes waren es rund fünfzehn
Kilometer; er lag genau an der Grenze zwischen den beiden
Großgebieten. Wir sprengten im vollen Galopp über eine
Brücke. Ein heller, unregelmäßiger Trommelwirbel
ertönte auf den schwarzen Bohlen. Wir ritten scharf weiter und
näherten uns einem Holzzaun, der eine Weide von einem
Kräutergarten abgrenzte. Wir sprangen, ohne anzuhalten, über
den Zaun und galoppierten auf einem fast unkenntlichen Weg den Hügel
aufwärts.
Ich mußte grinsen, als ich die Helmzier sah; es war eine
Mondscheibe, auf der sogar einzelne Krater angedeutet waren. Wer
sonst als ein außerirdischer wußte, daß es auf dem
Mond oder auf den meisten Monden vieler Planeten diese
Meteoritenkrater gab? Wir erreichten die Kuppe des Hügels und
hielten an. Die Pferde bäumten sich auf, dann senkten sie die
Köpfe und zerrten an den Zügeln.
»Dort hinten«, sagte Nemuro. »Dort wurden sie
gesehen.«
Ich folgte der Richtung, in die sein ausgestreckter Arm deutete.
Die breiten Metallringe auf seinem Hemd glänzten in der Sonne.
Die Pfeile in seinem Köcher klapperten leise, als er sich im
Sattel aufrichtete und die Augen mit der Hand bedeckte.
»Wann?«
»Vor mehr als einer Stunde!« sagte er ärgerlich.
»Aber sie waren nicht beritten. Wenigstens sagte dies der
Pferdehirte.«
Ich nickte und zog mein kleines Fernrohr aus der Gürteltasche.
Es enthielt Hochleistungslinsen und sah aus, als sei es von den
Portugiesen eingehandelt worden. Ich setzte es ans Auge und suchte
systematisch die Gegend ab. Ich sah eine Menge arbeitender Bauern und
Mädchen in den Reisfeldern, aber keine verdächtigen
Bewegungen. Nemuro zuckte zusammen, als er das Glas erblickte.
»Was ist das?« fragte er, obwohl er es genau kannte.
»Ein Fernglas. Es besteht aus einer
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