PR TB 109 Das Unsichtbare Netz
mein Gehilfe - die
HER BRITANNIC MAJESTY II flugunfähig machte. Das gleiche gilt
für das Rettungsboot. Er hat außerdem die Funkanlagen
unbrauchbar gemacht.«
»Sieht so aus, als hätte er vor, zurückzukehren«,
warf Pjotr ein. »Ich frage mich nur, was er auf Ontario sucht.
Was für ein Fahrzeug hat er mitgenommen?«
»Ein Paar Langlaufschi«, antwortete Guy, »falls
Sie das als Fahrzeug
bezeichnen wollen.« Er verschwieg, daß sein Roboter
zusätzlich über ein leistungsfähiges Flugaggregat
verfügte.
Mabel räusperte sich leise und sagte:
»Ich möchte Ihnen auch mal einige Fragen stellen,
Mister Elidas«, erklärte sie kühl, »welche
Beziehungen gibt es zwischen den Menschen von Ontario und den
Menschen von Kasuir?«
»Keine«, antwortete Simon Elidas.
»Sind sie miteinander verwandt?«
»Allerdings!« Elidas' Stimme klang bitter. »Wir
auf Ontario sind die Deportierten oder die Nachkommen der
Deportierten von Kasuir.«
»Deportiert?« fragte Guy schnell. »Verbrecher?«
»Genetisch disqualifiziert«, sagte Simon. »Wir
hatten das Pech, bei der regelmäßigen genetischen
Untersuchung negativ eingestuft zu werden -beziehungsweise unsere
Vorfahren hatten das Pech. Damit waren wir untragbar für die
Menschheit von Kasuir.«
»Das glaube ich nicht«, sagte Mabel resolut. »So
ein Unsinn! Diese Kinderkrankheiten hat die Menschheit doch längst
abgelegt.«
»Welchen Maßstab legt man bei der Genkontrolle denn
an?« fragte Guy Nelson. Er stopfte sich die Pfeife und zündete
sie an. Der Rauch schwebte in blaugrauen Wolken in der Luft.
Pjotr lachte zornig.
»Einen für Übermenschen! Der genetische Code muß
garantieren, daß die Nachkommen eine gewisse Körpergröße
nicht unterschreien, einen ebenmäßigen inneren und äußeren
Körperbau und einen MindestIntelligenzquotienten haben.
Natürlich dürfen keine vererbbaren Krankheiten vorhanden
sein.«
Guy runzelte die Stirn.
»Beim Eckzahn des Großen Bären! Wenn man diesen
Maßstab an die Erdbevölkerung anlegte, würde bestimmt
drei Viertel der Terraner durchfallen.«
Er nahm die Pfeife aus dem Mund und schüttelte den Kopf.
»Natürlich werden Aussiedler bereits gesiebt, so daß
die Bewohner von terranischen Siedlungswelten sozusagen von einer
Auslese abstammen, aber auch in einer solchen Auslese dürfte
etwa die Hälfte nicht den Voraussetzungen entsprechen, die Sie
soeben nannten.«
Er sah Pjotr nachdenklich an.
»Nach allen bisher gesammelten Erfahrungen reicht eine
aktive Beteiligung von fünf Prozent aller Bürger eines
Planeten aus, um einen gewaltsamen Umsturz durchzuführen.
Versuchen Sie nicht, mir weiszumachen, daß sich dann fünfzig
Prozent eine Deportation widerstandslos gefallen ließen.«
»Aber genauso hat es sich verhalten«, warf Simon
Elidas ein. »Und nicht ein einziger Mensch hat rebelliert -
nicht einmal in Gedanken. Wir hielten die Auslesemaßnahmen für
notwendig. Erst nach unserer Deportation änderten wir unsere
Meinung.«
Guy Nelson warf einen Blick auf die Panoramagalerie, deren
Bildschirme
das Abbild einer sternenbeschienenen Schneelandschaft zeigten. Die
Außenmikrophone übertrugen das Heulen des Windes und der
Wolfsähnlichen.
Der Raumkapitän nickte.
»Das kann ich Ihnen nachfühlen, Mister Elidas.«
***
Niemand antwortete.
Der Greis schien die Eintretenden überhaupt nicht
wahrzunehmen; der Junge starrte sie nur wortlos an.
Obo Nakuru ging an Perry Rhodan vorbei, berührte leicht den
rechten Arm des Jungen und fragte:
»Wie heißt du?«
Der Junge antwortete nicht.
Statt dessen murmelte der Alte etwas, aber es war nur
unverständliches Kauderwelsch. Der Junge kniete neben ihm
nieder, nahm eine braungelbe Schale von einem schiefen Wandbord und
hielt sie an die Lippen des Greises.
Als er den Kopf des Mannes anhob, öffneten sich die borkigen
Lippen. Der Alte schlürfte geräuschvoll, aber ein großer
Teil des Wassers lief daneben.
Nakuru drehte sich um, blickte Rhodan an. »Wir müssen
helfen, Sir.«
Perry nickte.
»Holen Sie die Schildkröte hierher!«
Der Massai zog sein flaches rechteckiges Kommandogerät aus
einer Beintasche des Expeditionsanzuges und ging vor die Tür.
Perry ging zum Lager und kniete ebenfalls neben dem Greis nieder.
Die Schale war leer. Der Alte fuhr sich ein paarmal mit der Zunge
über die Lippen. Währenddessen ruhte der Blick seiner Augen
unverwandt auf Rhodans Gesicht.
Die Augen waren von einer tiefen Bläue, wie sie Perry Rhodan
bislang nur bei sehr wenigen Menschen
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