PR TB 107 Planet Der Gefangenen Seelen
zurückzukehren,
ich hätte mein Leben schon lange beendet.«
»Aber glauben Sie ernsthaft, daß alle Bewohner von
Gar-wankel Ihren Wunsch, in die sogenannte Höhenwelt
zurückzukehren, teilen?« fragte ich. »Für sie
ist dieses Universum, dieser Planet, die Heimat, denn sie wurden hier
geboren.«
»Es ist nicht meine Angelegenheit, mir über die Wünsche
und Sehnsüchte dieser Geschöpfe Gedanken zu machen«,
erklärte Coq. »Ich bin Payocoq, der Sucher, und meine
Aufgabe war es, jemanden zu suchen, der berufen ist, Giryolkenzy, den
Eingeschlossenen, zu befreien. Wenn Giryolkenzy seinem Kerker
entflohen ist, soll er entscheiden, was mit den Nachkommen der
Ausgestoßenen zu geschehen hat.«
»Und Sie glauben, in Lovely Boscyk den Befreier für
Giryol Kenzy gefunden zu haben?« fragte ich.
Er nickte. »Ja, ich bin sicher. Ich habe während meiner
mehrtausendjährigen Suche viele Menschen in der Tiefe getroffen,
die auf Aquills Träume angesprochen haben. Aber keiner von ihnen
hat die Träume so klar empfangen und so intensiv verarbeitet.
Jetzt wird mir klar, warum sie alle versagten, als sie nach Garwankel
kamen - sie brachten einfach nicht die richtigen Voraussetzungen mit
sich. Lovely Boscyk ist da ganz anders. Ich habe das sofort bei
unserer ersten Begegnung erkannt, deshalb verwendete ich auch so viel
Zeit für ihn. Doch leider erwiesen sich alle Vorsichtsmaßnahmen
und Sicherheitsvorkehrungen als unzulänglich. Sie waren klüger,
als ich dachte, Roi. Und nur weil ich Ihre Intelligenz schätze,
möchte ich von Gewaltanwendung Abstand nehmen und Ihnen einen
Vorschlag zur Güte machen. Wenn Sie Gar-wankel freiwillig und
auf dem schnellsten Wege verlassen, dann soll Ihnen und Ihren Leuten
nichts geschehen.«
»Warum nicht?« sagte ich. »Ich bin nur wegen
Lovely nach Garwankel gekommen. Geben Sie ihn frei, dann fliege ich
sofort wieder ab.«
Payo Coq'Inoi sah mich lange an, bevor er sprach.
»Ich möchte nicht umsonst Tausende von Jahren dieses
höllische Universum durchstreift haben. Ich kann Ihnen Lovely
Boscyk nicht ausliefern, Roi. Ja, ich sage ausliefern, weil Lovely
freiwillig hier ist und nur unter Zwang mit Ihnen gehen würde.
Es wäre also doppelter Verrat, überließe ich Bos-cyk
Ihnen. Erstens Verrat an den Verbannten, die sich nach der Höhenwelt
zurücksehnen, und zweitens Verrat an meinem Freund Lovely, der
hier seine Bestimmung zu finden hofft.«
Ich schüttelte den Kopf. Ich konnte einfach nicht glauben,
was Coq mir einzureden versuchte. Ursprünglich hatte Lovely
einen guten Grund gehabt, nach Garwankel zu fliegen — er wollte
den Urheber seiner Alpträume finden. Aber jetzt, da er die ganze
Wahrheit kennen mußte, konnte er keine Veranlassung haben, noch
länger auf dieser Welt zu bleiben.
»Ich glaube Ihnen nicht, Coq«, sagte ich. »Ich
möchte von Lovely selbst hören, daß es sein Wunsch
ist, auf Garwankel zu bleiben. Erst wenn ich mich davon überzeugt
habe, werde ich mich zurückziehen.«
»Gerne würde ich Ihnen diesen Gefallen erweisen, Roi,
aber dafür ist es schon zu spät«, sagte Coq
bedauernd, und es klang ehrlich. »Denn inzwischen haben sich
Calluq und Aquill Lovelys angenommen, und sie würden Sie nicht
in seine Nähe kommen lassen. Sie werden, auch ohne Lovely noch
einmal gesprochen zu haben, nach Olymp zurückkehren.«
Ich verzog spöttisch den Mund. »Mit Drohungen erreichen
Sie bei mir höchstens das Gegenteil.«
»Das weiß ich, deshalb erspare ich sie mir«,
entgegnete er. »Ich werde Sie Zeuge eines Vorfalles sein
lassen, der ein typisches Beispiel dafür ist, was mit
unerwünschten Besuchern auf Garwankel geschieht. Wenn Ihnen das
Leben Ihrer Leute
und Ihr eigenes etwas bedeutet, dann werden Sie meinen Rat
befolgen.«
Payo Coq'Inoi kehrte der Begrenzungsmauer den Rücken zu und
ging zu dem Vanymo, der mit mir auf das Dach des Tempels teleportiert
war, und sagte etwas zu ihm. Daraufhin entmaterialisierte der Mutant
und kehrte gleich darauf mit zwei weiteren seiner Artgenossen zurück.
»Kommen Sie, Roi«, forderte mich Coq auf. »Ihnen
passiert nichts. Ich garantiere für Ihre Sicherheit.«
Ich stieß mich von der Begrenzungsmauer ab und kam zu Coq,
der im Mittelpunkt des Dreiecks stand, das die Mutanten bildeten. Ich
war kaum bei ihm angelangt, da teleportier-ten sie mit uns.
Wir materialisierten auf einer jener mosaikbelegten Flächen,
die als Bezugspunkte für Teleportersprünge dienten.
Vor uns lag ein weiter Platz, der zur Hälfte überdacht
war. In
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