PR TB 104 Samurai Von Den Sternen
Licht aus. Wir trafen zusammen, als zwei unserer Männer
mit brennenden Fackeln aus anderen Zimmern kamen. Dann, als wir
blitzschnell nachfragten, ob vielleicht ein Raum übersehen
worden war, hörten wir von draußen rasendes Hufgetrappel.
Ein Reiter sprengte von dem kleinen Haus, in dem Nemuro und ich
gewohnt hatten, quer durch den Park, über eine Mauer und
entfernte sich.
Düster murmelte Nemuro:
»Zurück! Ich glaube, das war Shokokuyij. Wir sind
fertig - er ist geflohen.«
Ich nickte.
»Gehen wir zurück zur Burg. Morgen, wenn es hell ist,
sehen wir mehr.«
Wir zogen uns vorsichtig zurück. Überall rannten Männer
herum, stolperten übereinander und suchten ihre Pferde, ihre
Waffen. Einige erkannten uns und griffen an, aber unsere Bögen
wehrten sie ab. Pfeile schwirrten durch die Nacht, die von dem
lodernden Feuer erhellt war. Einer nach dem anderen verschwand unter
den Bohlen des Teehauses, und kroch durch den Stollen zurück.
Nemuro war der letzte, der die Klappe schloß und dann, als wir
genügend weit vorangelaufen waren, am Seil riß.
Die Abstützung des Tunnels brach auf einer Länge von
zehn Metern zusammen, das Teehaus bebte, und der Gang war von
Steinen, Felstrümmern und Erdreich versperrt. Kurze Zeit später
waren wir in der Burg und berichteten Herrn Tawaraya, was geschehen
war.
»Es gibt zwei Möglichkeiten«, schloß
Tawaraya. »Entweder flieht er und greift nie wieder an,
verlangt auch niemals wieder Abgaben von diesem verdammten Bauernhof
- oder er kommt mit einem gewaltigen Heer zurück.«
Ich erwiderte:
»In der Scheune sind große Mengen von Waffen, Kleidern
und Panzern verbrannt. Auch Shokokuyij ist nicht so unermeßlich
reich, daß er ununterbrochen neue Heere aufstellen kann.«
Wir machten einen langen Rundgang durch die Burg, und überall,
wohin wir kamen, konnten wir sehen, daß sich unsere exakten
Vorbereitungen auszahlten. Wir konnten in guter Ruhe abwarten, was
der Gegner unternahm.
Du mußt versuchen, endlich einen Kontakt zu Nectrion
herzustellen! drängte der Extrasinn, als ich mich auszog, mit
meinem spärlichen Wasservorrat wusch und zur Ruhe legte.
***
Aus einem Baum an der Unterseite des Hügels rief ein Kuckuck.
Die Blumen im Park des Herrenhauses waren wie bunte Muster im Grün,
riesige weiße Wolken segelten über den tiefblauen
Herbsthimmel. Die Sonne schien die Gegend verwandelt zu haben und
machte aus dem halbzerfallenen, schwarzen Gerüst einen Kubus aus
filigranen Linien. Ein zarter, poetischer Rauchschleier erhob sich
aus den Trümmern der Scheune. Nemuro, Tawaraya und ich standen
vor einem Fenster im höchsten Giebelhaus unserer Burg. Ein
kühler Wind kam von Osten und brachte den Geruch von Leichen mit
sich. Tief unter uns waren Bewegungen zu sehen und Kommandos zu
hören. Ein einzelner Reiter kam die Straße
entlanggesprengt und schrie auf die Gruppen der Männer ein.
Nemuro nahm seinen Helm ab und legte ihn vor sich auf die
Brüstung.
»Sie ziehen ab!« sagte er.
Plötzlich keuchte Tawaraya erschrocken auf und stammelte:
»Dort! Das Feldzeichen! Der Reiter kommt nicht von
Shokokuyij. Es ist ein kuge aus Edo!«
Um den Reiter bildete sich eine Gruppe aus Bauern und Dienern. Als
der Mann seinen Helm aus der Stirn schob, fielen sie vor ihm in den
Staub und verneigten sich ununterbrochen. Er zog eine Schriftrolle
hervor und las etwas.
Dann deutete er nach Osten und schlug immer wieder zornig mit der
Faust auf seinen gepanzerten Schenkel. Die Bauern erhoben sich wieder
und zogen sich schrittweise zurück. In der nächsten Stunde
sahen wir zu, wie sich die »Truppen« des Fetten sammelten
und den Hof verließen. Sie blieben auf der Straße. Wenige
von ihnen ritten, die meisten gingen zu Fuß. Schließlich,
als der Hof geräumt war, hob der Samurai seine Hand in unsere
Richtung und ritt langsam auf die Burg zu. Tawaraya stürzte aus
dem Raum und schrie nach unten:
»Zieht das Tor auf! Der Shogun hat eingegriffen! Der Krieg
ist aus!«
Minutenlang schrien und jubelten die Menschen in der Burg wild
durcheinander. Dann wurden die mächtigen Tore aufgestoßen,
und die Männer strömten hinaus, um den Samurai zu begrüßen
und die Leichen fortzuschaffen.
Es stellte sich alsbald heraus, daß der Shogun Boten zu
Shokokuyij geschickt hatte, die ihn aber nicht mehr angetroffen
hatten. Der oberste
Herrscher über die Inseln hatte sich beraten lassen und
beschlossen, den Fetten festzunehmen und zu bestrafen.
Mit einem Minimum an Verlusten war dieser Krieg
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