PR TB 108 Der Arkonide Und Der Sonnenkönig
und verließ das Schiff.«
Ich erkundigte mich trotzdem:
»Gibt es keine Möglichkeit, das Schiff anzufunken und
auf der Strecke bis zur Sonne zur Kursänderung zu bringen?«
»Glaube mir«, sagte sie, während das Geräusch
des Überschallknalls sich mit dem Platzen der letzten
Pulverhülsen mischte, »ich hätte es unternommen.
Alles, nur um dir zu helfen. Wir brauchen das Schiff nicht, und einen
Flug nach ARKON hätte es auch noch überstanden.«
»Also: keine Chance für mich?«
»Nein. Es tut mir leid, Arkonide. Versuche, alles zu
vergessen. In einigen Stunden hat sich das Schiff in einige
Milliarden Partikel des solaren Massendefekts verwandelt, in
glühendes Gas der Korona oder der Photosphäre.«
Ich flüsterte:
»Alles war umsonst! Alles. Ich wollte euch heute abend
bitten, mir eine Passage nach ARKON zu ermöglichen.«
»Und du bist zu spät gekommen. Seit wann bist du hier?«
fragte sie und bedeutete mir, aus der nach Pulvergasen riechenden und
zudem feuchtkalten Luft ins Zimmer zurückzugehen.
»Seit Jahrtausenden!« sagte ich. Ein Rest Vernunft
funktionierte noch, und da ich niemandem mein unterseeisches Versteck
verraten wollte, fügte ich hinzu: »Wenigstens fühle
ich es so. Ich bin zu lange hier.«
»Also zu lange.«
»So ist es!« sagte ich.
Wir sahen uns an. Zwei auf diesem Planeten gelandete Raumfahrer.
Sie fühlte sich vielleicht im Augenblick nicht besonders wohl,
aber ich konnte kaum einen vernünftigen Gedanken fassen. Ich
lehnte mich im Sessel zurück und schloß die Augen. Ich
erinnerte mich noch an das innere Training des Zen und versuchte, die
Herrschaft über meinen Verstand und meinen Körper wieder zu
erlangen. Schließlich schenkte ich mir noch einen Pokal voll
Wein und sagte:
»Dié oder Gabrielle Doreau - ich habe meine Chance
vertan. Ihr wollt hierbleiben?«
Sie nickte und versicherte:
»Bis zu meinem Tode. Das wollen wir alle und deshalb
starteten wir nach reiflicher Überlegung das Schiff. Das, was
wir aus den Lagerräumen geborgen haben, wird uns auf alle Fälle
ein behagliches Leben garantieren. Außerdem können wir
hier alle unsere Träume nachspielen. Für Wesen wie uns ist
dieser Planet eine Art Sandkasten: Wir können versuchen, alle
unsere Träume wahr werden zu lassen. Willst du dich
anschließen?«
»Vielleicht!« sagte ich dumpf. »Ich muß
erst einmal über die Enttäuschung hinwegkommen. Aber, wie
ich mich kenne, wird das nicht lange dauern. Wir sollten uns in
einigen Tagen treffen und alles diskutieren.«
Sie legte das Schmuckstück ab und warf es achtlos auf ein
Tischchen mit geschwungenen Beinen.
»Dieses Mädchen Tairi. Weiß sie ...?«
Ich nickte.
»Sie weiß alles. Fast alles. Ich habe sie von einer
Insel fern im Osten mitgenommen. Sie wird von Tag zu Tag klüger,
und das ist etwas, das man von den wenigsten Bewohnern dieser Welt
sagen kann.«
»Richtig. Wir werden einige bemerkenswerte kulturelle
Anstöße geben können. Und du, Atlan -was wirst du
tun?«
Ich lachte bitter auf.
»Nichts anderes. Was bleibt mir übrig. Und eines Tages
habe ich alles satt und verschwinde so schnell band ungesehen, wie
ich gekommen bin.«
»Wohin?« fragte sie flüsternd.
»Irgendwohin!« sagte ich.
Wir schwiegen und sahen uns an. Nach etwa einer Stunde kam Verga
oder Beatrix de Vergaty, und in wenigen Sätzen berichtete ihr
Gabrielle, was geschehen war und wen sie hier vor sich hatten. Ich
nickte immer nur und trank weiter.
Endlich hatte ich die Kraft, aufzustehen und zu sagen:
»Meine Damen - ich bedauere, daß ich mich gehenließ.
Aber die Enttäuschung warf mich fast um. Ich gehe jetzt in
dieses kleine Haus, betrinke mich vollkommen und werde die nächsten
Tage meinen Rausch ausschlafen. Dann reden wir über alles. Und
über unsere Pläne zur Verschönerung des menschlichen
Verstandes und dieses Planeten. Ich gehe.«
»Gute Nacht!« sagte Verga und blieb sitzen. Auch sie
war mehr als nur verblüfft.
»Ich bringe dich an die Tür«, meinte Gabrielle
und half mir die Treppe hinunter. Sie küßte mich zum
Abschied auf die Stirn und schloß dann die Tür hinter
sich.
Ich war allein mit dem Kies unter meinen Sohlen und fimt meiner
Enttäuschung.
Langsam wanderte ich durch den Park, umging den Banal und war
ziemlich erschöpft, als ich unser Häuschen erreichte. Ich
sah Licht hinter den Scheiben und eine Silhouette. Tairi No Chiyu.
Sie erwartete mich.
Mit Hilfe Jeans, den sie weckte, schleppte sie mich die Treppen
hinauf und bis zu unserem
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