PR TB 107 Planet Der Gefangenen Seelen
deswegen nicht das Gehirn«, sagte ich
und eilte bereits die Treppe zum Altar hinauf. »Jetzt müssen
wir uns um Lovely kümmern.«
Ich konnte mir schon denken, warum sich die Wahnhalle so plötzlich
zurückgezogen hatten. Wahrscheinlich hatte Payo Coq'Inoi sie mit
seiner hypnosuggestiven Fähigkeit dazu gezwungen, als er merkte,
daß sie gegen unsere Waffen ohnehin nichts ausrichten konnten.
Als ich den Altar erreichte, fehlte von Coq jede Spur. Auch die
anderen Wegoyi waren verschwunden. Ich umrundete die Altaraufbauten,
hinter denen ich den Ausgang wußte, durch den Lovely
verschwunden war. Aber als ich die Stelle erreichte, befand sich hier
eine massive Mauer aus Steinquadern.
»Mich kann Zwerg Coq nicht täuschen«, sagte Oro
knurrend, als er zu mir kam und sah, daß uns eine Mauer den Weg
versperrte. »Hier existiert keine Mauer, alles nur Suggestion.«
Er nahm einen Anlauf, rannte gegen die Mauer an und prallte
zurück.
Prygtin, der mit Randta nachgekommen war und Oros mißglückten
Versuch, das Hindernis zu durchdringen, sah, riet mir: »Kehren
wir um, Roi. Noch können wir den Tempel verlassen. Aber wenn die
Sektenmitglieder erst zur Besinnung kommen und entdecken, was wir mit
den Wahnhallen getan haben, werden sie uns zerfleischen.«
Ich warf ihm einen abfälligen Blick zu. »Irgendwo
hinter dieser Mauer befindet sich ein Freund von mir. Ich habe mir
vorgenommen, ihn zu befreien und werde mir diese Gelegenheit nicht
entgehen lassen.«
Noch während des Sprechens hatte ich den als
Perkussionspistole getarnten Desintegrator gezogen und auf die Wand
gerichtet. Ich achtete nicht auf die Einwände, die Prygtin
vorbrachte, und drückte ab. Die einen Meter dicke Steinwand
löste sich auf. Als eine mannsgroße Öffnung
entstanden war, steckte ich die Desintegrator-Perkussionspistole weg
und kletterte hindurch. Ich kam in einen sechs mal vier Meter großen
Raum, der keinen Ausgang zu haben schien.
Oro Masut, der sich ächzend und stöhnend durch die
Öffnung gezwängt hatte, beklagte sich: »Das
nächstemal, wenn Sie einen Durchlaß schaffen, dann denken
Sie bitte daran, daß er groß genug für einen
Ertruser ist, Sir.« Er unterbrach sich und blickte sich
verblüfft um. »Nanu? Sind wir schon wieder eingemauert?«
»Kehren wir um, Roi!« drängte Prygtin wieder.
»Ohne Mutanten können wir hier nichts ausrichten. Sie
können nicht alle Mauern niederreißen, bis Sie zufällig
auf jenen Raum stoßen, in dem sich Ihr Freund aufhält.
Wahrscheinlich hat man ihn schon lange aus dem Tempel fortgebracht.«
»Mir scheint, Sie haben Ihren Plan, Giryol Kenzy zu stürzen,
schnell aufgegeben«, sagte ich spöttisch.
»Ich kenne meine Grenzen«, entgegnete er. »Ich
weiß, daß ich ohne die Hilfe von Mutanten auf verlorenem
Posten stehe. Wir brauchen die Vanymos, damit sie uns den richtigen
Weg zeigen.«
Ich nickte. »Sie haben in einer Beziehung recht, Prygtin.
Ich kann nicht den ganzen Tempel abtragen, um an mein Ziel zu
gelangen. Aber so schnell kapituliere ich dennoch nicht. Dieser Raum
muß einmal einen Ausgang besessen haben. Es muß auch für
uns eine Möglichkeit geben, ihn zu finden.«
Prygtin schüttelte verständnislos den Kopf. »Sie
laufen mit offenen Augen in den Tod, Roi. Ich nehme an, Sie werden
sich
mir unter keinen Umständen anschließen und mit mir den
Tempel verlassen?«
»Lovely ist hier irgendwo. Ich werde ihn finden!«
sagte ich unnachgiebig. Ich wtißte, daß es einem
Selbstmord gleichkam, sich noch länger im Tempel aufzuhalten. In
jedem Korridor, in jedem Raum, den wir betreten würden, konnten
unzählige unbekannte Gefahren lauern. Aber ich wollte von dem
einmal gefaßten Entschluß nicht mehr abgehen. Ich war
Lovely so nahe, daß ich einfach nicht aufgeben konnte.
»Ich betrachte Sie immer noch als Partner, obwohl sich jetzt
unsere Wege trennen werden«, sagte Prygtin bekümmert.
»Deshalb, und nur, weil ich hoffe, daß Sie vielleicht
doch mit dem Leben davonkommen und wir noch zusammenarbeiten werden,
will ich Ihnen zeigen, wie Sie den Ausgang finden können.«
Er stellte sich in die Mitte des Raumes, auf seinem Gesicht
erschien ein Ausdruck angestrengter Konzentration. Plötzlich
merkte ich aus den Augenwinkeln, daß mit der Wand rechts von
mir eine Veränderung vor sich ging. Als ich mich in diese
Richtung wandte, sah ich, daß die Steinquadern zur Seite
glitten, sich ineinander verschoben und eine zweieinhalb Meter hohe
und eineinhalb Meter breite Öffnung freigaben.
Prygtin
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