PR TB 104 Samurai Von Den Sternen
zuletzt dank der Samuraischule, konnte. Wir
sprachen den Plan in allen Einzelheiten durch, und gegen Mitternacht
hatten wir insgesamt zwölf mutige und gute Kämpfer
gefunden. Ich führte den kleinen Trupp an.
Wir verschwanden lautlos, nur mit zwei Kerzen ausgerüstet, in
dem Treppengang, der zwischen Felswänden und abgestürztem
Erdreich nach unten führte. Schweigend gingen wir nacheinander
durch den engen, stickigen Gang, und dann waren wir unter dem
Teepavillon im Park.
Jeder wußte, was er zu tun hatte.
Wir ließen die Klappe nach unten, ich schob meinen Kopf
hinaus und suchte die Umgebung ab. Einen halben Meter über
meinem Helmsymbol begannen die Tragebalken und die Bretter des Bodens
jenes kleinen Häuschens.
Ich winkte nach hinten - langsam krochen wir hervor und robbten
lautlos über das Gras. Rings um uns waren Park und Hof. Nur
einige Fackeln brannten. Irgendwo schnarchte ein Posten.
Wir versteckten uns zwischen den Büschen und sahen uns um.
Zwei Wachen kamen, Fackeln in den Händen, von den Ställen
her. Die Pferde bewegten sich unruhig, als der Lichtschein über
ihre Körper huschte. Ich hob vier Finger und deutete auf den
Pferch. Vier Männer nickten, faßten ihre Schwerter und die
bunten, mit Pulver gefüllten kleinen Behälter.
Nemuro winkte vier Männer zu sich heran und deutete auf die
Scheune, in der nur wenig Futter und Stroh war. Dort schliefen viele
Männer, und die Scheune stand genügend abseits, um den
übrigen Hof nicht zu gefährden. Langsam glitten die beiden
Gruppen durch den Park und verschmolzen in der Dunkelheit. Ich
richtete die Lähmwaffen auf die Posten, drehte an einer Schraube
und stellte die geringste Intensität ein, gleichbedeutend mit
geringstem Lärm. Zweimal knackte die Waffe scharf auf. Dann
brachen die Posten zusammen. Zwei meiner Männer hasteten
hinüber, hoben die Fackeln auf und gingen weiter, als wären
sie Soldaten des Feindes.
»Ins Herrenhaus!« sagte ich leise.
Wir schlichen davon. Die weichen Sohlen unserer Stiefel drückten
Gras und Moos nieder. Wir hatten die schweren, starren Röcke
ausgezogen und waren nur in Hosen und Brustpanzern. Wir kamen in den
dunkelsten Winkel des Herrenhauses, blieben stehen und horchten. Auf
der Terrasse saßen drei Posten; einer von ihnen war unruhig
geworden und stand eben auf. Dreimal knackte meine Waffe, und wir
erschraken, denn das Poltern der fallenden Körper mußte
die anderen aufwecken. Im Innern des Hauses rührte sich etwas.
Wir kletterten vorsichtig auf die Terrasse hinauf und gingen
hintereinander auf die Eingangstür zu. Wir öffneten sie
geräuschlos und traten in das Dunkel des Hauses hinein. Ich
kannte hier jeden Fußbreit Boden. Wir verteilten uns, zündeten
einige Kerzen an und gingen durch die Korridore, die ein Bild der
Verwüstung boten. Zeichnungen und Rollen waren von den Wänden
gerissen, Stellschirme umgeworfen, die Blumen in den Schalen
verwelkt.
Dann ertönten von draußen Schreie. »Los!«
sagte ich.
Eine Reihe von knatternden Explosionen kam von draußen. Die
Pferde schrien auf und durchbrachen das Gatter. Die Tore des Pferchs
flogen auf, und fast alle Pferde der Angreifer rasten galoppierend,
mit weißen, rollenden Augen, zu Tode erschreckt, davon. An den
Schweifen einiger Tiere hatten die Soldaten Knallkörper
befestigt. Gleichzeitig schlugen an vier Enden der Scheunen Flammen
empor. Wir rissen unsere Schwerter heraus und schoben die Türen
auf. Ich schaltete die beiden Lampen in der Helmzier ein und
durchsuchte die Räume. Jeder Mann, der sich mir entgegenstellte,
wurde von
mir bewußtlos geschlagen; es waren Arbeiter, Diener und
Bauern, die von ihrem Herrn in den Krieg gezwungen worden waren. Ich
suchte den Fetten, um ihn gefangenzunehmen und in Ketten zum Shogun
zu schicken. Ich wirbelte durch die Räume, sprang über
Truhen und Bewußtlose, riß eine weitere Tür auf,
zerschnitt einen Vorhang und suchte.
Ein beispielloses Durcheinander brach los.
Die Männer, die vom Pferdepferch zurückkamen, krochen
wieder in den unterirdischen Gang zurück. Zwei von ihnen blieben
mit gespannten Bögen neben dem Teehaus stehen. Die Gruppe um
Nemuro rannte durch den Park, drang von der anderen Seite mit
erbarmungsloser Wut in das Herrenhaus ein und schlug nieder, wen sie
antraf.
Aus einem anderen Teil des Hauses brüllte Nemuro:
»Ataya? Hast du ihn?«
Ich rannte in den Eßraum hinein und sah, daß hier
schon jemand gewesen war.
»Nein! Ich habe ihn nicht gesehen!« schrie ich und
schaltete das
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