PR TB 107 Planet Der Gefangenen Seelen
ihm
Nahrung und Getränke und erkundigten sich nach weiteren
Wünschen.
Lovely winkte ab.
»Haben Sie etwas über den Verbleib meiner Leute
herausgefunden?« fragte er den Wegoya.
Payocoq ließ seine Facettenaugen in einem irisierenden Licht
erstrahlen, so daß sich Lovely abwenden mußte.
»Ich habe in Erfahrung gebracht, was aus Ihren Leuten
geworden ist, Lovely«, sagte der Wegoya mit seltsamer Betonung.
»Sie befinden sich auf der MIGHTY QUEEN und warten auf weitere
Befehle von Ihnen. Sie scheinen gar nicht überrascht zu sein.«
»Und ob ich überrascht bin!« sagte Lovely. »Ich
habe sie jedenfalls weder zum Schiff zurückgeschickt, noch habe
ich ih
nen irgendwelche Anweisungen gegeben. Als wir aus dem1 Tempel
flüchteten, hatte ich nicht einmal mehr Gelegenheit, sie zu
sehen, geschweige denn, auch nur ein Wort mit ihnen zu wechseln.«
»Das stimmt«, bestätigte Payo Coq'Inoi. »Wer
mag ihnen dann diesen Befehl gegeben haben?«
Lovely blickte Coq in die Augen und versank beinahe darin. Er
konnte darin lesen wie in einem Buch. »Sie glauben doch nicht,
daß Roi Danton zurückgekehrt ist«, sprach Lovely
schließlich Coqs Verdacht aus.
»Warum nicht?« meinte der Wegoya. »Sie kennen
ihn besser als ich.«
Lovely nickte. Plötzlich packte er den Wegoya an der
Schulter, zuckte jedoch schnell zurück, als ihm dieser einen
elektrischen Schlag versetzte.
»Hören Sie, Coq, Sie müssen Roi verschonen!«
verlangte Lovely.
»Das liegt nicht an mir«, erwiderte Coq gleichgültig.
»Bisher habe ich seine Existenz vor Aquill und Calluq
geheimhalten können. Aber wenn er wiederkommt, dann kann ich
nichts mehr für ihn tun. Calluq ist durch ihn zum Krüppel
geworden, Roi vernichtete seine Arme. Alles in Calluq schreit nach
Rache. Und wenn er ihn nicht stellt, wird Aquill seinen Bruder
rächen.«
Der Raum wurde plötzlich in ein blutiges Rot getaucht, in dem
gelbe Schlieren wie Flammen züngelten, und eine Stimme, die um
vieles melodischer, einschmeichelnder und ausdrucksstärker war
als die Coqs, sagte: »Der Tagträumer nimmt meinen Namen in
den Mund? Würdest du in meiner Gegenwart wiederholen, was du
über mich zu lästern hattest?«
»Man merkt, daß du bei Giryolkenzy warst, denn seine
schlechte Laune hat auf dich abgefärbt«, konterte Coq.
»In der Tat, mein eingeschlossener Bruder war ungehalten«,
sagte Aquill mit melodischer Stimme. »Wir sollten endlich
darangehen, ihn aus seinem Gefängnis zu befreien.«
Aquill war das genaue Ebenbild seines Bruders Calluq. Er besaß
zwei vielgelenkige Säulenbeine, vier Tentakel und einen
Kugelkopf mit einem Kranz von Augen und sechs senkrechten
Schlitzorganen. Er war über drei Meter groß und wog an die
zwanzig Zentner. Zum Unterschied von Calluq konnte er sich nicht
vierteilen und besaß auch gänzlich andersgeartete
Fähigkeiten. Er war ein Jünger der Schönen Künste,
kein Kämpfer und beherrschte die Elemente meisterlich; unter
seiner Geisteskraft wurde jegliche Art von Materie zu einem leicht
formbaren Material. Doch hatte auch er, wie Calluq und Payocoq, in
der Tiefe einen Teil seines Talents eingebüßt.
Hier in der Tiefe war es nicht möglich, Materie beliebig zu
formen und zu erschaffen. Das schien daran zu liegen, daß in
diesem Universum die dafür nötigen Voraussetzungen fehlten.
Aber Aquill besaß immer noch recht erstaunliche Fähigkeiten.
Er konnte eindrucksvollere und intensivere Visionen entstehen lassen
als Payocoq, seine ausgesandten Traumbilder konnten noch von Gehirnen
empfangen werden, die Hunderte von Parsek weit entfernt waren.
Ohne seinen Kugel schädel drehen zu müssen, sagte er zu
Lovely: »Wie fühlen Sie sich? Entspannt und ausgeglichen?
Oder leiden Sie noch unter den Depressionen? Wir müssen den
Druck, der auf Ihrem Geist lastet, aufheben, Lovely. Wir müssen
den Widerstand Ihres Unterbewußtseins brechen. Warum sträuben
Sie sich? Sie wissen, daß Sie auserwählt sind, der Erlöser
von unzähligen leidenden Kreaturen zu sein. Befreien Sie den
Eingeschlossenen, und Sie befreien alle, die in der Tiefe gefangen
sind! Ich zeige Ihnen jetzt die Höhen
welt, Lovely, ich zeige Ihnen das Paradies in seiner ganzen
Schönheit ... «
... damit er erkennt, was die Verbannten in der Tiefe vermissen
müssen. Er sieht die Bilder voll Verlangen, möchte selbst
einkehren in dieses Universum ohne Grenzen, ohne Schranken, wo jeder
das wird, was er ist, wo es eine Gleichheit gibt, aber kein
Kollektiv, wo es keine Gesetze gibt, aber
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