PR TB 107 Planet Der Gefangenen Seelen
Einzelheiten
Payo Coq'Inoi. Sie sahen ihm so stark ähnlich, daß ich
nicht glauben konnte, daß es sich nur um Statuen handelte. Sie
schienen zu leben.
»Machen Sie Platz«, sagte ich zu Prygtin und schob ihn
beiseite. Ich näherte mich den beiden Echsenwesen und zog
gleichzeitig den als Perkussionspistole gestarnten Paralysator. Als
die beiden Wahnhalle merkten, daß ich mich von ihrer drohenden
Haltung nicht abschrecken ließ und unbeirrbar auf sie
zuschritt, durchlief ein Zittern ihre mächtigen Körper, aus
ihren Mäulern kam ein heiseres Röcheln.
Da schoß ich.
Sie brachen lautlos zusammen. Die Umstehenden nahmen keine Notiz
davon, sondern starrten gebannt und verzückt zu den beiden
Kristallstatuen.
»Jetzt kommen wir nicht mehr lebend hier heraus«,
sagte Prygtin mit zitternder Stimme.
Ich antwortete nicht, denn in diesem Augenblick begann das
Zeremoniell. Die Wegoyi, die im Halbkreis um die beiden
Kristallstatuen standen, hoben ein elegisches Gesumme an, in das die
Sektenmitglieder einstimmten. Sie begannen ihre Körper zu wiegen
und in einem bestimmten Rhythmus mit den Beinen auf dem Boden
aufzustampfen.
Bei jedem Aufstampfen setzte der Humanoide in dem rubinroten
Umhang einen Fuß vor den anderen und stieg mit abgehackten
Bewegungen die breite Treppe zum Altar hinauf.
Ich hielt den Atem an.
»Ist das tatsächlich Kaiser Boscyk?" fsrgte Tusin
Randta neben mir.
Ich nickte abwesend, starrte gebannt zum Altar und harrte mit
Spannung der Dinge, die da kommen würden.
Lovely hatte die Treppe hinter sich gelassen und schritt nun auf
die beiden Kristallgötzen zu. Als er drei Meter von ihnen
entfernt war, senkte sich Stille über die Tempelhalle. Die
Wegoyi beim Altar stellten das schwermütige Gesumme ein, die
Sektenmitglieder stampften nicht mehr mit den Beinen auf.
Lovely blieb stehen. Eine Weile stand er bewegungslos da, dann
streckte er die Rechte von sich und öffnete die Hand. Darin
funkelte ein Kristall.
Ein Seufzen ging durch die Reihen der Sektenmitglieder.
Lovely setzte sich wieder in Bewegung. Er hielt auf die linke der
beiden Statuen zu, nahm den Kristall zwischen zwei Finger und hob ihn
hoch.
Wieder ging ein Seufzen durch die Menge.
Jetzt erst merkte ich, daß die linke Statue auf der Brust
einen kleinen, dunklen Fleck aufwies. Es hatte den Anschein, als
fehle dort ein Kristall. Ich wußte, was nun kommen würde.
Dennoch war ich wie gebannt von den Geschehnissen. Den anderen erging
es ebenso.
Lovely senkte in einer feierlichen Geste die Hand mit dem Kristall
und fügte ihn langsam an der freien Stelle der Statue ein.
Plötzlich erstrahlte diese in einem hellen Licht, so als hätte
ihr der einzelne Kristall besondere Leuchtkraft verliehen. Der Schein
der Kristalle wurde schwächer, flackerte, die Kristalle schienen
zu pulsieren - und die Statue bewegte sich.
Nun bestand für mich kein Zweifel mehr.
Das war Payo Coq'Inoi!
Mir war auch sofort klar, daß er für die
Sektenmitglieder Payocoq verkörperte, auf dessen Rückkehr
sie Jahrtausende gewartet hatten.
Die heilige Stille, die bisher in der Tempelhalle geherrscht
hatte, barst in einem Schrei aus Tausenden von Kehlen.
Der Tempel verwandelte sich in ein Tollhaus. Durch die ekstatisch
zuckende, brüllende, wogende Menge hindurch sah ich, daß
sich die Wegoyi auf dem Podest um Coq und Lovely geschart hatten.
Alle Wahnhalle hatten sich aus der Tempelhalle zu den Altaraufbauten
zurückgezogen und sperrten den Zugang ab.
Lovely und Coq wurden von den Wegoyi auf eine reichlich
geschmückte Trage gehoben und in Richtung einer Türöffnung
hinter den Teinpelaufbauten getragen.
»Lovely, wir holen dich heraus!« schrie ich aus voller
Kehle und kämpfte mir einen Weg durch das Gewirr von wild
zuk-kenden Leibern.
»Wir sind verloren«, jammerte Prygtin, holte einen
Strahler hervor und wehrte damit die außer Rand und Band
geratene Meute ab, die ihn unter sich zu begraben drohte.
Tusin und Oro Masut hatten meine Absicht erkannt und folgten mir
in Richtung des Altars. Der Ertruser mit seinen übermenschlichen
Kräften hatte keine Mühe, die zumeist schwächlichen
Wesen aus dem Weg zu schaffen. Tusin Randta setzte seinen Paralysator
ein. Als Oro Masut an mir vorbei wollte, um mich mit seinem breiten
Körper zu schützen, rief ich ihm zu:
»Gib Lovely ein Zeichen!«
Oro nickte verstehend. Dann holte er tief Luft und rief Lo-velys
Namen in solcher Lautstärke, daß das Gebrüll der
verzückten Menge zu einem unscheinbaren Gemurmel
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